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Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller
Autoren: Simon Kernick
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reichte.
    »Wie lautet die PIN?«
    Der Vater nannte sie ihm. Fox steckte das Telefon ein und notierte sich die Ziffern auf dem Unterarm.
    »In Ordnung, Kinder. Jetzt ihr. Rüber an die Wand. Neben euren Vater. Wir werden euch ebenfalls fesseln.«
    Der Vater zuckte, schien sich umdrehen und etwas sagen zu wollen, war aber klug genug, den Mund zu halten.
    Die Zwillinge rührten sich zunächst nicht. Das Mädchen, von dem Fox wusste, dass es India hieß, starrte auf die Tischplatte, als könnte sie so das Grauen ungeschehen machen, während Oliver heftig atmend immer wieder die Fäuste ballte. Schließlich erhob er sich und stellte sich neben seinen Vater, wobei er Fox mit einem trotzigen Blick bedachte. Fox bewunderte seine Tapferkeit. Es gehörte schon etwas dazu, einem Mann, der eine Waffe auf einen richtet, einen herausfordernden Blick zuzuwerfen. Besonders wenn man erst fünfzehn ist. Bei India verhielt es sich anders. Sie blieb wie angewurzelt sitzen, sodass Bull sie auf die Beine stellen und rüber zur Wand stoßen musste.
    Als alle drei verschnürt waren und in einer Reihe mit dem Rücken zu Fox an der Wand standen, nahm dieser das iPhone und machte ein Foto. Dann wies er sie an, sich umzudrehen, und schoss noch eins. India hatte Tränen in den Augen, der Vater wirkte ängstlich. Allerdings schien er sich seiner aufrechten Haltung und seinen mahlenden Kiefern nach zu urteilen vor allem um seine Kinder zu sorgen. Oliver starrte noch immer trotzig unter seiner blonden Mähne hervor, als sei er der unbesiegbare Superheld, der, nachdem der Schurke ihn in einem unachtsamen Moment überrumpelt hatte, bereits die Vergeltung plante. Zu spät, mein Kleiner, dachte Fox, du hattest deine Chance.
    Dann befahl er ihnen, sich wieder umzudrehen, und als sich alle von ihm abgewandt hatten, reichte er Bull die Pistole.
    »Behalt sie im Auge«, sagte er. »Wenn sich einer rührt, schieß ihm ins Bein.«
    Fox war klar, dass das nicht nötig sein würde, aber er wollte sie mit seiner Drohung auch nur einschüchtern. Zartgefühl war bei einer Geiselnahme eher fehl am Platz.
    Fox zog sich die Motorradhaube vom Kopf, stieg über Magdas Leiche und verließ das Haus durch die Haustür. Zügig legte er die paar Schritte zu ihrem Van zurück.
    Die Straße war ruhig. Sie befanden sich in einer wohlhabenden Gegend, deren Einfamilienhäuser man in den Fünfzigern erbaut hatte, als Raumknappheit in den Londoner Vororten noch kein großes Thema war. Fox ging davon aus, dass die meisten Bewohner sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten. Er sah, wie dreißig Meter weiter die Straße hinauf ein übergewichtiger Mann in seinen neuen Lexus stieg. Der Mann bemerkte ihn nicht. Er wirkte müde und gestresst.
    Ein fettes Schaf, dachte Fox verächtlich. Das nicht lebte, sondern nur vor sich hin vegetierte, unfähig zu kapieren, was in der Welt außerhalb seiner kleinen Vorstadtidylle geschah. Nun, heute würde es anders sein. Heute würde dieser Mann wie Millionen andere mitkriegen, was vor seiner Haustür passierte, denn die wirkliche Welt würde mit einem Donnerschlag über sie hereinbrechen.
    Fox fuhr den Van rückwärts durch das Gartentor und über die Kieszufahrt bis vor die Haustür. Er öffnete die Hecktüren und ging zurück ins Haus.
    »Okay, wir machen jetzt eine kleine Spritztour«, verkündete er, als er die Küche betrat. Zufrieden stellte er fest, dass niemand sich gerührt hatte.
    »Können Sie uns sagen, wo wir hinfahren?«, fragte der Vater, ohne sich umzudrehen.
    »Kann ich leider nicht«, erwiderte Fox. »Aber ich kann euch versichern, dass euer Aufenthalt dort nur zeitweilig sein wird. Heute Abend seid ihr wieder frei, und dann ist das alles nur noch eine ungute Erinnerung.«
    Mit diesen Worten zog er einen Elektroschocker aus der Tasche und verpasste dem Vater einen Stromstoß. Der Mann ging krachend zu Boden, und die Kinder sprangen erschreckt zurück.
    »Was machen Sie da mit meinem Dad?!«, schrie Oliver.
    »Ihn eine Weile ruhigstellen.«
    Einer der Schlüssel einer erfolgreichen Geiselnahme ist es, die Geisel sich nie an eine Situation gewöhnen zu lassen, was man am besten dadurch erreicht, dass man sie unablässig aus der Fassung bringt. Was Fox auch tat und Oliver mit der Faust auf die Schläfe schlug.
    Der Junge hatte den Schlag nicht erwartet. Er stolperte und wäre fast gefallen, doch Fox packte ihn am Aufschlag seines Schulblazers und zerrte ihn in die Diele, während Oliver darum rang, mit seinen gefesselten
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