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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod
Autoren: Laura Griffin
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Frank Hannigan dann zu Hause bei seiner Frau und läge nicht mit einem Loch in der Brust auf dem Asphalt?
    Â»Madam?«
    Sie sah den Beamten an. »Er war schon da. Er muss gleich nach mir gegangen sein.« Sie presste die Lippen aufeinander, damit sie nicht zitterten. Sie trug nur ein Nachthemd, Jeans und nasse Hausschuhe. Ihre Strickjacke hing irgendwo da draußen am Stacheldrahtzaun.
    Â»Okay. Aber Sie haben Hannigan erst wieder gesehen, als Sie auf dem Highway nach Westen fuhren, korrekt?«
    Mia sah auf ihre Hände. Sie waren voller Blut. Als sie neben ihm auf der Straße kniete, hatte sie versucht, den Blutfluss zu stoppen, und beide Hände verzweifelt auf die Wunde gepresst. Aber es war einfach zu viel gewesen, das da durch sein Hemd, seine Jacke drang und langsam und warm und klebrig zwischen ihren Finger durchfloss. Und dieses Gurgeln …
    Â»Madam?«
    Â»Was?«
    Â»Sie haben ihn nicht gesehen, als Sie bei der Bank waren?«
    Â»Nein.« Bei der Erinnerung an den Geldautomaten, an die Waffe in ihrem Nacken, überfiel sie eine neue Welle der Angst. »Vielleicht hat er mich auf der Straße gesehen, als ich zur Bank gefahren oder von ihr gekommen bin. Ich bin wohl etwas, äh, unkoordiniert gefahren. Sie sagten, er hat die Polizei verständigt?«
    Â»Der Anruf kam um zehn Uhr siebzehn rein. Er sagte, dass er Sie bei der Bank gesehen hat und Sie vermutlich mit einer Waffe bedroht werden.«
    Mia presste die Hände aneinander. Auch ihr Magen krampfte sich zusammen.
    Â»Okay, und als der Wagen anhielt und Hannigan ausstieg, hat er mit Ihrem Angreifer gesprochen, sagten Sie?«
    Â»Mit ihm gesprochen kann man nicht sagen. Er rief: ›He, Sie da!‹ So als wollte er ihn ablenken und ihn von seinem Plan abbringen.«
    Ihn davon abhalten, mich umzubringen.
    Wieder blickte sie auf ihre Hände und versuchte, den Brechreiz zu unterdrücken.
    Â»Oho, Kopf zwischen die Beine.« Die Notärztin drückte Mias Kopf nach vorne, und Mia starrte einen Riss in der Fahrbahndecke an, bis die Übelkeit wieder verschwand. Schritte näherten sich.
    Â»Wie geht’s ihr?«
    Sobald Mia die vertraute Stimme hörte, schloss sie die Augen. Ric Santos. Sie hatte geahnt, dass er auftauchen würde. Und gehofft, dass sie bis dahin weg war.
    Â»Wir sind so gut wie fertig«, antwortete Macon.
    Abgetragene Turnschuhe und der zerschlissene Saum einer Jeans kamen in ihr Blickfeld. »Caramia?«
    Â»Was?«
    Er ging in die Hocke und legte eine Hand auf ihr Knie. Noch nie vorher war er mit der Hand auch nur in die Nähe ihres Knies gekommen, und unter anderen Umständen wäre sie vermutlich vor Entzücken erschaudert. Aber jetzt konnte sie schon froh sein, wenn sie ihm nicht auf die Schuhe kotzte.
    Â»Wie geht’s deinem Arm?«
    Â»Gut.« Sie hob den Kopf und sah ihn an. Was ein Fehler war. Mit nur einem durchdringenden Blick aus seinen schwarzbraunen Augen erkannte er, dass sie log. Ihr Arm schmerzte höllisch. Schlimmer als jeder Schmerz zuvor. Trotzdem konnte sie sich glücklich schätzen, dass nicht sie hier auf der Straße im überfrierenden Regen lag und ein Spurensicherungstrupp um sie herumschwärmte.
    Sie richtete sich auf und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Ric erhob sich ebenfalls. Als sie sich Macon zuwandte, fühlte Mia seinen Blick auf sich ruhen – noch deutlicher als sonst. »Gibt’s noch was? Ich würde nämlich wirklich gern nach Hause.«
    Â»Man sollte das wirklich mit ein paar Stichen nähen«, warf die Notärztin ein und wickelte eine letzte Lage Verband um die Wunde an Mias Oberarm. »Andernfalls gibt es eine hässliche Narbe. Wir können Sie auf dem Weg zurück in die Stadt ins Krankenhaus bringen.«
    Mia atmete tief durch. Das Letzte, was sie momentan wollte, war in irgendeiner Notaufnahme rumzusitzen. Schon der Gedanke daran ließ sie schaudern. »Es geht schon.«
    Mit vorwurfsvollem Blick packte die Frau das Verbandmaterial zusammen.
    Â»Ich würd hinfahren«, sagte Ric. »Da kriegst du auch was gegen die Schmerzen.«
    Mia richtete den Blick wieder auf Ric. Sie hatte ihn seit Monaten nicht gesehen – zuletzt im Sommer, als sie gemeinsam an einem Fall gearbeitet hatten. Aber es dauerte nur Sekunden, bis ihr seine Gestalt wieder ganz vertraut war: die schlanke breitschultrige Figur, das dunkle, leicht strubbelige Haar, das etwas länger war, als sie es
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