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Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin
Autoren: Steven Knight
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seinem Körper einzurichten. Wie ein komischer Boxer sah er aus, der sich auf einen Kampf vorbereitet. Ich drehte mich nach Emma um. Doktor Felman, der nur mit Mühe seinen Zorn unterdrücken konnte, trat an den klaffenden Spalt zwischen den beiden Brückenhälften vor.
    »Welche Belohnung erhalten Sie denn für dieses schändliche Tun, Earl Hawkin?«, zischte er.
    Der antwortete in seinem geistesabwesenden Akademikerton. »An materiellen Dingen habe ich keinerlei Interesse. Ich möchte nur eines: Ordnung. Verstehen Sie? Helva ist mein Blutsverwandter und Blut …«
    Sorgfältig setzte er seinen grünen Hut auf und blinzelte Emma und mich über den Spalt hinweg an.
    »… ist nun mal dicker als Wasser.«
    Der Lärm aus der Menge schwoll an und Doktor Felman zog sich zurück und blieb neben Emma und mir stehen.
    »Eine gefährliche Entwicklung«, flüsterte er. »Earl Hawkin gehört zu den meisterhaftesten Beherrschern der Künste, die ich kenne. Ihr werdet eure Bestleistungen übertreffen müssen. Ich weiß, dass ihm unglaublich viele Gestalten zur Verfügung stehen.«
    Doktor Felman warf noch einen kurzen Blick über die Brücke, dann wandte er sich wieder an uns und legte seine Hände auf unsere Schultern.
    »Aber, Kinder, ihr habt das Jerlamar auf eurer Seite«, sagte er. »Auf seine kluge Entscheidung müsst ihr vertrauen.«
    Noch während Doktor Felman sprach, ging plötzlich ein erschrockener Ausruf durch die Menge. Ich schaute über die Brücke: An der Stelle, wo Earl Hawkin gewesen war, stand jetzt ein riesiger weißer Bär. Er hatte genau die Farbe dieses süßlichen Schnees, den Earl Hawkin damals in seinem Labor hergestellt hatte.
    »Ihr wolltet einen Kampf!«, rief Gullkin. »Nun denn, er mag beginnen!«
    Ehe wir es uns versahen, sprang der Bär über die Lücke zwischen den Brückenteilen und fegte Emma zu Boden. Doktor Felman, der einen Stoß in die Seite bekommen hatte, kugelte den Brückenbogen hinunter. Nun konnte er nichts mehr für uns tun. Ich hatte inzwischen mein Schwert gezückt und wollte einen Hieb gegen den Bären landen, aber er schleuderte mich mit seinen mächtigen Pranken gegen den Brückenpfeiler. Aus Gullkins Schwertspitze kam plötzlich ein Blitz geschossen, mit dessen Energie ihm der Sprung über die Lücke gelang. Er hatte die Axt hoch erhoben, und sie leuchtete so grell in der Sonne auf, dass ich geblendet war.
    Emma war in den Armen des Bären verschwunden, und für mich sah es so aus, als sollte mir jeden Moment eine magische Axt den Kopf vom Körper trennen.
    Anscheinend war der »große Kampf« vorüber, bevor er überhaupt angefangen hatte.
    Ich hob mein Schwert, um den Axthieb abzuwehren, da stolperte Gullkin, und als er sich Halt suchend auf sein Schwert stützte, krümmte es sich wie ein Bogen. Jetzt zog ich mein goldenes Messer aus meinem Beutel und tauchte unter den Beinen des Bären hindurch. Emma wartete bereits mit ausgestreckter Hand, und bei der Berührung unserer magischen Waffen wurde eine so starke Energie freigesetzt, dass der Bär zu Boden ging. Die Funken dieses Blitzschlags schwebten langsam auf die Eisschicht unter uns.
    Emma, plötzlich in Gestalt eines Wolfes, schaffte es mit einem Riesensatz, den Bär von der Brücke zu schubsen. Mit schauerlichem Gebrüll stürzte er in den Abgrund. Gullkin und ich führten einen verbissenen Schwertkampf, und irgendwann merkte ich, dass die Neigung der Brücke mich zum Zurückweichen zwang. Auf einmal spürte ich einen messerscharfen Schmerz im Nacken und auf meinem Rücken merkwürdiges Geflatter. Als ich eine halbe Drehung machte, sah ich, dass ein Riesenvogel mit seinem Schnabel in meinen Nacken hackte.
    Earl Hawkin hatte sich in das Tier verwandelt, mit dem er verwandt war, einen Falken, und hatte es auf meine Kehle abgesehen.
    Ich schlug nach ihm, aber er ließ sich nicht abschütteln, und Gullkin nutzte sofort die Gelegenheit zu einem Schwertstoß. Er fand eine Stelle, die nicht von meinem Mantel geschützt war, und konnte einen ersten blutigen Erfolg verbuchen. Doch in diesem Augenblick packte ihn von hinten ein mächtiger roter Wolf, und ich spürte, wie mein eigener Wolf in der Hand wütend knurrte.
    Mühelos verwandelte ich mich. Wir trieben Gullkin gemeinsam gegen einen der goldenen Brückenträger, doch jetzt breitete er die Arme aus und – eine große Silbermöwe entkam unseren schnappenden Kiefern. Earl Hawkin war inzwischen zum Löwen geworden und dieser Löwe kam in weiten Sätzen auf mich zu. Gullkin
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