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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer
Autoren: Guy Gavriel Kay
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befanden, war das Zentrum; alles drehte sich um diese Insel. Wo es auch sein mochte. Auf welcher Welt auch immer.
    Die Flure waren staubig. Sie verfingen sich in Spinnweben, während sie vordrangen. Überall gab es quer verlaufende Gänge, und die meisten von ihnen führten abwärts. Es war sehr dunkel, und Paul konnte in diesen Gängen nichts erkennen. Ihr eigener Weg jedoch ging nach oben, allmählich immer steiler ansteigend, und nach einer scheinbaren Ewigkeit bogen sie um eine Ecke und erblickten nicht weit entfernt das Glühen eines grünlichen Lichts.
    Dicht vor ihnen, kaum sieben Meter von ihnen weg, zweigte ein weiterer Gang nach links und nach oben ab. Und aus ihm hervor kam ein Svart Alfar gerannt.
    Dem Svart blieb Zeit, sie zu entdecken. Zeit, den Mund aufzumachen. Doch keine Zeit, zu schreien. Sechs Pfeile durchbohrten ihn. Er warf die Arme hoch und starb.
    Ohne einen Gedanken zu verlieren, hechtete Paul nach vorn. Eine Vermutung, ein kurzer Blick. Die eine Hand verzweifelt ausgestreckt, fing er das Fläschchen auf, das der Svart Alfar getragen hatte, ehe es auf dem Boden zerschellen konnte. Als er aufkam, rollte er sich ab, so leise wie möglich. Sie warteten. Gleich darauf nickte Arthur. Es war kein Alarm ausgelöst worden.
    Paul rappelte sich hoch und begab sich wieder zu den anderen. Wortlos reichte Diarmuid ihm sein Schwert.
    »Tut mir leid«, murmelte Paul. Er hatte es ihm ohne Vorwarnung zugeworfen, als er gesprungen war.
    »Ich werde daran verbluten«, flüsterte Diarmuid und hielt die Hand mit den Abschürfungen hoch, mit der er die Waffe aufgefangen hatte. »Was hatte er denn dabei?«
    Paul gab ihm das Fläschchen. Diarmuid entfernte den Stöpsel und roch an dem Hals. Er hob den Kopf, und seine gespielte Überraschung war selbst im trüben, grünlichen Licht nicht zu übersehen.
    »Beim fließenden Blut der Lisen«, sagte der Prinz leise. »Wein von der Südfeste!« Und er hob das Fläschchen und nahm einen ausgiebigen Schluck. »Noch jemand?« fragte er höflich.
    Es gab, was vorauszusehen war, keinen, der sich dafür interessiert hätte, aber selbst Arthur gestattete sich ein Lächeln. Diarmuids Ausdruck veränderte sich. »Gut gemacht, Pwyll«, lobte er aufgeräumt. »Carde, schaff den Leichnam aus dem Gang heraus. Fürst Arthur, wie wäre es, wollen wir gehen und uns einen abtrünnigen Magier anschauen?«
    In den Schatten glaubte Paul, in den Augen des Kriegers für einen Moment Sternenlicht aufblitzen zu sehen. Er sah Cavall an und erinnerte sich an etwas. Schweigend folgte er den beiden Befehlshabern den letzten Gang entlang. Kurz vor seinem Ende ließen sie sich auf die Knie nieder und krochen weiter. Diarmuid machte ihm Platz, und Paul robbte auf dem Bauch nach vorn und erreichte neben dem Prinzen die Türöffnung. Dort lagen sie, die drei, hinter sich die Männer der Südfeste, und blickten auf eine Szene, die angetan war, Entsetzen zu erregen.
    Fünf Stufen führten von dem Torbogen aus, wo sie sich befanden, nach unten. Es gab noch eine ganze Reihe weiterer Zugänge zu dem riesigen, tiefer liegenden Gewölbe. Seine Decke war so hoch droben, dass sie sich in der Dunkelheit verlor. Doch der Bodenbereich war erleuchtet: rings herum an den Wänden waren Fackeln befestigt, die das gespenstische, grünliche Licht erzeugten, das sie vom Gang aus gesehen hatten. Der Zugang, zu dem sie gelangt waren, lag ungefähr auf halbem Wege an der Längsseite des Großen Saals von Cader Sedat, und an der Stirnseite des Gewölbes, auf einem Podest, stand Metran, einst Erster Magier von Brennin, und neben ihm hing der Kessel von Khath Meigol über einem lodernden Feuer.
    Er war riesengroß. Die Riesen hatten ihn hergestellt, erinnerte sich Paul, und er hätte sich das auch denken können, selbst wenn er es nicht gewusst hätte. Er war schwarz, und außen an seinem Rand waren, soweit er das bei dieser Beleuchtung ausmachen konnte, Worte eingraviert, übersät mit Flecken und einer dichten Schmutzschicht. Mindestens fünfzehn Svart Alfar standen auf einer erhöhten Plattform um ihn herum, und sie hielten ein Netz, in welches nacheinander andere von ihrer Gattung gelegt und dann, leblos wie sie waren, in den brodelnden Kessel geworfen wurden.
    Es war schwer, in dem grünlichen Licht etwas zu erkennen, aber Paul strengte seine Augen an und beobachtete, wie eine der hässlichen Kreaturen wieder aus dem Wasser gezogen wurde. Vorsichtig schwangen die anderen sie aus dem Bereich der dampfenden Öffnung des
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