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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
Autoren: Margaret Weis
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Euch anzugreifen?«
    »Ich hörte ein Fauchen. Ich habe aufgeblickt und sah einen Drachen am Himmel …«
    Drakonas hob die Hand und berührte ihre Wange, die noch voller Tränen war. Sie berührten sein Fleisch, und nun sah Bellona hinter dem Menschen Drakonas den Geist eines Drachen mit glänzenden grünen Schuppen.
    »Grald hat mich in meiner wahren Gestalt gesehen«, erklärte Drakonas, »und er wusste, dass er mich so nicht bekämpfen kann, als Drache. Dazu hätte auch er seine wahre Gestalt annehmen müssen, und das wagte er nicht, weil er befürchten musste, ich könnte ihn erkennen. Er hatte ohnehin alles verrichtet, was ihm aufgetragen worden war. Er hatte ihr seinen Samen eingepflanzt. Darum ist er geflohen.«
    »Ich habe ihn gesehen«, murmelte Bellona, die blicklos in jene schreckliche Nacht starrte. »So wie ich Euch gesehen habe. Er ist …«
    »… dasselbe wie die Meisterin. Dasselbe wie ich. Dasselbe Blut«, er seufzte leise, »das in den Adern dieses Kindes fließt. Drachen. Wir alle.«
    Er legte ihr das Kind in die Arme, die sich nun nicht mehr wehrten. Voller Befremden starrte Bellona den Knaben an.
    »Indem ich Euch dies alles verrate, breche ich ein ehernes Gesetz meiner Art«, fuhr Drakonas fort. »Seit vielen tausend Jahren hüten wir unser Geheimnis. Kein Mensch sollte je davon erfahren. Ich kann nicht verlangen, dass Ihr es für Euch behaltet, denn ich habe kein Recht dazu. Ich war es, der Melisande in diese Lage gebracht hat, und als sie mich brauchte, habe ich versagt. Aber ich bitte Euch, über meine Worte nachzudenken und dann das zu tun, was Ihr für richtig haltet.«
    Drakonas kniete sich vor Bellona und schaute ihr in die Augen.
    »Melisande hat ein Menschenkind zur Welt gebracht, das die Gabe der Drachenmagie besitzen wird. Und sie hat ein Drachenkind geboren, das vielleicht nicht einmal groß werden wird, wenn die Menschen sein wahres Ich erkennen. Sie werden behaupten, es sei verflucht, und dann werden sie es töten. Vielleicht ist es ja sogar verflucht«, fügte Drakonas leise hinzu.
    Sein Blick lag auf dem Baby. Mit einer Hand berührte er sanft dessen Wange. »Vielleicht wird er dereinst die Geißel meines Volkes sein. Oder er wächst auf, um Rache für seine Mutter zu nehmen. Ich weiß es nicht. Aber ich finde, er sollte eine Chance bekommen. Um ihretwillen.«
    Draußen waren Stimmen zu hören, durchdringend und beißend wie der Rauch.
    »Die Dorfbewohner«, stellte Drakonas fest. »Die Hebamme hat ihnen alles erzählt. Die Meute rottet sich zusammen. Entweder rettet Ihr ihn, oder Ihr übergebt ihn den Leuten.«
    »Nehmt Ihr ihn.« Bellona hielt Drakonas das Kind hin.
    Der Mann stand auf und trat einen Schritt zurück. »Wenn ich ihn nehme, ist er des Todes. Nicht nur die Menschen werden seinen Tod wollen. Sein Drachenvater will ihn für sich, ebenso die Meisterin. Sie haben doch auch die Kriegerinnen geschickt. Ist Euch das nicht aufgefallen? Sie haben erst nach dem ersten Schrei des Kindes angegriffen. Ich bin der Einzige meiner Art, der Menschengestalt angenommen hat. Maristara würde wissen, dass sie mich suchen muss. Irgendwann würde sie mich und das Kind ausfindig machen. Ihr seid einfach eine von zahllosen Menschenfrauen. Ihr könnt mit dem Kind untertauchen.«
    Bellona sagte lange gar nichts. Ungeschickt nahm sie das Kind wieder an die Brust, doch ihre Arme schienen ihr nicht gehorchen zu wollen. Sie hatte kein Gefühl darin – sie fühlte überhaupt nichts mehr.
    »Das verstehe ich nicht«, wiederholte sie mit schneidender Stimme zum dritten Mal. »Ich werde es nie begreifen. Mit welchem Recht mischt ihr Drachen euch in unser Leben ein?«
    »Wir haben kein Recht dazu«, gab er zurück. »Ich weiß, es sieht nicht so aus, aber wir haben versucht, es wieder gutzumachen.«
    Wütend riss Bellona ihm die blutigen Fetzen aus den Händen und wickelte sie um das Baby. »Ich nehme ihn. Und ich ziehe ihn groß. Wozu auch immer, ich weiß es nicht. Das mache ich nur für Melisande«, fügte sie ingrimmig hinzu. »Nicht für Euch oder Eure Artgenossen.«
    Dann legte sie das Baby, das vom Blut seiner Mutter rot war, Melisande in die kalten Arme. »Aber zuvor werde ich meine Freundin begraben.«
    »Dazu ist keine Zeit mehr. Ihr hört doch die Leute. Sie sind schon unterwegs. Ihr müsst fort, bevor sie Euch finden. Ich kümmere mich um sie.«
    Bellona zögerte noch. Sie ließ Melisande nur ungern zurück, aber sie begriff die Wahrheit in seinen Worten. Vor der Hütte wurde es
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