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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin
Autoren: Steven Knight
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Rücken hörte ich plötzlich ein gleitendes, zischendes Geräusch. Als ich mich hastig umdrehte, sah ich gerade noch eine große Viper, blutend, aber sehr lebendig, die sich aufbäumte und auf Emmas Bein losging. Ich zog mein Schwert und zu meiner Verblüffung verlangsamten sich die Bewegungen der Schlange – genau wie an meinem ersten Tag in Langjoskull, als auch die Stechmücken bei der Bedrohung durch mein Schwert langsamer geworden waren.
    Wahrscheinlich war die Kraft, mit der ich mein Schwert jetzt selbst stärken konnte, inzwischen fast so groß wie Doktor Felmans Kraft, die er damals meinem Schwert gegeben hatte.
    Lange hielt die magische Wirkung aber nicht an. Trotz des Zeitlupentempos näherte sich der Kopf der Schlange schnell Emmas Bein.
    Ich hieb mit dem Schwert auf den Schlangenkopf und konnte nur hoffen, den tödlichen Biss damit abzuwenden.
    Mein Schwert traf im gleichen Augenblick, als die Viper zuschlug. In Zeitlupe sah ich, dass ich den Schlangenkopf abgetrennt hatte, aber unglücklicherweise nicht, bevor die Schlange ihre Fänge in Emmas Bein geschlagen hatte. Der Kopf kreiselte langsam durch die Luft, und mir kam es so vor, als ob für einen Augenblick alles um mich herum erstarrte. Dann lief die Zeit wieder normal weiter, die Menge tobte und Emma schrie vor Schmerzen auf.
    Als ich mit dem Fuß den zusammengekrümmten, kopflosen Schlangenkörper beiseitestieß, sank Emma plötzlich rückwärts in meine Arme.
    »Was war das?«, flüsterte sie.
    Ehe ich antworten konnte, kam ein warnender Aufschrei aus der Menge, und der noch lebende zweite Tiger setzte in weiten Sprüngen über das Eis. Ich versuchte, ihn mit meinem Schwert auf Abstand zu halten, trotzdem machte er sich bedrohlich fauchend zu einer neuen Attacke bereit. Ich kniete mich neben Emma. Sie rang nach Luft.
    »Ich bin so schlapp«, sagte sie schwach. »Ich spüre Gift.«
    Als ich mich nach dem Tiger umschaute, sah ich jetzt Helva Gullkin dastehen, Fäuste in die Hüften gestemmt, Beine gespreizt. Grinsend musterte er uns.
    »Geht’s deiner Schwester nicht gut, Bastardknabe?«
    Ich versuchte, Emma auf die Füße zu ziehen, aber sie war schon so benommen, dass sie sofort wieder zusammensackte.
    »… mich nicht verwandeln«, hauchte sie. »Kein Nebel mehr da … zu schwach.«
    Während ich noch neben ihr kniete, wurde ich plötzlich von einem wilden Stier umgestoßen und dann auf die Hörner genommen. Er schleuderte mich in die Luft und ich landete zwanzig Meter weiter auf den Knien auf dem Eis.
    Inzwischen hatte sich Gullkin aber wieder in seine eigene Gestalt verwandelt. Er stand mit erhobenem Schwert über Emma und holte zum letzten, zum tödlichen Schlag aus.
    Die Menge verstummte. Irgendwie schaffte ich es aufzustehen. Gullkin packte Emma derb am Kragen und setzte ihr sein goldenes Schwert an die Kehle.
    »So, du Bastard«, rief Helva Gullkin, »Willst du immer noch weiterkämpfen? Wenn ja, stirbt dieses Mädchen!«
    Er drückte das Schwert fester gegen Emmas Kehle. Ich spürte ihre Verzweiflung, während ich in Panik über die Eisfläche blickte. Kein einziges weißes Atemwölkchen kam aus der Menge, weil inzwischen niemand mehr zu atmen wagte. Mein Herz hämmerte wild.
    »Antworte!«, blaffte Gullkin. »Ich lasse dir das Mädchen, wenn du mir die Krone lässt.«
    Da hörte ich in meinem Kopf eine Stimme. Es war die ruhige zuversichtliche Stimme von Doktor Felman. Ich drehte mich um, blickte suchend in die Menge und entdeckte sein Gesicht sofort. Neben ihm saß mit geschlossenen Augen Egil und hinter ihnen stand Professor Elkkin. Doktor Felman sah mich eindringlich an und sprach mithilfe seiner Intuition im Namen aller meiner Lehrer: »Vertrau auf das starke Band zwischen euch.«
    Die Zuschauer rasten jetzt, sie skandierten: »Wei-ter-kämp-fen! Wei-ter-kämp-fen!« Aber ich konnte Emma nicht einfach sterben lassen. Als ich mein Schwert aufs Eis warf, ging ein Stöhnen wie aus einer einzigen Kehle durch die Menge.
    »Die Krone gehört dir«, sagte ich. »Jetzt aber lass Emma los!«
    Blue Volcanoes kletterten über die Sitze, ich sah, wie sie in die Nähe des Ausgangs drängten. Sie würden weitermachen, da war ich sicher. Gullkin lockerte seinen Griff nicht.
    »Gib deinen Mantel her und den anderen Plunder!«
    Als ich zögerte, setzte Gullkin wieder sein Schwert fest an Emmas Kehle. Ich zog meinen Mantel aus und schleuderte ihn über das Eis. Der Beutel aus Rentierleder folgte. Aus Gullkins hinterhältigem Grinsen schloss ich, dass
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