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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Svart Alfar befanden sich dahinter. Nur gelegentlich eilte ein Bote, wie jener Weinträger, den sie getötet hatten, hastig aus dem Saal. Und gegen so wenige konnten sie keine ernsthafte Bedrohung aufbauen. Sie konnten gar nichts unternehmen. Wären sie in das Gewölbe hinabgestürmt, hätten die Svart Alfar sicher ihre Freude daran gehabt, sie von jenseits des Schutzschildes einen nach dem anderen mit ihren Pfeilen abzuschießen. Metran würde nicht einmal von seinem Buch aufblicken müssen.
    Verzweifelt suchte Paul das Gewölbe ab, sah Diarmuid es ihm gleichtun. Dass sie soweit gekommen waren und Kevin gestorben war, um es ihnen zu ermöglichen, und Gereint seine Seele nach ihnen ausgesandt hatte – für dies, für dieses hoffnungslose Unterfangen! Es gab keine Zugänge hinter dem Schirm, keine Fenster über der Plattform, auf welcher der Kessel stand und Metran und sämtliche Svart Alfar.
    »Die Wand?« murmelte er ohne große Hoffnung. »Durch die hintere Wand?«
    »Die ist meterdick«, gab Diarmuid zu bedenken. »Und er wird sie ohnehin in den Schild einbezogen haben.« Paul hatte ihn noch nie so erlebt wie jetzt. Er nahm an, dass er selber auch so wirkte. Ihm war übel. Er bemerkte, dass er zitterte.
    Hinter sich hörte er Cavall einmal und ganz leise winseln. Die plötzliche Erinnerung, die er in dem dunklen Gang gehabt hatte, kehrte zurück. Rasch blickte er an Diarmuid vorbei. Hinter dem Prinzen lag ausgestreckt Arthur und erwiderte seinen Blick.
    Und sagte flüsternd: »Ich denke, dies ist in der Tat das, wozu sie mich hergeholt hat. Ich erlebe ja ohnehin nie das Ende.« In seinem Gesicht war etwas, das Paul nicht ertragen konnte. Er hörte, wie Diarmuid heftig Luft holte, und er beobachtete, dass Arthur sich von der Schwelle zurückzog, um ungesehen aufstehen zu können. Paul und der Prinz folgten ihm.
    Der Krieger kauerte vor seinem Hund. Cavall hatte es gewusst, stellte Paul fest. Sein Zorn war verraucht. Stattdessen litt er, wie er es nicht mehr getan hatte, seit er die Augen des grauen Hundes unter dem Sommerbaum gesehen hatte.
    Arthur hatte die Hände im narbenbedeckten Fell am Hals des Hundes vergraben. Sie blickten einander an, Mann und Hund, und Paul merkte, dass er das nicht mit ansehen konnte. Mit abgewandtem Blick hörte er Arthur sagen: »Lebwohl, du Tapferer, du meine Freude. Du willst mit mir kommen, ich weiß, aber das darf nicht sein. Du wirst noch gebraucht, Großherziger. Vielleicht … . kommt noch der Tag, da wir uns nicht mehr trennen müssen.«
    Paul schaffte es immer noch nicht, sie anzuschauen. Seine Kehle, war wie zugeschnürt. Es fiel ihm schwer, die Schmerzen darin zu vergessen und zu atmen. Er hörte, wie Arthur sich aufrichtete. Er sah, wie er die derbe Hand auf Diarmuids Schulter legte.
    »Der Weber möge dir Ruhe gewähren«, wünschte ihm Diarmuid. Nicht mehr. Doch er weinte. Arthur wandte sich Paul zu. In seinen Augen waren die sommerlichen Sterne zu erkennen. Paul weinte nicht. Er hatte am Baum gehangen, er war von Arthur gewarnt worden, dass dies geschehen könne. Er streckte beide Hände aus und fühlte, wie sie ergriffen wurden.
    »Was soll ich sagen?« fragte er. »Falls ich die Gelegenheit dazu erhalte?«
    Arthur blickte ihn an. In seinem braunen Haar und dem braunen Bart war soviel Grau. »Sage ihr … .« Er verstummte, dann schüttelte er bedächtig den Kopf. »Nein. Sie weiß bereits alles, was jemals gesagt werden könnte.«
    Paul nickte und hatte nun doch zu weinen begonnen. Trotz alledem. Welche Vorbereitung war dem schon angemessen? Er fühlte, wie seine Hände losgelassen und wieder der Kälte überlassen wurden. Die Sterne wandten sich ab. Er sah Arthur dort im Gang sein Schwert ziehen und dann allein die fünf Stufen in das Gewölbe hinabgehen.
    Die eine Beute, die verlockend genug war, um vielleicht die tödlichen Kräfte von Metrans Macht auf sich zu ziehen.
    Er bewegte sich schnell und hatte einen Großteil des Weges zur Plattform zurückgelegt, ehe er von selbst stehen blieb. Nachdem Paul gemeinsam mit Diarmuid zurückgekrochen war, um alles zu beobachten, sah er, dass Metran und die Svarts so beschäftigt waren, dass sie ihn noch nicht einmal bemerkt hatten.
    »Sklave der Finsternis, höre mich an!« rief Arthur Pendragon mit einer Stimme, die in so vielen Welten gehört worden war. Sie hallte durch Cader Sedat. Die Svart Alfar schrien aufgeregt. Paul sah, wie der Kopf Metrans hochfuhr, doch zugleich musste er erkennen, dass der Magier keine Angst
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