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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Autoren: Christian Humberg
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Administrator Bai Jun bis heute schuldig.
    Und ich soll jetzt Adams hinterherspionieren? Lhundup sah sich schon wie ein Geheimagent um Häuserecken lugen oder mit falschem Bart und Perücke getarnt die Stadtoberen observieren. Ein albernes Bild.
    In seiner Kindheit hatten die Nomaden des Changthang so manchen eisig langen Winterabend mit gemeinschaftlich zelebrierten Filmvorführungen überstanden. Dicht an dicht hatten sie sich in eines ihrer großen Zelte gedrängt, in dem jemand irgendwelche Raubkopien auf batteriebetriebenen Displays abspielte. Es waren alte Streifen gewesen, teilweise sogar uralte, und doch hatten Lhundup und seine Stammesanhänger jeden einzelnen genossen. Nicht obwohl, sondern gerade weil die in ihnen geschilderten Geschichten und gezeigten Figuren sich so grundlegend von der Realität in den tibetischen Hochebenen unterschieden. Insbesondere der britische Geheimagent James Bond hatte es dem Kind Lhundup angetan. Und nun sollte er selbst zu einem Bond werden? Er bezweifelte, dass er dazu das nötige schauspielerische Talent besaß, von der Chuzpe ganz zu schweigen.
    »Hast du denn gar nichts Neues in Erfahrung bringen können?«, fragte er unglücklich und ungläubig.
    »Machst du Witze?«, erwiderte Bai Jun mit ein wenig militärischer Schärfe im Ton. »Meine Fühler sind längst ausgestreckt, meine Kontakte aktiviert. Erst gestern Abend saß ich wieder mit Sicherheitskoordinator Allan Mercant beisammen, aber ...«
    Lhundup stutzte. Das ungute Gefühl, das mit der Vorstellung, in eine James-Bond-Rolle schlüpfen zu müssen, gekommen war, blieb. »Aber?«, hakte er vorsichtig nach und bedauerte es im selben Augenblick.
    »Du magst doch den Traum Terranias, oder?«, fragte Bai Jun mit leisem Lächeln. »Du bist gern ein Teil von ihm, baust mit uns allen an unserer gemeinsamen Zukunft als Terraner.«
    »Äh ... ja?« Lhundup hasste es, wenn sein Verstand nicht ganz mit dem Tempo der Ereignisse mithalten konnte, aber wachsam genug war, ihn das spüren zu lassen. In solchen Momenten kam er sich vor, als wolle sein eigener Geist ihn auf den Arm nehmen – und das erfolgreich!
    Bai Jun griff in die Jutetasche und zog ein sorgsam gefaltetes Etwas hervor. Es war braun und, so begriff Lhundup plötzlich mit nicht geringem Entsetzen, garantiert in der richtigen Größe.
    »Herzlichen Glückwunsch, Lhundup. Deine Bewerbung als Baugehilfe am Stardust Tower wurde soeben akzeptiert.« Der Bürgermeister zog sein Pod aus der Hosentasche und las die Uhrzeit vom Display ab. »Du kannst in ... vierzig Minuten anfangen. Mack und die anderen erwarten dich an der Hauptpforte.«
    Bewerbung? Ist wohl nichts mit falschem Bart und Perücke , dachte Lhundup seufzend. Dann sah er wieder nach oben. Und schluckte. »Aber Jun, ich ... ich habe Höhenangst.«
    »Und ich den dringenden Wunsch nach drei Wochen Urlaub am Strand.« Bai Jun schlug ihm so aufmunternd auf den Rücken, dass Lhundup einen Schritt nach vorn machen musste, um nicht umzufallen. »Aber das Glück ist mit dem, der seine eigenen Wehwehchen zu ignorieren versteht, wenn er es muss. Ich wette, dieser Onkel Dalaimoc, dessen Sinnsprüche du ständig zitierst, würde mir da zustimmen.«
    Lhundup kam nicht umhin, Jun recht zu geben. Auch wenn es ihm vorkam – zumindest ein klein wenig und nicht mit dem Intellekt, sondern dem Bauchgefühl –, als unterschreibe er damit sein eigenes Todesurteil.
     
    »Luhkneppel?«
    »Hier.«
    »Kaesbrod?«
    »Hier.«
    Der Stift flog über das Klemmbrett, hakte ab. Der amerikanischstämmige Ingenieur, der ihn führte und die Namen aufrief, war von durchschnittlicher Statur, hatte mittig gescheiteltes kurzes Haar, in dem die ersten grauen Stellen zu erkennen waren, und stets die Andeutung eines Lächelns in den Mundwinkeln. Auf seinem braunen Overall prangte in Brusthöhe ein Aufnäher mit der Aufschrift »David A. Mack«.
    Und er sah Lhundup recht genervt an.
    Der junge Tibeter blinzelte erschrocken und merkte erst dann, dass er seinen eigenen Namen überhört haben musste.
    »Du musst Lhundup sein, Kleiner«, sagte Mack. »Alle anderen auf meiner Liste sind bereits abgehakt.«
    Lhundup spürte die amüsierten Blicke der restlichen Truppe auf sich ruhen. »Was? Äh, natürlich. Ja, ich ... Verzeihung, aber ... Ich bin Lhundup.«
    »Kein Name, für den man sich entschuldigen müsste«, sagte Mack schmunzelnd. »Und fürs nächste Mal: Ein einfaches ›Hier‹ genügt vollkommen.« Er reichte Klemmbrett und Stift an seinen
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