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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)
Autoren: Edi Graf
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Vorwort
     
    ›Auf Herbergssuche‹ titelte die Südwestpresse am Heiligabend 2011 ihren BRENNPUNKT. Und weiter: ›Bootsflüchtlinge
aus Afrika hoffen auf einen Platz in Europa, den sie Zuhause nennen können.‹
    Zu diesem
Zeitpunkt war das Manuskript für diesen Roman fertiggestellt, und mir wurde die
Aktualität der Thematik bewusst.
    Schätzungen
der UN zufolge warteten zwischen 2006 und 2008 bis zu zwei Millionen Flüchtlinge
aus Westafrika in Libyen, Tunesien, Marokko und Mauretanien auf eine Überfahrt nach
Europa. Fast täglich landen Flüchtlingsboote auf den Kanaren, Malta, Sizilien und
Lampedusa. Allein auf dem Weg über den Estreco , die Meerenge von Gibraltar,
sterben nach Schätzungen des Internationalen Zentrums für Migrationspolitikentwicklung jedes Jahr 2000 illegale Einwanderer.
    Unter den
Menschen, die in Europa ein neues Zuhause suchen, sind viele Frauen, deren Wege
von skrupellosen Schleusern und Menschenhändlern gelenkt werden. 79 % aller
Opfer von Menschenhandel werden wegen ›Zwangsprostitution und anderen Formen sexueller
Ausbeutung von Frauen und Mädchen‹ verschleppt, veranschlagt das Büro der Vereinten
Nationen für die Drogen- und Verbrechensbekämpfung . Das Bundeslagebild Menschenhandel vom 26. September 2011 spricht allein in Deutschland von 470 Ermittlungsverfahren
wegen ›Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung‹. Die Zahl der nigerianischen
Opfer stieg dabei innerhalb eines Jahres von 34 auf 46 Frauen.
    Das Bundeskriminalamt nennt bei Opfern aus schwarzafrikanischen Ländern besondere Formen der Einschüchterung
– wie Voodoorituale – die dazu führen, dass die Opfer nicht zu Aussagen bereit sind.
Diese Aussagen sind jedoch von zentraler Bedeutung, um gegen die Täter überhaupt
ermitteln zu können. Daher fehlen laut UNO-Bericht über moderne Sklaverei gesicherte Zahlen, wie die taz am 12. Februar 2009 schreibt.
    Wer nun
meint, Menschenhandel durch skrupellose Schleuserbanden und Zwangsprostitution beschränke
sich auf Antwerpen, Turin, Wien und Berlin, irrt:
    Wir schreiben
den 18. Januar 2011: auf der Raststätte Sinsheim bei Karlsruhe bemerkt ein georgischer
LKW-Fahrer Stimmen aus dem Container seines Sattelzugs und alarmiert die Polizei.
Die Flüchtlinge stammen aus dem Iran und aus Afghanistan und sind stark unterkühlt.
Die Kriminalpolizei ermittelt gegen türkische und iranische Schleuser.
    Im Mai 2011
beleuchtet ein Fernsehbeitrag des SWR mit dem Titel »Die Menschenhändler von nebenan«
Zwangsprostitution und Zuhälterei im Schwarzwald-Baar-Kreis.
     
    So spielt meine fiktive Geschichte
›Verschleppt‹ mit dem traurig-realen Kontext eben nicht irgendwo in einer anonymen
Großstadt, sondern in einer ländlichen Region, im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet
am Bodensee, im idyllischen Hegau.
    Ich habe
mir als Autor erlaubt – aus für die Geschichte relevanten Gründen – auf der Höri
am Bodensee ein Kieswerk anzusiedeln. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlich in der Region
existierenden Betrieben ist reiner Zufall. Das ›Kieswerk Reiter GmbH & Co. KG‹
ist mit all seinen Details ein Kind meiner Phantasie, und den Ort Gaienholzen wird man auf der Bodenseelandkarte vergebens suchen.
     
    31. Dezember
2011, Edi Graf

Prolog
     
    Die dunkelhäutige Frau sah
das Land ihrer Träume zum ersten Mal durch ein schmales Fenster, das nicht größer
war als der Platz, den ein Huhn zum Schlafen braucht. Es war durch eiserne Gitterstäbe
geteilt, davor eine verschmutzte Glasscheibe, so dass sie ihre Arme zwar durch das
Gitter hindurch stecken, nicht aber ins Freie greifen konnte. Und es befand sich
so weit oben in der Wand, dass sie auf den Zehenspitzen stehen musste, um überhaupt
einen Blick auf die Landschaft zu erhaschen.
    Sie sah
das Land ihrer Träume als Gefangene. Aus einem sicheren Versteck, wie der Schlepper
es genannt hatte. Denn wenn man sie fand, hatte er gesagt – ohne Pass und Visum
– würde man sie abschieben, zurück nach Hause, nach Nigeria, wo sie vor Monaten
aufgebrochen war. Hier würde sie warten, bis die Männer Madames sie holten. Doch
das Versteck war ein Gefängnis, denn die Tür des kahlen Containers war verriegelt.
    Was sie
sah, war ein grauer Himmel, wolkenverhangen, düsterer als in der Regenzeit zu Hause.
Wolken, die nicht zu ziehen schienen, die keinen Regen brachten, die nur die Sonne
verdunkelten, so wie sich ihre Seele verdunkelt hatte, als sie ihre wahre Bestimmung
geahnt hatte.
    Wenn ihr
Blick das Fenster erreichte, sah
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