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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
Autoren: Margaret Weis
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erkannte, dass diese Ordnung ewig war, erkannte Gott.
    Als Bellona an diesem Morgen den Wald betrat, spürte sie, dass Gott gestört worden war.
    Zuerst bemerkte sie die Stille, die zu still war. Es spielten keine Eichhörnchen, die munter von Ast zu Ast hüpften. Kein Reh schrak bei ihrem Anblick hoch und warnte mit aufgestelltem Spiegel vor ihrer Gegenwart. Kein Wolf trabte vorbei, beäugte sie kurz, ohne sich ernsthaft um sie zu kümmern. Alle Tiere hatten sich verborgen.
    »Wilderer«, dachte Bellona und legte einen Pfeil auf.
    Inzwischen fühlte sie sich wirklich für diesen Landstrich verantwortlich. Die Vorstellung, dass Wilderer ihren Kaninchen Fallen stellten und ihre Hirsche jagten, machte sie wütend.
    Mit offenen Augen und Ohren drang sie tiefer in den Wald vor. Bald wurde ihre Wachsamkeit belohnt, denn sie hörte Stimmen.
    Das irritierte sie, denn sie vernahm kein gedämpftes Geflüster wie von Gesetzlosen. Diese Menschen redeten in normaler Lautstärke. Vielleicht waren der König oder seine Edelleute unangekündigt zur Jagd aufgebrochen?
    Während sie langsam näher schlich, hörte sie die Stimmen deutlicher und merkte, dass dort Frauen sprachen.
    Mit einem Schlag wurde ihr die Wahrheit klar. Ohne es zu begreifen, wusste Bellona, dass die Kriegerinnen aus Seth sie gefunden hatten. So wie sie es seit langem voller Furcht erwartete.
    Die erste, instinktive Panik drängte sie dazu, sofort zu Melisande zurückzueilen. Doch der Verstand forderte, zunächst in Ruhe zu begutachten, wer ihre Gegner waren. Es kamen nur selten Fremde ins Dorf. Die Einheimischen würden sie voller Misstrauen beobachten. Da sie sich häufig gegen Schafdiebe oder hungrige Bären zur Wehr setzen mussten, waren die Dörfler eine wackere Truppe. Zwar kämpften sie mit einfachen Waffen und waren keine ausgebildeten Soldaten, doch sie konnten sich behaupten. Bewaffnete Fremde würden sie nicht kampflos in ihren Ort lassen.
    Mit der Heimlichkeit, die sie den Tieren des Waldes abgeschaut hatte, schlich Bellona näher, bis sie sehen und hören konnte, ohne selbst gesehen und gehört zu werden.
    Die erste Frau, die sie erkannte, war Nzangia.
    Die Anführerin hatte zwölf Kämpferinnen mitgebracht. Die Frauen waren wie Jäger gekleidet, um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen, und gaben sich wie Bellona als Männer aus. Sie waren nicht zum Kämpfen hier, denn sie trugen keine Rüstungen, Schilde oder Speere. Auch die Helme waren nicht aus Stahl, sondern aus Leder. Ihre Waffen waren Kurzschwerter, dazu Pfeil und Bogen, wie bei normalen Jägern. Es würde ein verstohlener Einsatz sein, der vermutlich bei Anbruch der Nacht stattfinden sollte.
    »Ihr habt das Haus gefunden?«, fragte Nzangia.
    »Ja, Kommandantin«, bestätigte eine der Frauen. »Es liegt am Rand des Dorfes. Es stehen noch andere dabei, die bewohnt sind.«
    »Niemand wird sich einmischen«, versicherte Nzangia. »Sie werden anderweitig beschäftigt sein. Drusilla, du nimmst …«
    Bellona wartete nicht länger. Wenn sie jetzt zu Melisande zurückkehrte, hatte sie noch Zeit, die Freundin in Sicherheit zu bringen. Dann würde sie mit anderen wiederkommen. Eilig rannte sie ins Dorf zurück.
    Wäre sie nur einen Augenblick länger geblieben, so hätte sie Nzangias Zusatz vernommen: »Denkt daran, wir wollen das Kind. Wir haben Nachricht erhalten, dass die Geburt eingesetzt hat, aber wir wissen nicht, wie lange es dauern wird. Unser Signal ist der Schrei des Babys.«

30
    Noch waren die Schmerzen gut auszuhalten, doch Melisande wusste, dass sie schlimmer werden würden. Erst vor kurzem hatte sie die Schreie einer jungen Nachbarin gehört, darum wusste sie, was auf sie zukam. Dennoch hatte sie keine Angst, sondern fühlte sich seltsam euphorisch. Das Ende war greifbar nahe.
    Sie hockte auf dem Boden und umklammerte einen schweren Stuhl, an dem sie sich hochzog. Ehe die nächste Wehe kam, würde sie noch Zeit haben, die Hebamme zu rufen. Vielleicht konnte sie eines der Kinder schicken, die draußen auf dem Hof spielten. Doch auf dem Weg zur Tür erfasste sie schon die nächste Woge. Diesmal war es ein stechender, grellroter Schmerz, der ihr in den Rücken schoss, dass sie ins Taumeln geriet und vor Schreck aufschrie.
    Da fiel ein Schatten über sie. In der Tür stand der Einsiedler.
    Sie wollte schon etwas sagen, da kam er zu ihr und führte sie zum Stuhl zurück, wo sie sich stöhnend niederließ.
    »Ich hole die Hebamme«, versprach er und verschwand.
    Verstört und erstaunt
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