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Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List

Titel: Decker & Lazarus 10 - Der Schlange List
Autoren: Faye Kellerman
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die Vase stellen.«
    »Nett von dir.« Decker blinzelte nervös. »Jetzt ist es mir wieder klar«, sagte er.
    »Was?«
    »Warum ich von zu Hause weggezogen bin.« Decker wandte ihr den Blick zu. »Ich dachte, du wolltest Thanksgiving mit deiner Mutter verbringen.«
    »Wir sind um sechs bei Freunden eingeladen. Ich hab ihr gesagt, bis dahin bin ich zurück.«
    »Weiß sie, daß du hier bist?«
    »Ich glaube, sie war klug genug, nicht zu fragen.«
    »Sehr vernünftig.« Decker stand auf, umarmte seine Tochter und wandte sich abrupt ab.
    »Wofür war das jetzt?« fragte sie lächelnd.
    »Dafür, daß du bist, wie du bist. Und weil du mir so geholfen hast.«
    »Tut mir leid, daß ich nicht mehr tun konnte.«
    »Na hör mal! Wir haben einen Riesenfang gemacht.«
    »Was passiert mit Carey?«
    »Zehn bis fünfundzwanzig Jahre. Mit Aussicht auf Bewährung nach viereinhalb Jahren.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!« schrie Cindy.
    Decker zuckte die Schultern. »Das ist kein Pappenstiel. Wir hatten schon schlechtere Deals.«
    »Gemessen an dem, was Carey getan hat, ist das ein Justizskandal.«
    »Wir können ihn nicht aufgrund von Mutmaßungen verurteilen. Das wirst du schon noch begreifen, wenn du ein bißchen mehr Praxis hast.« Decker schluckte. »Ich bin sehr stolz auf dich. Du bist eine wunderbare Tochter, und aus dir wird mal eine erstklassige Polizistin …«
    »O bitte, hör auf!« Cindys Augen wurden feucht.
    Decker lachte. »Deine Tränen mußt du aber im Zaum halten.«
    »Ich weiß«, sagte Cindy. Sie wischte sich die Augen. »Es ist furchtbar.«
    »Nein, das ist nicht furchtbar«, sagte Decker und küßte sie auf die Wange. »Aber im Beruf nicht sonderlich nützlich.«
    »Jetzt muß ich endlich die Blumen versorgen«, schniefte sie.
    »Dann kannst du gleich Grandma guten Tag sagen.«
    »Grandma? Ist sie etwa hier?«
    »Höchstpersönlich. Grandpa auch. Mit Randy, Lurene und deinen Cousins. Die spielen draußen Fußball. Mach doch auch mit!«
    »Danke, ich verzichte. Lieber höre ich mir das Geknurre von Grandma an.«
    Beide lachten. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuß. Dann schlug sie ihm scherzhaft mit dem Blumenstrauß auf den Kopf und verschwand in der Küche. Decker war wieder allein. Er atmete tief durch. Endlich mal entspannen!
    Die verdammte Klingel! Er riß die Haustür auf und machte große Augen, als er den Besucher sah. Dann umarmte und drückte er ihn, aber nicht zu heftig, denn der Mann war dürr wie eine Vogelscheuche, sein Mantel hing ihm lose von den Schultern. Er hatte sich das Haar ordentlich geflochten, den Bart gekämmt, und roch auffällig nach Kiefernnadeln.
    Abel befreite sich aus der Umarmung und stützte sich auf seinen Stock. »Du siehst ja aus wie’n Tausenddollarschein«, sagte er.
    »Ja, grün und knautschig«, erwiderte Decker. »Ich kann’s nicht glauben! Wem verdank ich diese Überraschung? Willst du ein Festessen abstauben oder was anderes?«
    »Eher was anderes.«
    Decker blickte ihm in die Augen. »Was ist los? Gibt’s Probleme?«
    »Nein, diesmal nicht.« Abel strahlte. »Ich hab sogar einen Job gefunden.«
    »Wirklich? Und was für einen?«
    »Du weißt doch, das große Tennisturnier vor zwei Wochen.«
    Es gelang Decker, keine Miene zu verziehen. »Klar. Für die Opfer des Massakers im Estelle.«
    »Ja. Das war ein Wahnsinn, was?«
    »Wahnsinn ist das treffende Wort, allerdings«, sagte Decker. »Und wie bist du da dran gekommen?«
    Abel klopfte sich auf die Beinprothese. »Beziehungen. Ich hatte gehört, daß sie Behinderte einstellen. Da könnte ich meine Kasse aufbessern, dachte ich, und mal wieder richtig gut futtern. Diese Frau – Jeanine Garrison –, die hat vielleicht aufgetischt. Eine Freßorgie nach der anderen. Wir Hilfskräfte waren natürlich nicht eingeladen, aber für uns fielen die Reste ab. Ihr Verehrer, Wade Anthony, hat uns das Zeug am nächsten Tag bringen lassen.«
    »Sehr umsichtig von ihm.«
    »Allerdings. Sie hätte garantiert alles in den Müll geworfen. Interessante Frau, diese Garrison.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Und so was von gut aussehend.«
    »Tja.«
    Abel strich sich den Bart. »Eigentlich bin ich ihretwegen gekommen, Doc.«
    Beide schwiegen.
    »So?« fragte Decker schließlich.
    Abel stützte sich schwer auf den Stock.
    Decker schlug sich vor die Stirn. »Wo sind denn meine Manieren geblieben? Komm rein und setz dich!«
    »Ist schon gut. Ich wollte das bloß loswerden … mit dieser Jeanine Garrison. Wenn du
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