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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
Autoren: Margaret Weis
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sie noch nie auf so engem Raum gekämpft und auch noch nie eine Gebärende verteidigt, die Frau, die sie über alles liebte. Solange diese furchtbaren Schreie ihr Innerstes zerrissen, konnte Bellona ohnehin nicht klar denken. Sein Plan klang gut, und sie konnte sich vorstellen, wohin er führte.
    »Ist das Eure einzige Waffe?«, fragte sie mit einem verächtlichen Blick auf seinen Stab.
    »Eine andere brauche ich nicht.« Er nahm seine Position ein.
    »Ihr braucht wenigstens einen Dolch.« Sie langte an ihren Gürtel. »Hier. Mit dem Stab da könnt Ihr niemanden töten.«
    »Ich will überhaupt nicht töten. Nur aufhalten. Ich habe ein Gelübde abgelegt«, fügte er hinzu.
    »Ein religiöses Gelübde?«
    »So ungefähr«, bestätigte er.
    Sie wies nach draußen. »Die haben nichts dergleichen gelobt. Sie werden versuchen, Euch zu töten.«
    »Höchstwahrscheinlich.« Lauschend legte er den Kopf schief. »Sie sind da draußen. Ich höre sie. Achtet darauf, dass sie sich ganz auf Euch konzentrieren.«
    Bellona nagte an ihren Lippen, umklammerte ihr Schwert und wartete.
    Die Hitze in der Hütte war zum Ersticken, so sehr hatte die Hebamme das Feuer geschürt. Mit dem Handrücken wischte Bellona sich über die Stirn. Es stank nach Schweiß, Blut und Rauch. Allmählich fühlte sie sich eingesperrt. Da draußen schlich der Feind immer näher. Sie hasste die Spannung des Wartens. Plötzlich sehnte sie sich danach, die Tür aufzureißen und ihnen offen entgegenzuspringen. Nur mit Mühe konnte sie den Impuls unterdrücken.
    Melisande stieß einen erschauernden Schrei aus, der dieses Mal jedoch nicht endete, sondern in ein qualvolles Heulen überging. Bellona riskierte einen Blick nach hinten.
    »Kannst du denn gar nichts für sie tun?«, fluchte sie.
    »Pressen, Lämmchen«, befahl die Hebamme streng, ohne auf die Übrigen zu achten. »Ich sehe schon das Köpfchen. Pressen!«
    Bellona brach der kalte Schweiß aus.
    »Noch einmal!«, drängte die Hebamme. Ihre Hände waren voller Blut, doch es war das Blut der Geburt, nicht das des Todes.
    Melisande bemühte sich noch einmal. Ein letzter Schrei, dann glitt das Kind kopfüber ins Leben. Mit einem erleichterten Seufzer sank Melisande in die verschwitzten Kissen zurück.
    »Ein Junge, meine Liebe«, gurrte die Hebamme zufrieden. »Schön wie der helle Tag. Ganz ohne jeden Makel.«
    Sie hielt ihn hoch und verpasste ihm einen Klaps auf den Hintern.
    Das Baby machte den Mund auf und gab einen kräftigen Schrei von sich.
    »Da kommen sie!«, warnte Drakonas.
    Ein kräftiger Schlag donnerte gegen die Holztür.

31
    Zwei Kriegerinnen hatten die Tür aufgerissen und polterten in die Hütte. Als sie unerwartet Bellona gegenüberstanden, die sie mit gezücktem Schwert erwartete, blieben sie überrascht stehen. Doch sie kamen rasch wieder zu sich und wollten auf die ehemalige Anführerin losgehen. In diesem Augenblick stieß Drakonas, der hinter der offenen Tür stand, diese mit aller Kraft zu, so dass die beiden zwischen Tür und Schloss gefangen saßen.
    Bellona schnellte vor. Ihr Schwert traf die eine Frau in den Bauch, die andere in die Brust. Keine von ihnen trug eine Rüstung, denn sie hatten nicht mit Widerstand gerechnet. Ihre Körper sanken zu Boden, wo der Lehm ihr Blut aufsaugte. Drakonas zerrte sie herein. Dann lehnte er sich rücklings gegen die Tür und knallte sie wieder zu.
    »Jetzt wissen sie, dass sie uns nicht so leicht bekommen«, stellte er fest.
    Bellona gab einen grimmigen Laut von sich. Sie packte die beiden Leichen und drehte sie um. Beide Frauen hatte sie von Kindesbeinen an gekannt. Nun schob sie die ehemaligen Gefährtinnen mit dem Fuß zurecht, wobei sie versuchte, ihnen nicht in die leeren Augen zu sehen.
    Sie steckte das Schwert ein, leerte den Köcher, riss die Federn von den Pfeilschäften und rammte die Pfeile mit der Spitze nach oben in den Boden. Zwischendurch warf sie einen kurzen Blick auf das Baby, das nass und blutig vor sich hin jammerte und die Augen vor dem grellen Licht des Lebens verschloss.
    »Ich will ihn sehen«, flüsterte Melisande, der beinahe die Stimme versagte.
    Die Hebamme durchtrennte die Nabelschnur, die letzte Bindung des Kindes an seine warme, dunkle, geborgene Welt, und wischte es mit einem warmen, feuchten Tuch ab. Dieser Vorgang entlockte ihm den nächsten beleidigten Schrei. Jenseits dieser Kundtuungen des Lebens hörte Bellona Nzangia Befehle geben.
    »Mordlustige Teufel«, grollte die Hebamme mit einem Blick auf die beiden
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