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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller
Autoren: Simon Kernick
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hatte noch niemand etwas unternommen, wohl auch deshalb, weil jeder der in Frage kommenden Angestellten bereits mindestens einmal dort eine Auszeit genommen hatte. Sogar Elena, allerdings nur für knapp zehn Minuten.
    Lächelnd schlich sie auf Zehenspitzen zum Vorratsschrank und öffnete vorsichtig die Tür. Um besser sehen zu können, beugte sie sich im Dämmerlicht in den Schrank hinein, doch da hörte sie bereits das sanfte Schnarchen, das ihr sagte, dass jemand drinnen schlief.
    Sie grinste. Es war Clinton, der alte Haushandwerker, der seit über dreißig Jahren im Hotel arbeitete. Er lag auf dem Rücken, den Werkzeuggürtel hatte er abgeschnallt und neben sich gelegt, und sein umfänglicher Bauch hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen. Er schlief wie ein Baby.
    Hätte es sich um jemand anderes gehandelt, hätte Elena ihn aufgeweckt und ihm eine Gardinenpredigt gehalten, aber Clinton war ein zuverlässiger Arbeiter, und da sie gute Laune hatte, brachte sie es nicht über sich, ihn zu stören, zumal er so friedlich aussah. Sie ließ ihn schlafen und schloss sanft die Tür hinter sich.
    Das Stanhope hatte im zehnten Stock vier Penthouse-Suiten, alle mit eigener Terrasse und Blick auf das Grün des Hydeparks. Sie kosteten im Schnitt 4000 Pfund pro Nacht, Peanuts für einen Mann wie Mr. Al-Jahabi, der die größte und teuerste bereits seit einer Woche bewohnte.
    Elena hatte ihn zwar gelegentlich gegrüßt, wenn er mit seiner Entourage das Hotel betreten hatte, ansonsten aber noch nie ein Wort mit ihm gewechselt. Und freute sich auch jetzt nicht darauf. Sie wappnete sich gegen das, was sie gleich erwartete, holte tief Luft und klopfte an der Tür.
    Ein paar Sekunden lang geschah gar nichts. Sie wollte gerade ein zweites Mal klopfen, als die Tür sich einen Spalt öffnete und eine junge Frau herauslugte. Sie war kaum älter als achtzehn, besaß aber bereits den harten Blick derer, die das, was sie tun, abgrundtief hassen.
    »Oh«, sagte sie und musterte Elena mit leichtem Abscheu. »Ich dachte, es wär der Zimmerservice. Wir haben Champagner bestellt.«
    Elena schluckte ihre Irritation hinunter, bedachte die Prostituierte mit einem kühlen Blick und bat darum, Mr. Al-Jahabi zu sprechen.
    »Werd mal sehen, ob er zu sprechen ist«, erwiderte die Prostituierte, gab den kühlen Blick zurück und schloss die Tür.
    Es dauerte gut zwei Minuten, bis sie sich wieder öffnete, diesmal gab sie den Blick auf einen rundlichen schnauzbärtigen Araber frei, der die fünfzig überschritten hatte. Er trug lediglich einen schwarzen Seidenmantel. Obwohl es ihr lieber gewesen wäre, konnte sie die anstehende Diskussion schwerlich auf dem Hotelflur führen, deshalb sagte sie ihm, sie wolle mit ihm unter vier Augen reden.
    Er lächelte, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, und bat sie in das geräumige Foyer. Die Türen zu den angrenzenden Räumen waren sämtlich geschlossen, doch aus dem Hauptschlafzimmer konnte Elena deutlich ein Kichern vernehmen.
    »Setzen Sie sich, Fräulein …«, sagte er, deutete auf ein Ledersofa in der Ecke und schaute auf ihr Namensschild. »Serenko, nicht?« Er machte einen Schritt auf sie zu.
    »Ja«, entgegnete sie und machte einen Schritt rückwärts.
    Obwohl sie Pumps trug, war er immer noch einige Zentimeter größer als sie. »Und ich stehe lieber. Wir haben eine gravierende Beschwerde von einer unserer Angestellten.«
    »Tatsächlich? Und worüber hat sie sich beschwert?«
    »Offenbar haben Sie sich vor ihr entblößt und anzügliche Bemerkungen gemacht. Sie sind ein überaus geschätzter Gast, Mr. Al-Jahabi, aber das Stanhope kann ein solches Verhalten seinem Personal gegenüber nicht tolerieren.« Du dreckiger alter Sack, hätte sie am liebsten hinzugefügt, ließ es aber bleiben. Wenn sie wollte, war sie die Selbstbeherrschung in Person.
    Mr. Al-Jahabi lachte, und Elena bemerkte, dass seine Augen leicht glasig waren und er Schwierigkeiten hatte, sich aufrecht zu halten. Es sah aus wie die klassische Kombination von Alkohol und Koks.
    Gott, das hatte ihr noch gefehlt.
    »Was genau behauptet sie? Dass ich ihr meinen Schwanz gezeigt hätte? Warum sollte ich das tun?«
    »Das kann ich nicht sagen, Mr. Al-Jahabi, aber …«
    »Ich habe da drin zwei wunderhübsche Mädchen, ich brauche keine von euren Putzen.« Er hielt inne und beäugte sie durch stecknadelkopfkleine Pupillen. »Andererseits, wenn sie ausgesehen hätte wie Sie, könnte ich in Versuchung geraten. Wie wär’s, wollen Sie
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