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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
Autoren: Faye Kellerman
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Organisationsgenie.«
    »Hat sie jemals durchblicken lassen, warum sie ihre Eltern beseitigen wollte?« fragte Marge.
    »Geldgier, Margie, was sonst?« Oliver räusperte sich. »Das trifft wahrscheinlich auch auf Carey zu. Wie viel hat sie ihm gegeben? Dreißigtausend in Inhaberschuldverschreibungen?«
    »Fünfunddreißig«, korrigierte Decker. »Carey war wild auf das Geld. Ich glaube, bei dem Mord an David Garrison ging’s ihm auch vor allem um das Geld. Natürlich war er Jeanine hörig und wollte ihr imponieren. Daß Jeanine tatsächlich was für Wade Anthony empfinden könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Da Anthony gelähmt ist, hat er ihn nicht als Rivalen betrachtet. Aber später ging ihm langsam ein Licht auf. Besonders, als Amos sich über das Verhältnis der beiden ausließ. Trotzdem konnte er nicht glauben, daß Jeanine einen Typ im Rollstuhl heiraten würde.«
    »Aber irgendwann muß er die Bedrohung gespürt haben, die von Anthony ausging«, sagte Oliver. »Die Fotos, die wir bei ihm gefunden haben. Sieht ganz so aus, als hätte er den Anschlag auf ihn schon geplant.«
    »Durchaus möglich. Der war in einem richtigen Blutrausch.«
    »Und wollte es wahrscheinlich auch auf Sean Amos schieben«, ergänzte Marge. »Wie schon bei David Garrison.«
    »Klingt plausibel.«
    Decker merkte, daß sich seine Finger am Lenkrad verkrampft hatten, und lockerte den Griff. »Ich vermute, daß Jeanine ihn solange benutzen wollte, wie er funktionierte. Aber als Wade Anthony auftauchte, mußte sie ihre Pläne beschleunigen. Sie wußte, daß Carey sie verpfeifen würde, wenn sie ihm den Laufpaß gab. Also kam sie ihm zuvor und verpfiff ihn beim Drogendezernat.«
    Oliver schüttelte den Kopf. »So ein Idiot, dieser Carey. Wenn er sich als Kronzeuge für das Estelle-Massaker anbietet, verkürzt er damit seine Haft nicht.«
    »Keine Minute.«
    »Er verliert nur die Aussicht auf Bewährung und muß noch viel länger sitzen.«
    »Allerdings.«
    »Wenigstens kann er nicht wegen des Estelle verurteilt werden«, sagte Marge.
    »Aber Marge! Ohne Carey als Kronzeuge und ohne die Tonbänder käme der Fall gar nicht vor Gericht. Er hat sich mit seinem Gefühlsausbruch nur selbst geschadet.«
    »Teenager sind eben impulsiv«, sagte sie. »Die denken die Sachen nicht bis zu Ende.«
    »Na komm! Da steckt noch viel mehr dahinter.«
    »Habt ihr nie Rachegelüste gehabt?« fragte Decker.
    »Nicht, wenn ich mir damit selber schade«, sagte Oliver.
    »Ein kluger Mann«, bemerkte Marge.
    »Zum Glück für uns war Carey nicht so klug«, sinnierte Decker. »Eher impulsiv, wie Marge vermutet. Denn in diesem Moment wollte er nichts anderes als Rache. Und weißt du was, Scott? Als der gute Malcolm Carey es ihr richtig heimzahlen wollte, hab ich genau dasselbe empfunden.«
    Die Wohnanlage befand sich auf einem Hügelrücken, der die Lichter der Stadt und die tiefen Cañons mit ihrem wuchernden Grün überragte. Die Luft war feucht und würzig, ein sanfter Wind wehte durch die Büsche. Ein schöner Ort, um einen Massenmord zu planen.
    Decker tastete instinktiv nach seinem Dienstrevolver. Niemand konnte wissen, was hinter der Tür lauerte. Aber er rechnete eigentlich nicht mit Widerstand. Er nickte Scott und Marge zu, dann gingen sie zum Eingang hinauf. Durch die Glastür sahen sie einen Pförtner am Empfang sitzen. Er war beleibt und bewegte sich schwerfällig. In seinem Mondgesicht malte sich Überraschung, als er die Dienstmarken des nächtlichen Kommandos sah. Umständlich schloß er auf und ließ sie ein. Er war mißtrauisch, aber er hielt sie nicht auf.
    »Soll ich bei Ms. Garrison anrufen?«
    »Nein«, sagte Decker. »Aber ich möchte, daß Sie mit hochkommen.«
    »In Ordnung.«
    »Und wenn nötig die Tür aufschließen.«
    Im Gesicht des Dicken bildeten sich rote Flecken. »Ich weiß nicht, ob ich dazu befugt bin.«
    »Sie wollen doch nicht, daß wir sie aufbrechen, oder?« fragte Oliver.
    »Dieser Lärm«, fügte Marge hinzu. »Und es könnte dauern.«
    Der Wächter warf einen Hilfe suchenden Blick über die Schulter. »Nun gut. In Ordnung. Ich vermute …« Er nickte.
    »Wissen Sie, ob Ms. Garrison im Moment Besuch hat?« fragte Decker.
    »Nur Mr. Anthony.«
    Decker drückte auf den Fahrstuhlknopf. »Na, dann los.«
    Die Fahrt zum Penthouse hinauf verlief in gebanntem Schweigen. Der Fahrstuhl hielt. Sie stiegen aus. Decker atmete tief durch, ballte die Fäuste. Das Klopfen an Jeanines Tür klang energisch und laut.
    Warten.
    Nichts.
    Decker
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