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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller
Autoren: Simon Kernick
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an.
    Trotzdem ging Fox auf sie zu. Um ihren Verdacht zu zerstreuen, redete er einfach weiter.
    »Wir sollen hier eine Waschmaschine abliefern, aber offenbar meldet sich keiner …«
    Drei Sekunden noch, dann gehörte sie ihm.
    Doch die alte Dame bekam es plötzlich mit der Angst zu tun. Sagte hastig: »Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen«, und bevor Fox nahe genug dran war, um sie zu packen, machte sie auf dem Absatz kehrt und entfernte sich mit schnellen Schritten vom Tor. Und in diesem Augenblick tauchte ein UPS-Transporter auf und bremste ab, um sich durch die auf beiden Straßenseiten parkenden Wagen hindurchzumanövrieren.
    Fox fluchte und ging schnell zum Van zurück.
    »Du hast sie nicht mit diesem typischen Blick von dir vertrieben?«, sagte er zu Bull, als sie einstiegen.
    Bull schüttelte abwehrend den Kopf. »Ich hab sie überhaupt nicht angeguckt, Fox. Ehrlich, Mann.« Obwohl seine Stimme tief war, schwang ein kindlich quengelnder Ton in ihr mit.
    Fox seufzte. Es ergab keinen Sinn mehr, die Sache weiter zu verfolgen. Er ließ den Motor an und fuhr aus der Einfahrt.
    Die alte Frau war inzwischen zwanzig Meter entfernt und kehrte ihnen den Rücken zu. Sie hatte den Kopf leicht zur Seite geneigt, als lauschte sie insgeheim auf mögliche Verfolger. Inzwischen war es fast hell und zu riskant, um noch etwas zu unternehmen, deshalb fuhr Fox in entgegengesetzter Richtung davon. Er hoffte, wenn ihr endlich die Bedeutung dessen, was sie eben gesehen hatte, bewusst würde, wäre es ohnehin zu spät.
    Es begann zu regnen, ein kaltes Novembernieseln, das einem direkt in die Knochen fuhr. Fox sah zum bleiernen Himmel hoch und dachte, was für ein schrecklicher Tag.
    Und für viele Menschen, nicht zuletzt die im Heck des Vans, würde er bald noch um einiges schrecklicher werden.

Sieben Stunden später

2
    15:05
    Endlich hatte sie sich dazu durchgerungen. Sie hatte sich verlobt. Sie war achtundzwanzig Jahre alt – in den Augen der Generation ihrer Eltern fast schon eine alte Frau. Tatsächlich hatte ihre Mutter mit achtundzwanzig bereits drei Kinder geboren. Doch im Unterschied zu ihrer Mutter, die jung geheiratet hatte und zu Hause geblieben war, um die Kinder großzuziehen, hatte Elena Serenko alles in ihre Karriere investiert. Seit sie vor zehn Jahren von Polen nach London gekommen war, hatte sie es vom Nachtportier in einem Loch in Catford zur jüngsten Duty Managerin des Stanhope Hotels auf der Park Lane gebracht, einem der prestigeträchtigsten Fünf-Sterne-Etablissements im West End mit 320 Zimmern. Nicht schlecht für ein armes Mädchen aus dem ländlichen Krasnystaw.
    Und nun schien es, als würde sie das aufgeben. Ihr Freund – Verzeihung: Verlobter – Rod, mit dem sie seit achtzehn Monaten liiert war, war Australier und wollte, dass sie mit ihm in seiner Heimat lebte. Er drängte sie schon seit Monaten. Seine Familie lebte in einem Küstenstädtchen eine Autostunde südlich von Sydney, und Elena wusste, wie sehr er die Sonne und das Meer vermisste. Fairerweise gestand sie sich ein, dass auch sie bei dem Gedanken in Versuchung geriet. Doch Australien war weit, weit weg, Tausende von Kilometern von ihrer Familie und ihren engsten Freunden. Aber sie hatte schon immer reisen wollen, sie war mit einem Hang zum Abenteuer geboren, und sie würde es ewig bereuen, wenn sie dem Leben dort drüben nicht wenigstens eine Chance geben würde.
    Als Rod ihr gestern Abend im Wohnzimmer ihrer gemeinsamen Wohnung aus heiterem Himmel einen Heiratsantrag machte, hatte sie deshalb entzückt Ja gesagt. Denn trotz all seiner Fehler, von denen er wie jeder Mann eine Menge besaß, liebte sie ihn von ganzem Herzen. Daraufhin ließ er die zweite Bombe platzen: Er wollte Weihnachten in Australien sein. Für immer. Mit ihr.
    Doch bis Weihnachten waren es nur noch fünf Wochen, was bedeutete, sie würde in den nächsten Tagen kündigen müssen. Sie hatte Rod um ein paar Tage Bedenkzeit gebeten, und da er ein Mann mit Prinzipien war, hatte er eingewilligt. Als sie jetzt die weiträumige Lobby des Stanhope durchquerte und instinktiv die Blumen in den Vasen entlang der Wände kontrollierte, traf sie ihre Entscheidung. Einfach so. Sie war eigentlich kein impulsiver Mensch, aber gleich nachdem die Entscheidung gefällt war, wusste sie, dass es die richtige war. Sie würde mitgehen und auf der anderen Seite der Welt ein neues Leben beginnen.
    Der Gedanke erfüllte sie mit einer Mischung aus Erregung und Nervosität, und sie nahm sich
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