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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod
Autoren: Laura Griffin
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Krampfhaft umklammerte sie das Lenkrad und linste in den Rückspiegel. Ihr Blick blieb an der Pistolenmündung hängen. Die Waffe war groß und bedrohlich und direkt auf ihren Kopf gerichtet.
    Â»Links abbiegen.«
    Der Befehl lenkte ihre Aufmerksamkeit von der Waffe ab, und Mia konzentrierte sich wieder auf den Mann. Sie zwang sich, ihn so gut wie möglich zu beschreiben. Ein schwarzer Kapuzenpulli, die Kapuze tief in das Gesicht gezogen. Mund und Nase von einem dunkelblauen Halstuch verdeckt. Über den Augen eine dunkle Sonnenbrille. Das Einzige, was sie von dem Maskierten sehen konnte, war ein dünner Streifen Haut zwischen Tuch und Sonnenbrille.
    Wieder stieß er ihr den Pistolenlauf in den Nacken. »Schau auf die Straße.«
    Mit rasendem Herzen folgte sie seinem Befehl. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Weil sie plötzlich merkte, dass sie den Atem anhielt, konzentrierte sie sich auf das Einatmen. Mit einer Hand ließ sie das Lenkrad los, um zu schalten. Dann bog sie links ab.
    Wohin fahren wir? Was will der Kerl?
    In ihren Gedanken jagte ein Schreckensszenario das nächste, während sie suchend umherblickte und auf einen Streifenwagen, ein Feuerwehrauto, irgendwas hoffte. Doch sie waren in einer Universitätsstadt, und wenn hier etwas passierte, dann viel näher am Universitätsgelände.
    Welche Möglichkeiten hatte sie? Ihre Stirn war von kaltem Schweiß bedeckt. Ihr Mund fühlte sich trocken an.
    Der Motor heulte auf. Sie hatte das Schalten vergessen. Mit feuchter Hand griff sie zum Schaltknüppel und legte den dritten Gang ein.
    Denk nach . Panisch schossen ihre Blicke umher, doch die Straßen waren verwaist. Das nächste offene Geschäft war ein Fast-Food-Restaurant zwei Blocks hinter ihnen.
    Â»Nach rechts zur CenTex Bank. Zum Drive-in-Automaten.«
    Innerlich stieß Mia einen Stoßseufzer aus. Er wollte Geld. Tränen der Erleichterung traten ihr in die Augen. Doch sobald sie begriff, dass es nicht wirklich etwas bedeutete, kehrte die Panik zurück. Er könnte sie trotzdem erschießen und am Straßenrand liegen lassen. Gerade sie wusste, wie verdammt wenig ein Menschenleben manchmal wert war. Eine Handvoll Geldscheine. Eine Tüte Crack. Ein Paar Sneakers.
    Sie könnte tot sein, noch ehe der Geldautomat die Scheine ausgegeben hatte.
    Der kalte harte Pistolenlauf drückte fest gegen ihre Wange. Sie hielt den Atem an und sah in den Spiegel. Sie erinnerte sich an das Phantombild des Una-Bombers, eines Mannes mit Kapuzenshirt und Sonnenbrille, der jahrelang auf der FBI-Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher stand. Als forensische Wissenschaftlerin an einem der führenden kriminaltechnischen Labore der Welt hatte Mia Verbindungen zu allen möglichen Zweigen der Polizeikräfte – doch in diesem Augenblick nützten sie ihr gar nichts. In diesem Augenblick gab es nur sie und diesen Mann in ihrem Auto, und er richtete eine Pistole auf ihren Kopf.
    Bleib ruhig. Denk nach.
    Sie steuerte den Jeep neben den Geldautomaten, wobei sie um ein Haar mit der linken Autoseite die gelbe Betonsäule gestreift hätte. Zu spät fiel ihr ein, dass sie gerade eine Fluchtmöglichkeit verpasst hatte.
    Mia schloss die Augen und schluckte. Plötzlich musste sie an ihre Mutter denken. Was auch passieren mochte, Mia musste das durchstehen. Einen weiteren Schicksalsschlag durfte sie ihrer Mutter nicht zumuten.
    Nicht an einem siebten Januar.
    Mit neuer Entschlossenheit wandte sie ihm das Gesicht zu. Oder war es nur das Adrenalin, das in ihr zirkulierte? »Wie viel wollen Sie?« Sie ließ das Fenster herunter, während sie mit der anderen Hand in der Handtasche nach dem Geldbeutel kramte.
    Â»Fünftausend.«
    Â»Fünftausend?« Sie drehte sich um und starrte ihn an. Insgesamt hatte sie zwar schon so viel Geld, aber das war irgendwo angelegt. Auf dem Girokonto dürften eher nur um die fünfhundert sein. Doch in ihrer Situation wollte sie nichts weniger als diesen Typen verärgern.
    Sie schluckte. »Ich glaube, mein Limit sind dreihundert.« Sie versuchte, ruhig zu wirken, aber ihre Stimme klang wacklig und schrill. Sie beugte sich zu ihm und drehte die Schulter dabei so, dass die Überwachungskamera des Geldautomaten das Wageninnere erfassen konnte. Vermutlich würde der Mann nicht im Sichtfeld sein, aber vielleicht kam wenigstens die Pistole ins Bild. »Aber ich könnte öfter abheben.«
    Wieder presste
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