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Stardoc 03 - Die Flucht

Stardoc 03 - Die Flucht

Titel: Stardoc 03 - Die Flucht
Autoren: S.L. Viehl
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1 L.T.F. Perpetua
     
     
    »… möge es mir vergönnt sein, das Leben und die Anwendung meiner Kunst zu genießen, respektiert von allen Menschen zu jeder Zeit.«
    Hippokrates (ca. 460-370 v. Chr.)
     
     
    Reines Wunschdenken, Hippokrates, alter Kumpel. Mein Leben lag in Scherben, ich konnte nicht mehr behandeln, und ganz sicher wurde ich hier in letzter Zeit nicht sonderlich respektiert.
    »Der Hanar beherrscht die Hsktskt-Fraktion.« Die blecherne Stimme des automatischen Gefangenen-Einweisungsprogramms brummte mir in den Ohren. Seit Tagen schon zwang man mich, diesem dummen Ding zuzuhören. »Nur einer hat den Rang des Hanar inne.«
    Die Isolationszelle, in die die Hsktskt mich geworfen hatten, war klein, dunkel und kalt. Ich hatte keine Kleidung; kein Essen oder Wasser; nicht einmal eine Toilette, nur einen Abfluss im konkaven Boden.
    Man kann sich denken, wie begeistert ich von diesen Annehmlichkeiten war.
    »Es gibt zwei UnterHanar. Wenn der Hanar stirbt steigt der ältere UnterHanar in den Rang des Hanar auf.«
    »Ich werde es mir aufschreiben.«
    Ich hatte sonst nichts zu tun, als die Stimme anzuschimpfen und darüber nachzudenken, was wohl mit mir passieren würde.
    Zum Teil war ich selbst Schuld an diesem Schlamassel. Ich hatte mich der Liga ergeben müssen, um Joren zu schützen, die Heimatwelt meines Adoptivvolkes. Kurz danach war die Hsktskt-Fraktion aufgetaucht, um Joren zu plündern. Um Joren erneut zu retten, half ich der Fraktion dabei, die Liga-Flotte zu erobern.
    Doch mein toller Plan war gescheitert, als ich erfuhr, dass mein frisch gebackener Ehemann Duncan Reever die Hsktskt nicht nur nach Joren gerufen hatte, sondern auch noch für die Riesenechsen arbeitete. Der finale Schlag hatte mich getroffen, als Reever offenbarte, dass er auch meinen katzenhaften Freund Alunthri gefangen und versklavt hatte.
    Da hatte ich versucht, ihn zu töten.
    Die Tür öffnete sich einmal in der Stunde, wenn ein Hsktskt-Zenturon mich überprüfte. Ich fragte mich, als was man mich im Lageverzeichnis aufgelistet hatte. Eine kleine, schlecht gelaunte, weibliche Terranerchirurgin vielleicht?
    Die Wache leuchtete mir immer mit einer Lampe ins Gesicht. Das war mein Stichwort, um etwas zu sagen wie: »Ja, ich lebe noch«, oder: »Wer ist da? Der Zimmerservice?«
    Die drei Meter großen, sechsbeinigen Echsen zischten manchmal etwas zurück, das ich nicht verstand – sie hatten mir den Translator zusammen mit den Kleidern weggenommen – aber es klang nicht wie Möchten Sie etwas Tee, Dr. Torin?
    »Nein, danke.« Ich klammerte mich an meinen Sinn für Humor; krampfhaft. »Aber fragen Sie doch in einer Stunde noch mal.«
    Wenn mich die Wache bei diesen regelmäßigen Überprüfungen schlafend vorfand, schüttete man mir lauwarmes Wasser ins Gesicht. Das passierte recht häufig, denn wenn ich richtig gerechnet hatte, war ich bereits fast zwei volle Tage hier. Manchmal fing ich etwas von dem Wasser mit dem Mund auf. So konnte ich sie mit etwas bespucken.
    Die Hsktskt hatten natürlich keinerlei Sinn für Humor. Immer, wenn ich traf, verpasste mir die Wache über die Gefangenenschelle an meinem linken Handgelenk einen Stromstoß. Beim letzten Mal hatte er mich persönlich mit einer seiner dicken, schlangenartigen Gliedmaßen zu Boden geschlagen. Bisher hatte mir meine unanständige terranische Angewohnheit diverse Prellungen, eine ausgerenkte Schulter (die ich selbst wieder hatte einrenken können) und ein gebrochenes linkes Handgelenk (das immer noch gebrochen war) eingebracht.
    Ich war zum ersten Mal ein Sklave. Offensichtlich brauchte ich noch etwas Übung.
    »Jeweils vier sind einem UnterHanar und allen folgenden Rängen unterstellt. Es gibt also acht Akade-Minister, vierundsechzig UnterAkade-Minister, fünfhundertzwölf OberFürst-Kommandanten …«
    »4096 Fürsten; 32 768 OberHerren; 262 144 Herren; 2097 152 OberSeher; 16777216 Seher; 134217728 Ober-Zenturons; 1 073 741824 Zenturons; und 8 589 934 592 freie Bürger.« Ich gähnte. »Ich kann multiplizieren, okay?«
    Zusätzlich zu den Verletzungen war ich völlig erschöpft; halb verhungert; schmutzig; kurz davor, vor lauter Klaustrophobie in dieser Isolation zum Berserker zu werden. Witzig, wo ich mich doch immer als einsamen Wolf gesehen hatte. Ich versuchte, nicht darüber nachzugrübeln, aber meistens misslang der Versuch.
    Der Gedanke daran, was mit der Chakakatze passiert war, machte es nicht besser. Hatten sie das sanfte Alunthri in eine dieser Zellen
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