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0797 - Rasputins Tochter

0797 - Rasputins Tochter

Titel: 0797 - Rasputins Tochter
Autoren: Jason Dark
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Sie war in Gedanken versunken gewesen, die Sehnsucht trieb sie zurück, und in diese Sehnsucht hinein war brutal die Wirklichkeit hereingebrochen. Larissa war von zwei Männern überfallen worden.
    Blitzschnell hatten sie die Taue um den Körper der jungen Frau gedreht, und einer hatte ihr einen widerlich stinkenden Lappen auf den Mund gepresst. Sie hatte die Gase, die von dem Lappen ausströmten, eingeatmet. Es war ein Fehler gewesen.
    Plötzlich hatte sich vor ihren weit aufgerissenen Augen die Welt verändert. Das Meer war nicht mehr die weiche, wogende Fläche, sie nahm eine dunkelgrüne Farbe an, türmte sich zu mächtigen Wellen hoch, um dann zu explodieren.
    Larissa fiel.
    Starke Hände fingen sie ab. Andere Hände schnappten ihre Beine.
    Über ihren waagerecht liegenden Körper hinweg kicherten die beiden Seeleute sich zu, denn für sie war die junge Frau eine ideale Beute.
    »Wohin mit ihr?«
    »Nach unten!«
    »In die Kabinen?«
    »Nein, du Idiot. In den Lagerraum.«
    »Und dann?«
    »Sei nicht so dumm. Wir werden um Mitternacht abgelöst. Anschließend gehen wir zu ihr.«
    »Wer zuerst?«
    »Ich!«
    »Ist gut.«
    Nach diesem kurzen Gespräch schafften sie die Gefangene dorthin, wo sie auch die Computer versteckt hielten. Sie waren in großen Kisten verpackt, die durch Eisenbänder gehalten wurden, damit sie bei einem Sturm nicht verrutschten.
    Eine Schicht aus Holzwolle bedeckte einen Teil des Bodens, und dort legten sie die Bewusstlose nieder Sie lösten das Tau von ihrem Körper und banden ihr nur die Hände zusammen. So konnte sie sich nicht befreien.
    Einer schaute auf die Uhr. »Noch knapp zwanzig Minuten, Andrej. Wir müssen wieder hoch.«
    »Klar, Moment noch.« Andrej hatte sich gebückt. Die Frau mit den dunklen Haaren lag auf dem Rücken. Im Schein seines Sturmfeuerzeugs knöpfte Andrej den Mantel auf und war überrascht, dass die Person Männerkleidung unter dem Kleidungsstück aus Fell trug.
    Er fühlte nach. Die nächsten Worte sprach er keuchend aus, während seine Hand die Brust der Frau abtastete. »Nein, ein Mann ist sie nicht.«
    »Das weiß ich auch. Komm jetzt!«
    Nur widerwillig löste Andrej seine Hand. Er kratzte sich am Kopf und zog seine Hose hoch. »Verdammt, die hat uns der Himmel geschickt, Brüderchen.«
    Eine Hand erwischte ihn an der Schulter und zerrte ihn weg.
    »Ob der Himmel oder die Hölle, wir müssen weg. Wenn man uns hier unten erwischt, hagelt es Schläge.«
    Sie gingen. Sie waren leise, und sie waren sich sicher, dass sie niemand gesehen hatte.
    Ihre Vorfreude war kaum zu beschreiben. Dass sie sich auch irren konnten, daran dachten sie nicht…
    ***
    Die beiden Kerle waren kaum versehwunden, als Larissa die Augen aufschlug. Plötzlich war sie bei vollem Bewusstsein, ihr Blick war klar, auch wenn das in der tiefen Dunkelheit niemand sehen konnte.
    Sie lag unbeweglich, konzentrierte sich auf sich selbst und ihren Zustand. Sie ärgerte sich darüber, dass sie sich hatte übertölpeln lassen, aber damit musste sie eben fertig werden, und es würde ihr kein zweites Mal passieren, das stand fest.
    Allmählich nur fand sie sich wieder zurecht. Ihre Gedanken beschäftigten sich nicht mit der Gegenwart, sondern glitten zurück, in die nahe Vergangenheit, in der sie in London als Hure in einer Bar gelebt hatte. Sie war eines der zahlreichen Russenmädchen, die nach der Umgestaltung des Landes mit falschen Versprechungen in den Westen gelockt worden waren.
    Larissa stand unter dem Schutz der Mamutschka.
    Die alte Frau hatte sie einen Großteil ihres Lebens begleitet, und erst kurz vor ihrem Tod hatte Larissa erfahren, dass ihre Mamutschka eine gefährliche Hexe gewesen war. Ihr Körper verging, der Geist jedoch blieb. Er war eingefangen im Blut der Hexe, das Larissa als Geschenk erhalten hatte. Es befand sich in einer kleinen Flasche, die sie hütete wie ihren Augapfel und immer bei sich trug. Sobald sie sich von ihren Fesseln befreit hatte, würde sie danach tasten, natürlich auch nach dem Rasiermesser, ebenfalls ein Erbstück der Mamutschka.
    Sie war stark, viel stärker als die anderen, das hatte sie in London bewiesen. In der Moskau-Bar war sie zu einer Ausnahmehure mit Privilegien geworden. Vier Leichen hatte sie auf ihrem Weg zurückgelassen, und sie hatte dabei nur in Mamutschkas Sinn gehandelt.
    Nun aber ging es um etwas anderes. Sie würde zurückkehren, denn gedanklich befand sie sich längst in Russland. In St. Petersburg würden sie anlegen, dort wollte sie von
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