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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller
Autoren: Simon Kernick
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sich mal richtiges Geld verdienen, Fräulein See-Renko?«
    Er griff in die Tasche seines Morgenmantels und förderte ein dickes Bündel Scheine zutage. Dann trat er nahe an Elena heran.
    Elena konnte seine Fahne riechen, und ihr wurde übel. Sie musste schnellstens hier raus und sofort mit Siobhan reden, dem General Manager, der sich auf einem Seminar befand. Sie wollte die Erlaubnis einholen, diesen Mann aus dem Hotel zu werfen, ganz egal wie geschätzt er als Kunde war.
    »Das wollen Sie doch, oder?«, sabberte er. Er hatte sich jetzt so dicht an sie gedrängt, dass sein Mantel ihre Hose streifte. »Ein bisschen Party machen. Mit den anderen Mädels. Ein bisschen Pulver schnupfen. Das würde dir doch gefallen.«
    Er begann Fünfziger von seinem Bündel abzublättern, jeder Schein mehr als die Hälfte ihres Nettogehalts während einer Schicht. Peanuts für einen Mann wie ihn. An seinem betrunken-berauschten Gesichtsausdruck konnte Elena ablesen, dass er es gewohnt war, sich Leute gefügig zu machen, indem er mit seinem Wohlstand prahlte.
    Instinktiv und ohne nachzudenken rammte sie ihm das Knie in die Eier. So hart sie konnte.
    Mr. Al-Jahabis Augen weiteten sich vor Schmerz und Schock. Auch Elena war schockiert. Noch nie hatte sie etwas Vergleichbares getan – abgesehen von dem einen Mal, als sie neun war und ihr Bruder Kris versucht hatte, ihr einen Wurm in den Mund zu stopfen –, und einen langen, surreal anmutenden Moment sah sie zu, wie Mr. Al-Jahabi sich mit beiden Händen in den Schritt fasste und in die Knie ging, während sein Mund ein dumpfes Grunzen von sich gab. Dann setzte ihr Verstand wieder ein, sie wandte sich um und verließ mit schnellen Schritten die Suite. Ihr wurde klar, dass sie soeben einen der hochkarätigsten Gäste des Stanhope attackiert hatte.
    Auf dem Flur blieb sie stehen und versuchte sich zu beruhigen. Selbst wenn sie Siobhan den wahren Verlauf schilderte, glaubte sie nicht, dass sie damit ihren Job retten würde. Al-Jahabi war reich. Er besaß Macht. Deshalb hatte man ihm ja sein Benehmen durchgehen lassen. Er würde Vergeltung verlangen und sie bekommen. Das Hotel würde ihr keine Referenz mehr ausstellen, und das bedeutete, sie würde in Australien keinen anständigen Job finden. Es war so verdammt unfair, dass ihr so etwas am glücklichsten Tag ihres Lebens widerfuhr. Am liebsten hätte sie einfach losgeweint, doch sie zwang sich, sich zu beherrschen. Schon ihre Großmutter hatte gewusst, dass Tränen noch nie ein Problem gelöst haben.
    Deshalb atmete sie tief durch und marschierte zu den Fahrstühlen. Und fragte sich, ob der Tag noch schlimmer werden konnte.

3
    15:25
    Das Westfield Centre in Shepherd’s Bush ist Londons größtes Einkaufszentrum. Eröffnet am 30. Oktober 2008, zählt es zu den neuesten und beherbergt auf einer Fläche von 150 000 Quadratmetern, was dreißig Fußballfeldern entspricht, 255 Läden.
    Direkt unter dem Einkaufszentrum befindet sich eine Parkgarage mit 4500 Stellplätzen. Obwohl es noch fast sechs Wochen bis Weihnachten waren, gab es kaum freie Parkplätze, wie Dragon feststellen musste, als er mit seinem Ford Transit durch die obere Etage kurvte. Mit Glück fand er schließlich einen Platz neben einem der Gehwege, nur fünfzig Meter von der Kundensammelstelle und den Fahrstühlen entfernt.
    Aus dem Augenwinkel sah er eine mitgenommen wirkende Frau in teuren Designer-Klamotten zwei kleine Jungen aus ihrem nagelneuen Geländewagen zerren und in einen Zwillingskinderwagen verfrachten. Einer der Kleinen wehrte sich mit aller Kraft gegen den mütterlichen Griff. Die Frau schrie ihn an, das Gesicht vor Wut, Frust und Stress verzerrt. Was genau sie schrie, konnte Dragon nicht hören, dazu war er zu weit entfernt.
    Er beobachtete einen Moment lang die groteske Szenerie und fragte sich, welche Freude die Frau wohl aus ihrem materiellen Reichtum zog. Keine große, vermutete er. Denn das war das Problem mit diesen Leuten: Sie führten ein freudloses, leeres Dasein, und weil ihnen alles so leicht gemacht wurde, verweichlichten sie viel zu schnell, wurden fett und faul.
    Im Heck seines Transits lagen, verdeckt von einer Tottenham-Hotspur-Flagge, sechzehn Propangasflaschen, jeweils siebenundvierzig Kilo schwer. Neben ihm auf dem Beifahrersitz befand sich ein Rucksack, der ein umgebautes, auf Vibration gestelltes Handy enthielt, das mit einem Satz Batterien und drei Kilo C4-Plastiksprengstoff verdrahtet war. Rief man es an, würde die Vibration einen
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