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Das Unsterblichkeitsprinzip

Titel: Das Unsterblichkeitsprinzip
Autoren: Jeffrey Lang
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schnappten. Sams wahrer Körper zeichnete sich durch Schönheit aus, aber es war eine besondere Schönheit, die sich nur schwer beschreiben ließ. Ebenso gut hätte man sich eine kubistische Skulptur vorstellen können, die von einem Vulkanier geschaffen worden war, das Abstrakte mit dem Idealen verband. Nur Sams Augen und seine Stimme blieben vertraut. »Es war nicht weiter schwer, das Schiff unbemerkt zu verlassen und in eine neue Identität zu schlüpfen. Das Merkwürdige ist: Ich wusste nicht, wohin ich mich wenden sollte.«
      Er sah Picard an. »Eine Zeit lang wanderte ich umher, fühlte mich aber nirgends zu Hause. Wissen Sie, die Angehörigen meines Volkes verbrachten ihr ganzes Leben im Innern eines Planeten. Wir spekulierten damals über fremdes Leben auf fernen Welten, aber es kam nie zu einem entsprechenden Kontakt.« Sam blickte sich auf der Brücke um. »Es gibt so viel Leben. Ich war überwältigt. Und ich verzagte. Vielleicht hätte ich meiner Existenz selbst ein Ende gesetzt, wenn nicht die bereits erwähnte Gemeinschaft künstlicher Intelligenzen an mich herangetreten wäre. Sie nahm mich auf, obgleich ich keine künstliche Lebensform in dem Sinne bin.«
      »Und jetzt?«, fragte Picard.
      »Jetzt, Captain, bezahle ich den Preis für Arroganz und Maßlosigkeit. Ich bin mehr als sonst jemand für die Ereignisse verantwortlich, die uns alle hierher führten. Ich bitte um die Chance, meine Schöpfungen und damit auch mich selbst zu erlösen.«

27
     
      D atas Sensoren warnten ihn: Er musste sich vom Schildprojektor entfernen. Die Strahlung gewann eine gefährlich hohe Intensität, aber er wollte in der Nähe bleiben, für den Fall, dass Rhea seine Unterstützung benötigte. Derzeit schien sie keine Hilfe zu brauchen – sie war gerade in die Plasmafontäne zurückgekehrt, um noch mehr Schaden anzurichten.
      Das Triebwerk des Schiffes zeigte schon seit einer ganzen Weile keine Aktivität mehr. Entweder bereiteten die Androiden irgendetwas vor oder Data und Rhea war es gelungen, wichtige Bordsysteme zu beschädigen.
      Data bemerkte ein purpurnes Flackern, hob den Kopf und beobachtete, wie sich ein Riss im All bildete. Das zweite Androidenschiff glitt hindurch und hinter ihm schloss sich die Lücke in der Struktur des Weltraums. Wenige Momente später entstand etwas weiter entfernt ein neuerlicher Riss und das Schiff kam wieder zum Vorschein. Data glaubte zu erkennen, wie sich das All vor dem Bug des Raumschiffs kräuselte – eine Energiewelle schien die Raumzeit zu deformieren.
      Die untere Hälfte von Waslowicks Station wölbte sich plötzlich nach innen, wie von der Faust eines Titanen getroffen. Die Außenhülle zerbarst an mehreren Stellen.
      Explosionen glühten rot und entweichende Luft nährte die Flammen, bis das Vakuum sie erstickte.
      Data gelangte zu dem Schluss, dass es Zeit wurde, das Schiff zu verlassen, ungeachtet der möglichen Konsequenzen. M-5
      würde nicht mehr lange existieren. Wenn sie in den Schwerkraftsog des Gasriesen gerieten… Nun, wenigstens blieben sie dann bis zum Ende zusammen.
       Wenn er Rheas Aufmerksamkeit erringen wollte, musste er sich vielleicht starker Strahlung aussetzen, die seinem positronischen Gehirn irreparablen Schaden zufügen konnte.
      Einige sagen, die Welt endet im Feuer, erinnerte er sich.
      Andere sagen im Eis… Der Gedanke ließ ihn fast lächeln und er beschloss, Rhea später davon zu erzählen, wenn er Gelegenheit dazu bekam. Er trat einen Schritt vor…
      Und verharrte.
      Die hin und her tastenden Plasmaranken wirkten wie ein zarter Vorhang; und dort, im Zentrum der Fontäne, stand Rhea.
      Die Haut, die ihr ein menschliches Erscheinungsbild gegeben hatte, war längst verschwunden; sie zeigte nun ihren wahren Leib, eine makellose, silbrig glänzende Hülle, die jeden sprühenden Energiefunken reflektierte. Sie hatte gerade ein weiteres Rumpfsegment gelöst und stieß es fort. Dann legte sie eine Pause ein und streckte die Hand aus – glänzende Energiekügelchen wanderten über ihrer Finger, wie die Gasbläschen in Champagner. Ihre wahre Haut reflektierte und brach das Licht; es sah aus, als tanzte ein flüssiger Regenbogen über der Hand.
      Für Data schien sich die Zeit zu dehnen, was ihm die Möglichkeit gab, sich auf den einen Moment zu konzentrieren, das eine Bild. In diesem zeitlosen Augenblick fühlte er die Summe der Ereignisse der letzten Tage und verstand, warum Captain Picard darauf bestanden hatte,
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