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Dein ist der Tod

Dein ist der Tod

Titel: Dein ist der Tod
Autoren: Laura Griffin
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er den Pistolenlauf hart gegen ihre Wange. Morgen würde sie vermutlich einen blauen Fleck haben. Wenn sie morgen überhaupt erlebte.
    Sie drehte sich zum Automaten, um mit zitternden Fingern erst die Geheimzahl, dann die Summe einzugeben. Mehr als dreihundert würde sie nicht abheben können. Aber vielleicht funktionierte es zweimal hintereinander? Welche Rechnungen waren überhaupt schon abgebucht? Mia reichte ihm den ersten Packen Zwanzig-Dollar-Noten und biss sich auf die Lippe, während sie auf die zweite Auszahlung wartete.
    Vorgang abgebrochen.
    Das Blut stockte ihr in den Adern. Sekunden verstrichen, während Mia auf die Reaktion des Mannes wartete. Obwohl ihr der Schweiß über den Rücken lief, bildete ihr Atem in der frostigen Winterluft kleine Wölkchen vor den leuchtenden Automatenbuchstaben.
    Das war’s , dachte sie. Jetzt ist es aus.
    Zitternd streckte sie die Hand aus und nahm die Quittung aus dem Schlitz.
    Hier könnte sie einen Fluchtversuch wagen. Allerdings nur, wenn links und rechts vom Wagen keine Betonsäulen stünden.
    Oder sie könnte irgendwohin fahren, wo mehr Menschen waren. Am nächsten lag der Walmart drei Blocks von hier, aber würde sie es so weit schaffen, ohne dass er ihr eine Kugel in den Kopf jagte oder zumindest das Lenkrad entwand?
    Â»Zum Highway zurück.« In dem Befehl schwang Verärgerung mit, aber er klang nicht so enttäuscht, wie Mia befürchtet hatte.
    Sie legte den ersten Gang ein und steuerte den Jeep zurück zum Highway. Beim Schalten sah sie die vertraute Mardi-Gras-Glasperlenkette, die vom Rückspiegel herun terbaumelte. Ihr Anblick flößte ihr wieder etwas Zuver sicht ein. Immerhin waren sie in ihrem Auto, und sie saß am Steuer. Also konnte sie noch etwas unternehmen.
    Â»Wie wär’s mit der Sun Bank?«, krächzte sie mehr, als sie fragte. Die Bank lag hinter dem Walmart. Vielleicht konnte sie ihn überraschen, indem sie dort auf den Parkplatz fuhr, aus dem Wagen sprang und weglief?
    Â»Hier links abbiegen.«
    Mia krallte sich wieder an das Lenkrad. Im Rückspiegel trafen sich ihre Blicke. Sie konnte ihm zwar nicht in die Augen sehen, aber sie begriff, was er vorhatte – sie hörte es am Klang der Stimme, sah es an der Körpersprache und spürte es an der vollkommenen Ruhe, mit der er die Pistole hielt.
    Links bedeutete auf den Highway, hinaus aus der Stadt. Es bedeutete, dass er sie töten würde.

2
    Mit jedem Stoppschild und jedem Briefkasten, an dem sie vorbeifuhr, wuchs Mias Panik. Immer weiter raus aus der Stadt. Immer weiter weg von den Fluchtmöglichkeiten. Was konnte sie überhaupt tun? Ihre schweißfeuchten Hände krampften sich um das Lenkrad, während ihre Gedanken fieberhaft nach einem Ausweg suchten. Ihre Freundin Alex hätte eine Waffe in der Handtasche. Und Elaina würde den Kerl mit ihren Karatetricks unschädlich machen. Aber Mia besaß nicht einmal eine Pistole, die sie in ihre Handtasche hätte stecken können. Von Karatekenntnissen ganz zu schweigen.
    Â»An der nächsten Kreuzung rechts.«
    Je näher sie dem Straßenschild kamen, desto mehr schnürte ihr Angst die Kehle zu. Old Mill Road. Außer einer alten aufgelassenen Baumwollfabrik war dort hinten nichts mehr.
    Im Rückspiegel blitzten Autoscheinwerfer auf. Auf einmal merkte sie, dass sie nur noch stoßweise atmete und ihr Puls raste. Die Zeit lief ihr davon. Als die Straße zu einer in einer Senke befindlichen Brücke abfiel, nahm Mia den Fuß vom Gas und blickte verstohlen in den Rückspiegel.
    Komm schon, komm schon.
    Â»He, Gas geben!« Er stieß ihr die Pistolenmündung in den Nacken.
    Einundzwanzig, zweiundzwanzig …
    Â»Schneller!«
    Jäh riss Mia das Lenkrad erst nach rechts, dann nach links und trat voll auf die Bremse. Schleudernd kam der Jeep zum Stehen. Mia beugte sich nach vorne, löste dabei mit der Rechten den Sicherheitsgurt und tastete gleichzeitig mit der Linken nach dem Türöffner.
    Der Schuss knallte laut wie ein Donnerschlag neben ihrem Kopf. Sie meinte sogar die Schallwellen zu spüren, als sie die Tür aufstieß und sich hinaus auf die Straße stürzte. Noch im Fallen riss sie den Kopf herum und sah zwei grell blendende Scheinwerfer auf sich zukommen.
    Sie rappelte sich auf und rannte von der Straße weg. Im Zurückblicken sah sie, wie der Angreifer aus dem Fond ihres Wagens kam. Er hatte seine
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