Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Das Vermaechtnis des Will Wolfkin

Titel: Das Vermaechtnis des Will Wolfkin
Autoren: Steven Knight
Vom Netzwerk:
Ich spürte, dass Emma neben mir hörbar einatmete.
    »Wir sind hier, um unseren Anspruch auf den Thron geltend zu machen«, erklärte Emma, »Und nach unserem Sieg werden wir … ein Fel-Parlament ins Leben rufen!«
    Allein das Wort Parlament riss drei Viertel der Zuschauer von den Bänken und meine nächsten Worte gingen in einem tosenden Jubelsturm unter.
    »… ein Parlament, in dem die Macht auf Fel, Vela und gewöhnliche Thrulls gleichmäßig verteilt sein wird!«
    Jetzt wurde der Tumult gefährlich, und ich sah, wie um das ganze Gelände herum Soldaten ihre Schwerter zückten. Es durfte nicht dazu kommen, dass Gullkin wegen »Aufruhr im Volk« die Zeremonie abbrach. Auch Doktor Felman erkannte die Gefahr und hob die Hand, um die Menge zum Schweigen zu bringen.
    »Bewahrt Ruhe! Seid besonnen! Das Gesetz muss befolgt werden«, rief er.
    Die vollzählig versammelten Einwohner konnten es bezeugen: Gullkin war in die Enge getrieben. Das machte ihn allerdings nur gefährlicher. Hasserfüllt starrte er Emma und mich an.
    »Nun gut«, rief er, »so werden wir also kämpfen! Da es aber auf eurer Seite zwei Kandidaten gibt, ist es nur gerecht, dass auch auf meiner Seite zwei kämpfen.«
    Ehe Doktor Felman antworten konnte, sprang Gullkin von seinem Pferd und nahm ihm den Sattel ab. Das Pferd bäumte sich wild auf und schlug mit den Hufen auf den goldenen Boden.
    »Und da meine halbgöttliche Gemahlin, die in Kürze Königin sein wird, mit einem schlimmen Fuß das Bett im Palast hüten muss«, sagte Helva Gullkin, »wird mir das Gesetz wohl erlauben, dass ich statt ihrer das älteste Mitglied meiner künftigen Regierung dazu auffordere.«
    Die Menge begann zu lachen. Wahrscheinlich wusste keiner, dass Gullkins Frau einen schlimmen Fuß hatte, und es dürfte auch niemanden besonders interessieren, sie fanden es einfach nur komisch. Doktor Felman blickte misstrauisch über die Brücke, während Gullkin seinem Pferd das Zaumzeug abnahm.
    »Genauer gesagt«, erklärte Helva Gullkin, »möchte ich meinen künftigen Premierminister um Beistand in diesem Kampf bitten.«
    Doktor Felman musterte Gullkin forschend, wobei er seine ganze Intuition einsetzte.
    »Von was für einem Premierminister sprichst du, Gullkin?«, fragte er argwöhnisch. »Und seit wann arbeitest ausgerechnet du mit Ministern? Du sagst doch immer, dass du an die absolute Macht des Königs glaubst.«
    »Trotz allem ist im Gesetz festgelegt, dass der Schwur der Eide ein Kampf ist, der ausschließlich zwischen den Bewerbern um die Macht ausgetragen wird«, fuhr Gullkin auf. »Wenn ich also jemanden zum Premierminister ernenne, darf er auch mit mir zusammen kämpfen. Oder ist das etwa nicht korrekt, Doktor Felman?«
    Das Publikum kam allmählich zur Ruhe. Zum ersten Mal hörte ich den Wind, der heulend durch die Konstruktion der Brücke fuhr.
    »Und wer soll dieser bedauernswerte Premierminister sein?«, fragte Doktor Felman und gab sich zuversichtlich.
    Gullkin zeigte grinsend auf sein Pferd.
    »Sieh her, mein Pferd. Ich ernenne hiermit mein Pferd zu meinem treuen Premierminister.«
    Ungläubiges Raunen lief um den Vulkankrater. Die Bewohner der Fel-Stadt kannten Gullkin gut genug, um seine Hinterhältigkeiten zu fürchten.
    »Was ist das nun wieder für ein Spiel?«, rief Doktor Felman.
    Helva Gullkin wandte sich mit einem Blick, der tödliche Verachtung ausdrückte, zu Doktor Felman um. Auf seine Armbewegung hin begann das weiße Pferd, sich zu verwandeln. Die langen weißen Beine wurden zu Fel-Beinen, das Pferdegesicht zog sich zusammen und wurde rasch zu einem altbekannten Gesicht mit grauem Bart und gezwirbeltem Schnauzer. Schon war die Verwandlung perfekt.
    Anstelle von Gullkins weißem Pferd, das sich jetzt vollkommen aufgelöst hatte, stand Earl Hawkin!
    »Seht her, Fel von Langjoskull!«, verkündete Helva Gullkin. »Das ist mein Stellvertreter und euer neuer Premierminister.«
    Emma und ich wichen zurück. Doktor Felmans Augen brannten, als er mit starrem Blick über die Brücke sah. Mit einem Schlag wurde vieles klar. Deshalb hatte er uns in der Höhle angelogen! Ich musste an den Tag denken, an dem er uns beigebracht hatte, den Stimmen in den Bäumen zu lauschen. Damals hatte ich die Worte gehört: »Ich werde dich verraten« – nur dass dies eine Warnung vor Earl Hawkin war und nicht eine vor Emma.
    »Earl Hawkin – ein Verräter?«, sagte Doktor Felman kaum hörbar.
    Earl Hawkin streckte die Beine und ließ die Schultern kreisen, um sich wieder in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher