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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer
Autoren: Guy Gavriel Kay
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er den Magier atmen, flach und stoßweise. Er blickte auf und bemerkte, dass Loren der Schweiß in Strömen über das Gesicht lief. Neben ihm war Matt nach wie vor auf den Beinen, immer noch kämpfend, auch wenn inzwischen sein ganzer Körper sich schüttelte wie’ in tödlichem Fieber.
    Eine Schulter. Mitleid. Liebe. Was sonst konnte er ihnen hier am Ende geben? Und mit wem sonst würde er lieber sterben als mit diesen beiden?
    Matt Sören meldete sich zu Wort. Mit einer Anstrengung, so umfassend, dass sie Paul beinahe das Herz zerrissen hätte, zwang der Zwerg die Laute aus seiner Brust hervor. »Loren«, krächzte er, das Gesicht verzerrt unter der ungeheuren Anstrengung. »Loren … . tu’s jetzt!«
    Er keuchte. Der grünliche Strahl von Metrans Macht bewegte sich einige Zentimeter weiter auf sie zu. Paul konnte jetzt das Feuer spüren. Loren schwieg. Sein Atem rasselte entsetzlich.
    »Loren«, wiederholte Matt. »Hierfür habe ich gelebt. Tu es jetzt.« Das eine Auge des Zwerges war geschlossen. Er zitterte unaufhörlich. Paul machte einen Augenblick lang selber die Augen zu.
    »Matt«, hörte er den Magier rufen. »O Matt.« Hörte ihn den Namen sagen, sonst nichts.
    Dann wandte sich der Zwerg an Paul, und er sagte: »Danke, mein Freund. Gehe nun zurück.« Und in tiefstem Kummer gehorchte Paul ihm. Als er sich umblickte und nach oben sah, gewahrte er, dass sich Lorens Gesicht in äußerstem Hass verzerrte. Dann hörte er den Magier aufschreien, ein unzusammenhängender Laut, als er den Kern seiner Macht anzapfte, deren Ursprung in Matt Sören lag, dem Zwerg, die geleitet wurde durch den Weißast Amairgens, und Loren Silbermantels ganzes Herz, seine ganze Seele wurde in diesen Aufschrei hineingelegt, wie auch in den Energiestoß, der ihm folgte.
    Es kam zu einem alles auslöschenden Lichtblitz. Diesmal geriet die gesamte Insel ins Wanken, und bei diesem Beben Cader Sedats durchlief ein Zittern sämtliche Welten des Webers.
    Metran schrie ebenfalls auf, schrill und kurz, wie abgehackt. Steine lösten sich über ihren Köpfen aus den Wänden. Matt sank zu Boden, Loren neben ihm brach zusammen. Dann hob Paul den Blick zu der Plattform und sah, wie der Kessel von Khath Meigol auseinanderbrach mit einem Laut, als würde ein ganzer Berg entzweibrechen.
    Der Schutzschirm war gefallen. Er wusste, dass Metran tot war. Und noch etwas wusste er. Er sah, dass die Svart Alfar, die zum Töten geboren waren, mit Schwertern und Messern auf sie zuzueilen begannen, und mit einem lauten Ruf stand er auf und zog sein eigenes Schwert, um jene zu beschützen, die getan hatten, was sie hatten tun müssen.
    Die Svarts drangen nie bis zu ihnen vor. Vierzig Männer aus Brennin stellten sich ihnen in den Weg, angeführt von Diarmuid dan Ailell, und die Soldaten der Südfeste brachten die Ernte des Zorns ein in den Saatreihen der Finsternis. Auch Paul warf sich ins Getümmel und führte sein Schwert mit Liebe, die sein Herz erfüllte wie eine Flutwelle – mit Liebe und dem Bedürfnis, sich aus seinem Kummer zu befreien.
    Es gab viele Svarts, und das Töten dauerte lange an, doch sie erschlugen sie samt und sonders. Schließlich fand sich Paul, aus zahlreichen kleineren Wunden blutend, neben Diarmuid und Coll in einem der Durchgänge wieder, die zurück in den Großen Saal führten. Sie wussten nicht, wo sie sonst hätten hingehen sollen, daher begaben sie sich dorthin zurück.
    Am Eingang blieben sie stehen und ließen ihre Blicke über das Blutbad schweifen, das dort angerichtet worden war. Sie befanden sich in der Nähe der Plattform, und sie gingen zu ihr hinüber. Metran lag auf dem Rücken, mit gebrochenen Augen, und sein Körper war entstellt von hässlichen Brandwunden. Nicht weit von ihm lag Denbarra. Die Quelle hatte während des Kampfes mit dem starren Blick des hoffnungslos im Wahnsinn Verstrickten vor sich hingeplappert, bis Diarmuid ihm mit dem Schwert das Herz durchbohrt und ihn bei seinem Magier liegen gelassen hatte.
    Ein kleines Stück von ihnen entfernt lagen die tausend und abertausend immer noch schwelenden Scherben des Kessels von Khath Meigol. Gebrochen. Wie ein Herz, dachte Paul, und wandte sich ab, um in entgegengesetzter Richtung davonzugehen. Er musste über die toten Svart Alfar und die Steine der Wände wie der Decke, die sich im Laufe des letzten Aufbäumens gelöst hatten, hinwegsteigen oder ihnen ausweichen. Es war inzwischen sehr still geworden. Das grünliche Licht war verblasst. Diarmuids Männer waren
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