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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller
Autoren: Simon Kernick
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elektrischen Kreislauf schließen, die Sprengkapsel würde detonieren und das C4 zur Explosion bringen, wodurch wiederum die Propangasflaschen in die Luft fliegen und einen gewaltigen Feuerball auslösen würden.
    Tote und Verletzte würde es nicht unbedingt viele geben, die Bombe würde nur die erwischen, die sich in unmittelbarer Nähe befanden; um das Einkaufszentrum selbst zu schädigen, war die Sprengkraft der Autobombe zu gering. Doch darum ging es auch gar nicht. Es ging darum, Panik und Schrecken unter der Bevölkerung zu verbreiten und die Sicherheitskräfte zu binden, damit sie, wenn die Hauptoperation begann, weniger schnell und zahlreich reagieren konnten.
    Dragon beobachtete, wie die gestresste Schickimicki-Mutti ihre Kids Richtung Fahrstühle schob, und fragte sich, ob sie wohl unter den Opfern sein würden. Er hoffte nicht. Er mochte es nicht, wenn er den Opfern Gesichter zuordnen konnte. Er glaubte vielmehr an die anonyme Macht des Schicksals. Wenn deine Nummer dran war, dann war sie dran, und dagegen ließ sich nichts machen. Die Welt war nicht fair. Nie gewesen und würde es auch nie werden, allen Anstrengungen zumindest eines Teils der Menschheit zum Trotz. Das Einzige, was Dragon tun konnte, war, sich selbst zu schützen, und er war überzeugt, das ziemlich umfassend getan zu haben. Die Nummernschilder des Transits waren falsch. Und er hatte sie auf dem Weg hierher zusätzlich durch ein weiteres Paar falscher Schilder ersetzt, damit die Polizei den Wagen nicht mithilfe des Kennzeichenerfassungssystems zurückverfolgen konnte. Außerdem hatte er sein Äußeres verändert, damit die CCTV-Kameras, die ihn bei seinem Weg durch die Mall unweigerlich filmen würden, nicht identifizierten. Seine Haut hatte dank eines Schnellbräuners einen dunklen Olivton angenommen, Kontaktlinsen hatten seine Augenfarbe von hellgrau zu dunkelbraun geändert, und eine Perücke machte sein Haar länger und dunkler. Um die Gesichtserkennungssoftware der Sicherheitsdienste zu überlisten, hatte er seine Gesichtszüge modifiziert. Seine Nase war mithilfe von Silikon dicker und gebogener geworden, seine Wangen dank Wattebäuschen fülliger, und als Sahnehäubchen hatte er sich ein hervorstechendes geldstückgroßes Muttermal auf die linke Wange platziert, direkt unterhalb des Auges. Wenn man später die Zeugen befragte, würden sie sich vor allem an das Muttermal erinnern.
    Erfolg kam nie von allein. Er bedurfte stets intensiver Vorbereitung. Und diese Sache hatten sie bis ins letzte Detail durchgeplant, was Dragon nun mit einer beflügelnden Mischung aus Selbstvertrauen und Erregung erfüllte, die er heutzutage nur noch selten verspürte. Er stieg aus und schloss sich dem dünnen, aber stetigen Besucherstrom an, der auf dem Weg ins Shopping-Nirwana an ihm vorbeizog.

4
    Es gibt nichts, das einen darauf vorbereitet. In dem Augenblick, in dem der Arzt ins Sprechzimmer kommt und leise die Tür hinter sich schließt, siehst du auch schon seinen düsteren Blick. Seinen resignierten Gesichtsausdruck, während er sich sammelt, um dir die Nachricht mitzuteilen, auf die du gewartet hast, seit die ersten Proben genommen wurden. Und jetzt weißt du, dass er keine gute Nachricht bringt. Es ist, als hätte sie sich wie ein ungeladener Gast hinter ihm ins Zimmer geschlichen.
    Du betest zum Allmächtigen. Wie in all den Nächten zuvor während der letzten beiden Wochen. Dabei bist du seit Jahren nicht mehr gläubig. Aber du hattest auch noch nie an den Tod denken müssen. Er war immer ein ferner, abstrakter Begriff für dich. Etwas, das anderen Leuten widerfährt. Und es ist nicht fair. Es ist beschissen unfair, verdammt. Du bist fünfundvierzig. Noch jung, eigentlich. Du hast vor Jahren mit dem Rauchen aufgehört. Okay, du trinkst vielleicht zu viel, aber nicht mehr als die anderen, die du kennst. Du ernährst dich vernünftig – klar, du nimmst gerne diese Fertiggerichte, aber das machen doch heutzutage alle. Auf jeden Fall bist du nicht übergewichtig. Wenn überhaupt bist du zu dünn. Und du gehst regelmäßig ins Studio, ein-, manchmal zweimal die Woche, und wenn’s gut läuft, sogar dreimal. Du bist fit. Du bist kerngesund.
    Oder eben doch nicht. Denn der Gesichtsausdruck des Arztes hellt sich nicht auf. Düster dreinschauend holt er tief Luft, spannt die Schultern, und …
    »Ich fürchte, da können wir nichts weiter tun, Mr. Dalston. Ihr Krebs ist inoperabel.«
    Merkwürdig, aber du reagierst nicht. Sitzt nur da, und nun, da die
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