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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
Autoren: Margaret Weis
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umgab, bis sie das Eisentor vor der Kaserne erreichte. Die Kriegerinnen waren in einem großen Gebäude untergebracht, das aus den gleichen grauen Steinen erbaut war wie die schützende Mauer um das ganze Gelände. Die Platten auf dem Weg zwischen dem Kloster und der Kaserne waren über die Jahrhunderte von den Stiefeln der Kriegerinnen glatt geschliffen. Melisande stieß die schweren Holztüren auf und trat in die Dunkelheit. Hier roch es nach Leder und Stahl und nach dem Mandelöl, mit dem die Frauen sich einrieben. Bellona, die Kommandantin, war die einzige Kriegerin mit einem privaten Quartier. Es lag im vorderen Bereich der Kaserne, damit sie bei Bedarf rasch geweckt werden konnte.
    Der kleine, quadratische Raum war mit einem gezimmerten Bett mit einer Gänsefedermatratze ausgestattet. Die Matratze war ein Geschenk von Melisande, gewöhnlich begnügten sich die Kriegerinnen mit Stroh. Bellonas polierter Stahlharnisch und der Helm hingen ordentlich auf einem Holzständer neben dem Bett, Schwert und Schild standen daneben. Der Tisch mit den zwei Stühlen unterhalb des schmalen Fensters war so platziert, dass er von den ersten Sonnenstrahlen beleuchtet wurde.
    Bellona schlief noch. Sie würde nicht aufwachen, ehe die Glocken das Ende der Nacht und den Anbrach des Tages verkündeten. Den Kopf seitwärts gedreht, lag sie auf dem Rücken. Die dunklen Haare waren zerzaust. In ihrem unruhigen Schlummer hatte sie die leichte Wolldecke abgeworfen, ein weiteres Geschenk von Melisande. Wie üblich war die Decke auf den Boden gerutscht. Bellona schlief nackt, denn es konnte jeden Moment Alarm geschlagen werden, und dann musste sie sofort in ihre Rüstung schlüpfen können.
    »Bellona«, rief Melisande leise schon an der Schwelle. Nachdem sie den Raum betreten hatte, machte sie die Tür sorgsam hinter sich zu. Sie hatte Bellona nicht erschrecken wollen, doch das Beben in ihrer Stimme hatte sie offenbar verraten.
    Augenblicklich saß Bellona kerzengerade im Bett und langte nach ihrem Schwert. »Melisande? Was ist? Was ist los?«
    Angezogen von Bellonas warmer Stärke, setzte sich Melisande neben die Kriegerin, die sie erst mit Sorge, dann voller Schrecken betrachtete.
    »Beim Stab, du zitterst ja!« Bellona legte den Arm um Melisande und zog sie an sich. »Und deine Füße! Sie bluten. Wo sind denn deine Schuhe?«
    »Egal. Bellona«, Melisande sah der Frau direkt in die dunklen Augen, »ein Drache kommt. Ich habe ihn gesehen.«
    »Melis!«, erschrak Bellona und packte die Priesterin am Arm. »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher«, bekräftigte Melisande.
    »Hast du schon die Meisterin benachrichtigt?«
    »Nein, ich bin zuerst zu dir gekommen. Ich wusste, dass du Zeit brauchst, um die Verteidigung aufzubauen.«
    Bellona lächelte. Ein warmer Glanz trat in ihre dunklen Augen. »Danke, dass du an uns gedacht hast. Das hätten nicht viele deiner Schwestern getan.«
    »Keine meiner Schwestern wurde von der Kommandantin unterrichtet«, gab Melisande zurück. Widerstrebend löste sie sich aus der warmen, starken Umarmung der Kriegerin, die ihr Sicherheit gab. »Ich muss die Schwestern wecken und dann zur Meisterin gehen.«
    »Sag ihr, dass wir bereit sein werden«, trug Bellona ihr auf, während sie bereits nach der Rüstung griff.
    »Du musst dafür sorgen, dass die kleinen Mädchen in die Katakomben gebracht werden.« Melisandes Erinnerungen waren immer noch sehr nahe.
    Bellona nickte geistesabwesend. Sie überlegte bereits, was nun alles zu tun war. »Du kannst auf mich zählen, Melis.«
    »Das tue ich«, versicherte Melisande und drückte ihr die Hand. »Immer.«
    Sie gaben sich einen Abschiedskuss.
    »Soll ich einen Boten zum König schicken?«, fragte Melisande, die bereits an der Tür stand. »Ich störe ihn nur ungern. Sein Jüngster ist krank, heißt es, es geht ihm gar nicht gut. Er und die Königin sind voller Sorge.«
    »Seine Majestät muss dennoch informiert werden. Ich schicke eine Läuferin«, versprach Bellona. Sie schnürte ihre Stiefel.
    »Seine Majestät kann sicher sein, dass kein Grund zur Sorge besteht«, beharrte Melisande. »Wir sind auf den Drachen gut vorbereitet.«
    »Natürlich«, sagte Bellona wie selbstverständlich.
    »Den großen Gong werde ich aber noch nicht auslösen«, fuhr Melisande fort. Jetzt dachte sie einfach laut. »Erst wenn etwas schief geht. Wenn wir versagen, bleibt den Menschen im Tal immer noch Zeit zur Flucht.«
    »Nichts geht schief«, erklärte Bellona und stand auf. »Ihr werdet
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