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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
Autoren: Margaret Weis
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Drachenmagie erschien wirklich außergewöhnlich. Keine der Frauen, die im Kloster geboren waren, konnte sich mit ihr messen. Die gegenwärtige Meisterin war mit fast siebzig Jahren sehr alt und gesundheitlich angegriffen. Melisande war klar, dass der Mantel der Gottheit jederzeit auf sie übergehen konnte, und sie bemühte sich unablässig, sich dieser Ehre würdig zu erweisen.
    Heute sollte sich entscheiden, ob das Vertrauen der Meisterin in ihren Schützling gerechtfertigt war.
    Das eigentliche Kloster, das aus vier Einzelgebäuden bestand, gruppierte sich um einen quadratischen Hof. In der Mitte dieses Hofes standen zwei Gongs, eine riesige Platte aus Eisen und eine zweite, kleinere aus Silber. Wenn der Eisengong angeschlagen wurde, war sein tiefer, dröhnender Klang noch tief unten in der Stadt und in den Gehöften und Wäldern dahinter zu hören. So warnte man die Bevölkerung vor einem Angriff, damit sie in Höhlen in den Bergen Zuflucht suchen konnte. Der kleinere, silberne Gong teilte der Schwesternschaft mit, dass der Feind anrückte.
    Melisande hob den Silberhammer zum Schlag. Von weitem konnte sie Bellonas barsche Befehle hören. Die Kriegerinnen eilten auf ihre Posten. Ein paar Schwestern, die den ungewöhnlichen Aufruhr bemerkten, blickten verwundert aus dem Fenster. Melisande ließ sie nicht lange im Ungewissen. Sie brachte den Silbergong zum Klingen. Der hallende Ton alarmierte das ganze Kloster.
    Schon zeigten sich weitere Köpfe im Ostflügel des Klosters, wo der Schlafsaal der Schwestern lag.
    »Sputet euch!«, rief Melisande ihnen zu. »Ich gehe zur Meisterin.«
    Die Köpfe verschwanden, weil die Frauen rasch ihre zeremoniellen Gewänder überziehen wollten. Melisande stellte den Silberhammer wieder ab. Der Gong vibrierte noch immer. Der Klang ließ nur langsam nach.
    Kriegerinnen rannten an ihr vorbei zur Südseite des Klosters, wo die neun Mütter wohnten. Die Mütter – oder »Kühe«, wie sie die Kriegerinnen abfällig untereinander nannten – waren jene Schwestern, die von der Meisterin ausgesucht wurden, um Kinder zu gebären. Sie opferten ihre Jungfräulichkeit für den Erhalt der Schwesternschaft. Kurz nach der Geburt nahm man ihnen die Kinder weg. Männliche Nachkommen kamen in Familien in Seth, denen ein Sohn versagt geblieben war und die sich einen Erben wünschten. Die Mädchen blieben im Kloster, um als Schwestern, Mütter oder Kriegerinnen erzogen zu werden, je nachdem, wie ausgeprägt die Magie in ihrem Blut floss. Dieser Flügel barg auch die einmal im Monat benutzten »Paarzimmer« und die Geburtszimmer.
    Schon kamen die Kriegerinnen aus dem Südflügel zurück. Sie geleiteten die Kinder und die Mütter zu den Katakomben unter dem Kloster.
    Melisande eilte am Westflügel vorbei, der jetzt leer stehen würde. Hier wurde den Schwestern die heilige Magie nahe gebracht, die für die Sicherheit des Königreichs bürgte. Dieser Flügel barg auch die Küche, den Speisesaal und die Schul- und Spielräume für die kleinen Mädchen.
    Das vierte Gebäude, der Nordflügel, gehörte der Meisterin. Es enthielt ihre Gemächer und im Untergrund das Heiligtum des Auges.
    Die Drachenmeisterin lebte abseits der Schwesternschaft, wie es sich für eine Göttin ziemte. Nur selten gesellte sie sich zu den anderen. Ihre Lebensaufgabe war allein die Magie, und sie verbrachte täglich viel Zeit im Heiligtum, wo sie ihre mächtige Magie wob, um das Reich zu schützen. Zwei Bronzetüren verwehrten jedem außer der Hohepriesterin und ausgewählten Schwestern den Zutritt, und auch diese durften nur auf Einladung eintreten. Die Türen wurden von Elitekämpferinnen bewacht.
    Die Kriegerinnen salutierten, als Melisande nahte. Sie hatten den Silbergong gehört, und obwohl sie keinen direkten Befehl von der Meisterin hatten, wussten sie, dass es sich um einen Notfall handelte und sie die Hohepriesterin passieren lassen mussten. Melisande war nicht stark genug, um die massiven Bronzetüren selbst zu öffnen. Diese Aufgabe nahmen die Kriegerinnen ihr ab.
    »Gute Jagd, Hohepriesterin«, wünschte die eine, als Melisande eintrat.
    Mit ihr drang Tageslicht herein und beleuchtete einen langen, schmalen Gang mit Holzvertäfelung und Wandgemälden. Das Licht verschwand, als die Bronzetüren sich mit dumpfem Hallen wieder schlossen, und nahm das Leben mit sich, das es kurz geweckt hatte. Der fensterlose Korridor war nur von kleinen Öllämpchen erhellt, die in einigem Abstand voneinander an den Wänden flackerten. Den
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