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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
Autoren: Margaret Weis
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schließlich erzürnt den Kopf herausstreckte.
    Sofort hatte Bellona einen Fuß in der Tür, bahnte sich einen Weg und stieß die empörte, alte Frau zur Seite. Dann schlug sie die Tür wieder zu und stellte sich mit dem Rücken davor.
    »Banditen«, sagte sie. Ihre angespannte Stimme unterbrach das wütende Schelten der Frau. »Sie haben die Mühle angesteckt. Wahrscheinlich planen sie einen Angriff auf das Dorf. Vielleicht kommen sie auch zu uns, und von draußen kann ich das Haus nicht verteidigen.«
    Mit Räubern kannte die Alte sich aus. Sie verzog das Gesicht. »Mörderische Bastarde!« Missbilligend musterte sie Bellona. »Nun, ich hoffe, du weißt, was du tust. Aber schau nicht zu viel herüber, und misch dich nicht in meine Arbeit ein.«
    »Ich muss dich wenigstens daran erinnern, dass auch du in Gefahr sein könntest«, meinte Bellona steif.
    Schnaubend wandte die Hebamme sich ab.
    Wieder schrie Melisande auf. Ihr Körper bebte.
    »Na, na, Lämmchen, nur keine Angst«, tröstete die Alte und wischte ihr mit einem feuchten Tuch den Schweiß von der Stirn. »Press weiter, Täubchen. Noch einmal.«
    Stöhnend schüttelte Melisande den Kopf. Ihr Gesicht war schweißnass, das Haar strähnig. Die Hebamme hatte ihr Tuchstreifen an die Bettpfosten gebunden, damit sie etwas zum Festhalten hatte, wenn die Wehen kamen. Melisandes Augen waren glanzlos und eingesunken. Sie starrte Bellona an, als wäre diese eine Fremde, denn sie erkannte nichts und niemanden. Alles, was sie sah, hörte, schmeckte oder fühlte, waren die Wehenschmerzen. Melisande wölbte ihr Kreuz, griff nach den Halterungen und schrie erneut.
    Erschauernd schloss Bellona die Augen. Endlich herrschte gnädige Stille. Melisande lag da und schnappte keuchend nach Luft. Die Hebamme kümmerte sich rührend um sie. Wenigstens nimmt die Alte es mit Gelassenheit, dachte Bellona. Andererseits erlebte eine Hebamme jeden Tag Situationen, in denen es um Leben und Tod ging. Vielleicht hatte sie sich einfach daran gewöhnt.
    In der atemlosen Stille hörte Bellona ein Klopfen an der Tür.
    »Ich bin es«, rief Drakonas.
    Nach kurzem Zögern schob Bellona den Riegel zurück. Mit dem Eichenstab in der Hand schlüpfte Drakonas ins Haus, schloss die Tür wieder und legte den Riegel vor. Die Hebamme war fassungslos, aber zu beschäftigt, um zu schimpfen. Melisande hatte die Knie angezogen. Ihre Röcke waren zurückgeschlagen, so dass man die nackten Beine sah. Blicklos starrte sie an die Decke und wartete in stummer Verzweiflung auf den nächsten Moment der Qual.
    Als Drakonas zu ihr hinüberschaute, wurde sein Mund schmal. Er sah Bellona an.
    »Ihr habt diese Frauen befehligt. Ihr habt sie ausgebildet. Wie lautet ihr Plan?«, wollte er wissen.
    Bellona versetzte sich in Nzangias Lage. Nzangia war eine gute Kriegerin mit echter Vorstellungsgabe. Dass sie die Mühle in Brand gesetzt hatten, um jeden abzulenken, der ihnen hätte beistehen können, war ein genialer Zug gewesen.
    »Sie wissen nicht, dass ich sie belauscht habe«, sann Bellona.
    »Also werden sie das Haus angreifen. Wie du schon sagtest, sie wollen uns überraschen.«
    Diesmal packte sie ihn mit hartem Griff am Arm. »Wie haben sie uns gefunden?«
    »Sie haben Euch gesucht«, erwiderte er.
    Sie starrte ihm in die Augen, konnte aber nichts darin lesen. Für sie waren die Schatten undurchdringlich.
    »Ich kann sagen, was ich will – Ihr vertraut mir doch nicht«, stellte Drakonas fest.
    »Richtig«, sagte Bellona gereizt.
    »Wozu also die Frage?«
    Darauf wusste sie keine Antwort.
    »Seht es doch mal so: Ich bin hier bei Euch, nicht draußen bei ihnen. Das dürfte doch auch etwas zählen.«
    Langsam ließ Bellona von ihm ab.
    »Nachdem das also geklärt wäre«, meinte er und drehte sich um, »sollten wir lieber entscheiden, was wir tun werden. Die Tür geht nach innen auf. Sie werden hereinstürmen. Am besten schieben wir den Riegel zurück.«
    »Warum sollen wir es ihnen leicht machen?«
    »Weil sie nicht damit rechnen. Ich stehe hier.« Er stellte sich neben die Tür. »Ihr geht dort hinüber. Wenn die Tür aufgeht, sehen sie Euch, nicht mich. Ich mache so.« Er beschrieb eine Geste. »Ihr macht so.« Wieder folgte eine Handbewegung.
    Sie mochte ihn nicht, traute ihm nicht, glaubte ihm nicht. Ganz sicher hatte er etwas damit zu tun, dass die Soldatinnen sie gefunden hatten, auch wenn der Zusammenhang ihr ein Rätsel war. Bellona wollte nicht, dass Melisandes und ihr Leben von ihm abhingen. Andererseits hatte
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