Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2

Titel: Klagelied der Sterne: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 2
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
1
    Kairuna kniete neben einem niedrigen blau-braunen Busch, der ihm gerade bis zum Knie reichte, und beobachtete ein halbes Dutzend gelber Schnecken mit Beinen, die sich soeben mit vereinten Kräften in einem ihrer Spezies entsprechendem Tempo eine Heimstatt spannen. Sie benutzten dabei eine Substanz, bei der es sich um kirschrote Seide zu handeln schien. Zu ergründen, welcher Instinkt sie dazu befähigte, ihre winzigen Kräfte so mühelos zu vereinen, würde den Xenologen überlassen bleiben. Kairunas Berufsklassifikation sprach ihn davon frei, etwas analysieren oder systematisieren zu müssen, daher durfte er getrost die komplexe Schönheit des zarten, fremdartigen Phänomens bestaunen und bewundern. Ihm taten die Fachleute Leid, die alle neuen Entdeckungen sofort genau untersuchen und interpretieren mussten. Mitunter war es weit besser, etwas Schönes einfach nur zu betrachten.
    Er richtete sich auf und ließ den Blick über den schier endlosen Wald schweifen. Nun, der Wald war nicht im buchstäblichen Sinne endlos. Die erdähnlichen, pseudo-immer-grünen Bäume gediehen nur in den gemäßigten Klimazonen, die den Äquator des Planeten wie einen Gürtel umspannten. Ein Reisender, der nach Norden oder Süden wanderte, würde früher oder später aus dem Wald auf eine der großen Eisdecken gelangen, die den Großteil der Oberfläche von Argus V prägten. Bei vorbereitenden Vermessungen vom Orbit aus hatte man festgestellt, dass die Breite des Waldgürtels zwischen zwei- und dreitausend Meilen variierte - ausreichend Lebensraum also zwischen den Eismassen für Vegetation.
    Und für bewegliche Lebensformen, die nicht alle so unscheinbar waren wie Seide spinnende Schnecken. In den zwei Monaten, in denen die Landvermesser nun schon den Planeten erkundeten, waren ihnen einige größere exotische Lebensformen untergekommen. Die heimischen Fleischfresser waren zwar effektive, aber dennoch nicht sonderlich beeindruckende Jäger - nichts, womit das Team nicht hätte fertig werden können. Auch das Vorhandensein von fleischfressenden Jägern gehörte in diese Welt, prägte sie: Es war eine Welt, die einen frösteln machte, allerdings keineswegs lebensfeindlich war.
    »Norwegen.« Heftig keuchend trat Idar hinter Kairuna. Sie trug ihren Biokalkulator auf dem dreibeinigen Stativ bei sich. »West-Kanada. Tasmanien.« Sie rieb sich die behandschuhten Hände und begab sich daran, den Kalkulator und die anderen Instrumente aufzubauen. Je nachdem, wie Idar die Geräte kalibrierte, konnte sie ein Bild von einem beliebigen Bodenabschnitt aufzeichnen und zugleich hochrechnen, wie viele Lebensformen und Arten auf und im Erdboden lebten.
    »Ein bisschen zu kalt für mich.« Kairuna, in einem wärmeren Klima aufgewachsen, bevorzugte höhere Temperaturen. Dass die Atmosphäre hier noch unverschmutzt war und ihr Sauerstoffgehalt der unberührten Wälder wegen, die ihn abgaben, hoch, entschädigte allerdings für die herrschenden niedrigen Temperaturen. Momentan lagen diese zwar über dem Gefrierpunkt, hielten aber dennoch jeden davon ab, in kurzen Hosen herumzulaufen (mit Ausnahme einiger stoischer Fanatiker). Kairuna war froh, dass er seine Thermojacke und -stiefel trug.
    »Das wird die Kolonisten nicht davon abhalten, hierher zu kommen.« Idar blinzelte in ein Okular, verstellte eine Anzeige, und schaute dann wieder durch das Okular. »Manche Leute würden das hier als Paradies bezeichnen.«
    »Falls es wirklich ein Paradies ist, wird es immer einen begrenzten Horizont haben.« Kairuna starrte gen Norden. Sie arbeiteten fast zweitausend Kilometer südlich der nördlichen Eisplatte, doch noch immer bildete Kairuna sich ein, das Eis unter dem blauen Himmel am Horizont funkeln zu sehen.
    »Na schön, ein zweites New Riviera ist das hier nicht. Aber wie könnte es noch eine Welt wie New Riviera geben? Bis jetzt scheint dieser Planet sich hier genauso gut zu eignen wie Proycon, wenn nicht sogar besser, und die Leute reißen sich doch bereits darum, sich auf Proycon ansiedeln zu dürfen.« Sie drückte eine Taste, und ein Ruck ging durch den Kalkulator. »Es gibt noch immer genug Platz für Siedlungen. Die Ozeane sind klein, weil der planetare Wasserbestand größtenteils zu Eis gefroren ist. Die Leute werden sich hier wohl fühlen.« Sie schaute über das Okular hinweg, dann grinste sie. »Lauter Pluspunkte.«
    Kairuna wurde bei dem Gedanken, dass sich die Menschen hier wohl fühlen würden, warm ums Herz. Eine schroffe, protestierende Stimme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher