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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin
Autoren: Steven Knight
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er noch nicht mit mir fertig war. Die Menge verhielt sich jetzt wieder mucksmäuschenstill.
    »Nun komm her, Bastard !«, rief Gullkin. »Das ist ein Befehl deines Königs.«
    Ich zögerte wieder.
    »Trau ihm nicht, Toby!«, rief Emma, aber ich hatte keine Wahl. Langsam ging ich über die Eisfläche und stand schließlich vor Helva Gullkin.
    »Knie nieder!«, sagte er.
    Ich sah fest in Emmas Augen. In diesem ganzen Gefühlskuddelmuddel aus Angst und Wut verging eine Weile, bis sich unsere Gedanken fanden.
    »Knie vor deinem König nieder!«, rief Gullkin donnernd und wandte sich dann an die Zuschauer. »Ich bin der eindeutige Sieger in diesem Kampf. Daher befehle ich diesem Subjekt, vor mir niederzuknien.«
    Langsam fiel ich auf die Knie, ohne dabei Emma aus den Augen zu lassen. Die Verbindung zwischen uns war wieder hergestellt, und wir wussten beide, dass wir jetzt schnell handeln mussten.
    »Und nun«, sagte Gullkin fast beiläufig, »werde ich mir deinen elenden Bastardschädel für meinen Trophäensaal aneignen.«
    Er zog das Schwert, die Menge schrie auf vor Schreck. Ich aber hörte in diesem Moment den Satz, den Doktor Felman vor langer Zeit einmal gesagt hatte. »Wir sind wie ein schlafender Vulkan … und eines Tages werden wir mit Urgewalt ausbrechen. Pschscht .«
    Pschscht , machte Gullkins Schwert, während es durch die Luft schnitt.
    Doch auch Emma hatte in diesem Augenblick an Doktor Felmans Prophezeiung gedacht und so riefen wir einstimmig: » Jerlamar, erhebe dich !«
    Noch bevor die Felswände von unseren Worten widerhallten, erschien ein großer Riss im Eis und dehnte sich mit rasender Geschwindigkeit über die ganze Eisfläche des Kraters aus. Ich wurde auf den Rücken geschleudert, und Helva Gullkin, der ebenfalls stürzte, musste Emma loslassen.
    Schon liefen Hunderte Risse über das Eis, aus denen Dampffontänen hervorschossen. Ich zog Emma am Arm aus der Reichweite von Gullkins Schwert. Um uns herum brach das Eis und plötzlich standen wir allein auf einer Insel Treibeis von etwa drei Metern Durchmesser. Als sich Gullkin nun in Gestalt eines Stieres auf uns stürzen wollte, gab das Eis unter ihm nach und er fiel in das kalte Wasser.
    Aber schon hatte er sich in ein plumpes Walross verwandelt und stemmte sich aus dem Wasser auf unsere Insel. Sein Gewicht brachte das kleine Stück Eis fast zum Kentern, doch bevor er sich wieder verwandeln konnte, stieß ich mein Schwert in die dicke, lederartige Haut des Tieres. Ich spürte, wie die wabbelige Speckschicht unter der Haut mit einem Knall platzte, gleichzeitig hörte man einen menschlichen Schrei.
    Aus dem Walross wurde langsam wieder Helva Gullkin, der jetzt tödlich verwundet war. In einem letzten Versuch holte er noch einmal aus, doch sein Blut fror bereits auf dem Eis fest. Ich stieß ihn mit dem Fuß ins Wasser, und während sein Körper über den Rand glitt, packte er mein Fußgelenk und umklammerte es mit unerbittlichem Griff. Als er schließlich in das eiskalte Wasser stürzte, riss er mich mit sich.
    Mit seiner goldenen Rüstung und dem Schwert samt Schnallen ging er schnell unter. Wir sanken in die blaue unendliche Tiefe des Vulkans, und wie sehr ich auch strampelte und um mich trat, seine Hand ließ meinen Fuß nicht los. Ich sah Gullkins Haar im Wasser treiben, das sich allmählich dunkel färbte von seinem Blut. Darunter bot sich mir ein grässlicher Anblick.
    Aus der Tiefe des Vulkans stieg eine gigantische Blase aus geschmolzener Lava auf. Schon spürte ich die Hitze der Eruption im Wasser und an meinem Gesicht schossen glutheiße Bläschen vorbei. Es schien, als sei die ganze Erde geschmolzen und wollte durch diesen einen Vulkan brechen.
    Inzwischen hatte ich kaum mehr Luft. Mit einem verzweifelten Blick in meine Hand sah ich, wie sich mein Tattoo in einen Seehund verwandelte. Es kam mir diesmal wie eine Ewigkeit vor, doch endlich flutschte mein Seehundschwanz durch Gullkins Finger und ich war frei.
    So schnell ich konnte, schwamm ich zur Wasseroberfläche.

    Ich erreichte die kleine Eisinsel, auf der Emma wartete und sich in meinen Pelzmantel gewickelt hatte. Ich nahm wieder meine menschliche Gestalt an. Mühsam hievte ich mich über den Rand der Eisscholle und wir fielen einander in die Arme.
    »Emma, das Gift!«
    »Ist schon okay, Egil hat mir eine Blume gebracht, die ein Gegengift enthält«, sagte sie und hob die Reste einer kleinen lila Blume vom Eis auf. Ein Kolibri umflatterte sie zwitschernd und an den komischen, von seinem
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