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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
Autoren: Margaret Weis
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Weberei konnte verloren gehen, jedes Haus, jeder Laden, ja, das gesamte Dorf.
    Daher kamen auf diesen Ruf hin alle Bewohner angelaufen. Sie brachten Eimer, Äxte oder Mistgabeln mit, um die Feuersbrunst zu löschen. Befehle gellten durch die Gegend, entsetzte Pferde wieherten, und schon stürzten erste Balken ein. Der durchdringende Brandgeruch waberte den Hügel herauf.
    Melisandes Schreie in der Hütte wurden immer erschütternder. Bellona grub die Nägel in ihre Handfläche.
    »Sie sind hinter Melisande her«, stieß sie mit rauer Stimme aus. »Die Meisterin hat sie geschickt. Sie sollen sie töten.«
    Drakonas schien etwas sagen zu wollen, hielt aber dann doch den Mund. Der Rauch aus der brennenden Mühle legte sich über die Hügel, erfüllte die Täler und kroch die Hänge herauf, wo die Schafe entsetzt die Flucht ergriffen, was die Hunde bellend zu verhindern suchten.
    »Sie ist nicht transportfähig. Wir müssen sie hier aufhalten.«
    »Am besten gehen wir hinein«, schlug Drakonas vor. »Wir verstecken uns. Dann glauben sie, sie könnten uns überraschen.«
    Die Häuser bestanden aus Stein und waren mit Stroh gedeckt. Alle hatten denselben Grundriss und lagen jeweils an einem kleinen Stückchen Land, wo die Bewohner einen Garten anlegen konnten, um die gemeinsamen Wintervorräte des Dorfes um eigenes Gemüse zu ergänzen.
    Die meisten Häuser scharten sich unten am Fluss um die Fabrik und um die Mühle. Als der Ort weiter gewachsen war, waren entlang des unbefestigten »Schäferwegs« weitere Hütten hinzugekommen. Ihre eigene hatte ein kleines Fenster nach Osten, das Sonnenlicht einließ, und nur eine Tür. Das Fenster war unverglast, denn Glas war teuer, aber man konnte Wind und Wetter mit Holzläden ausschließen. Normalerweise jedoch standen die Läden offen, weil Melisande frische Luft liebte. Heute waren sie geschlossen. Die Hebamme wollte es in der Hütte warm haben. Sie hatte das Feuer so stark geschürt, dass es erstickend heiß war.
    Zwischen ihrem Haus und dem des Einsiedlers lag ein Streifen Gartenland, auf dem nichts wuchs. Melisande war nicht mehr in der Lage gewesen, etwas zu pflanzen, und Bellona verstand nichts davon. Sie hatte nur Töten gelernt, nicht das Hegen und Pflegen, wie sie gerne sagte.
    Als sie nun eintreten wollte, umfasste ihre Hand den Schwertgriff. Mit einem unsicheren Blick in die Hütte hielt sie inne. »Und was soll ich Melisande sagen?«
    Drakonas verstand ihren Blick. Die gellenden Schreie kamen immer häufiger, doch dazwischen herrschte fast ebenso schreckliches Schweigen.
    »Ich glaube kaum, dass sie mitbekommen wird, was geschieht«, antwortete er. »Geht vor. Ich komme nach.«
    Eilig lief er in sein eigenes Haus zurück. Bellona sah ihm nach und überlegte, ob sie ihm nun traute oder nicht. Doch sie hatte keine große Wahl.
    Drakonas wollte in seiner Hütte nach dem Stab greifen, zögerte jedoch einen Augenblick voller Unentschlossenheit. Er glaubte, den wahren Grund für die Anwesenheit der Kriegerinnen zu kennen. Sie wollten Melisande töten. Das Kind aber wollten sie lebend.
    Er blickte aus dem Fenster, um vielleicht einen Blick auf sie zu erhaschen, doch der Rauch behinderte seine Sicht. Mehr denn je vermisste er Bran, dessen Drachenaugen ihn vor den Frauen gewarnt hätten, so dass er sie rechtzeitig hätte erledigen können. Inzwischen war es beinahe zu spät.
    In seinen Augen blieb ihm nur eines übrig.
    »Ich könnte sie töten. Ich könnte sie allesamt umbringen.«
    Er hatte die Drachengesetze bereits gebrochen, mehrere sogar, manchmal auf Befehl, manchmal aus eigenem Antrieb. Doch dieses eine, oberste Gesetz des Drachenparlaments hatte Drakonas nie gebrochen. In sechshundert Jahren hatte er keinem Menschen das Leben genommen.
    Wenn er das tat, blieb Anora keine andere Wahl, als ihm seine Menschengestalt zu entziehen. Er konnte versuchen, es vor ihr zu verbergen, aber sie würde es in seinen Gedanken lesen. Das Blut konnte er niemals mehr abwaschen.
    Seine Hand strich über die Maserung seines Stabs. Melisandes Schreie klangen nur gedämpft durch die Steinmauern.
    Er konnte es nicht riskieren, diese Aufgabe einem anderen Drachen zu übertragen, der keinerlei Bezug dazu hatte. Vielleicht würde er Melisande verlieren, aber nicht deren Kind.
    Das war er ihr schuldig. Darum packte er nun mit fester Hand den Stab und hielt auf Melisandes Haus zu.
    Als Bellona eintreten wollte, stellte sie fest, dass die Tür verriegelt war. Sie trommelte dagegen, bis die Hebamme
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