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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
Autoren: Margaret Weis
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nicht versagen.«
    Ihr brauner Körper war geschmeidig und durchtrainiert, die Brüste klein und fest. Ganz anders als die zarte, weiche Melisande mit der blassen Haut einer Frau, die den ganzen Tag über ihren Büchern sitzt und nicht die Muskeln, sondern ihren Geist ausbildet.
    »Du und die Meisterin, ihr passt auf uns auf, Melis«, fügte Bellona hinzu. »Wir haben volles Vertrauen zu euch.«
    Als Melisande weiterlief, um die Schwestern zusammenzurufen und die Meisterin zu wecken, wünschte sie, sie hätte genauso viel Vertrauen zu sich wie ihre Geliebte.
    Offiziell galt das Königreich Seth im Sether Tal als Monarchie. Es wurde vom Erstgeborenen der Herrscherfamilie regiert, einem König oder einer Königin. In Wahrheit aber war der Monarch nichts als eine Galionsfigur, der die Massen an Festtagen zujubeln konnten. Die wahre Herrscherin von Seth war seit dreihundert Jahren die Drachenmeisterin. Das wusste jeder, auch der Monarch.
    Vor dreihundert Jahren hatte ein Drache den Klosterberg okkupiert und von dort aus das Königreich Seth in Angst und Schrecken versetzt. Mehrfach hatte er das Reich angegriffen, Vieh geraubt, Felder verwüstet und jeden Menschen in seinen Hort geschleppt, den er im Freien erwischte. Hunderte waren dem Räuber zum Opfer gefallen. Aberhunderte waren aus dem Reich geflohen und in andere Länder ausgewandert. Beinahe wäre das Reich Seth ausgelöscht worden. Doch dann nahte die Rettung.
    Eines der Feste, die noch heute in Seth gefeiert wurden, erinnerte an dieses segensreiche Ereignis. An diesem Tag bauten die Bewohner von Seth stets einen Holzdrachen und schleppten das Monstrum dann durch die Straßen. Schauspieler mit schwarzen Schädelmasken, die für den Tod standen, begleiteten den Zug. Am Ende stellte eine Schauspielerin ganz in Weiß mit der goldenen Maske der Sonne den Entscheidungskampf nach. Diese Gestalt stand für die Meisterin, die mit ihrem goldenen Schwert den Drachen erschlug. Anschließend ließ man die Attrappe unter großem Jubel mitten auf dem Markt in Flammen aufgehen.
    Dieser Tag symbolisierte das damalige Geschehen. Tatsächlich hatte die Meisterin den Drachen weit weniger dramatisch bekämpft, nämlich indem sie ihre Magie eingesetzt hatte. Der Drache wurde besiegt und ließ sich nie wieder blicken. Daraufhin hatten die dankbaren Bürger der Meisterin all ihre Reichtümer, ja, das Reich selbst angeboten, doch sie hatte abgelehnt.
    Sie wollte nicht Königin werden. Sie wollte ihre Göttin sein. Darum erbaute sie an der Bergflanke einen Tempel, in dem sie die Steinschale, das Wachsame Auge, aufstellte. Dann bat sie um neun Jungfrauen, die freiwillig im Tempel dienen und die Kunst der Drachenmagie erlernen sollten, damit beim Tod der Meisterin eine Nachfolgerin die Sicherheit des Königreichs gewährleisten konnte.
    Über die Jahre hatten viele Frauen den Mantel der Meisterin entgegengenommen und waren zur Gottheit aufgestiegen. Macht und Größe des Klosters nahmen zu. Inzwischen dienten fünfundzwanzig Frauen im Tempel, sechzehn darunter als Jungfrauen. Den höchsten Rang unter diesen Schwestern des Auges, wie man sie nannte, hatte die Hohepriesterin inne: die Frau, die nach dem alten Feind Ausschau hielt. Nach dem Tod der Meisterin würde die Hohepriesterin deren Platz einnehmen.
    Ihre Dienste waren immer noch vonnöten. Immer wieder hatten die Drachen im Laufe der Jahre das Königreich angegriffen. Der schlimmste Angriff war vor zwanzig Jahren gewesen. Damals hatten achtzehn gewaltige Drachen das Kloster belagert. Es war eine furchtbare Schlacht gewesen. Viele Schwestern, aber auch zahlreiche tapfere Soldatinnen hatten ihr Leben gelassen. An jenem Tag hatte es Drachenblut geregnet, so dass er in den Geschichtsbüchern als der Tag des Schwarzen Regens verzeichnet war.
    Doch schließlich hatte man die Drachen vertrieben. Nie wieder hatten sie in solcher Zahl angegriffen, aber hin und wieder tauchte dennoch der eine oder andere auf.
    »Sie kommen, um unsere Wachsamkeit zu prüfen«, erklärte die Meisterin.
    Die Wachsamkeit der Schwestern war unerschütterlich. Die Menschen im abgelegenen Sether Tal lebten in Frieden und Wohlstand und vertrauten auf den Schutz der Schwesternschaft.
    Vor zehn Jahren hatte die Drachenmeisterin Melisande zur Hohepriesterin erkoren. Damals zählte Melisande erst achtzehn Jahre und war die Jüngste, die je für diese Aufgabe gewählt worden war. Dennoch hatte kaum jemand ihre Eignung in Frage gestellt, denn ihre Begabung für die
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