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108 - Die Fratze des Grauens

108 - Die Fratze des Grauens

Titel: 108 - Die Fratze des Grauens
Autoren: A.F.Morland
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Schweiß glänzte auf dem angstverzerrten Gesicht des jungen Mannes. Robert Ellis war sein Name; ein kräftiger, dunkelhaariger Bursche, der sehr schnell und ausdauernd laufen konnte. Dennoch war er nicht schnell genug.
    Etwas war hinter ihm her!
    Er sah es nicht, hörte nur die schwer tappenden Schritte und ab und zu ein aggressives Knurren, das ihm die Angst wie Pfeilspitzen ins Herz trieb.
    Er rannte durch eine unwirklich aussehende Landschaft. Dünne, abgestorbene Bäume reckten ihre morschen Äste zum Himmel. Blattlose Dornengestrüppe zitterten im Wind, während der Boden von knietiefem Nebel bedeckt war.
    Der Nebel war gefährlich, denn Ellis sah nicht, wohin er seine Füße setzte. Seine Beine befanden sich in dieser grauen »Suppe«, und jede kleine Grube oder Wurzel konnte ihm zum Verhängnis werden.
    Außerdem war der Boden an manchen Stellen morastig, das wußte Robert Ellis. Immer wieder verschwanden hier Menschen spurlos, und die Leute im Dorf zuckten dann mit den Schultern und sagten: »Das Moor hat sich wieder ein Opfer geholt.«
    Sie waren daran gewöhnt.
    Ihrer Ansicht nach war jeder selbst daran schuld, wenn er im Moor unterging, denn es gab Schilder, die darauf hinwiesen, daß es lebensgefährlich war, das Gebiet zu betreten.
    Wer diese Warnungen ignorierte, war ein Dummkopf, denn er forderte sein Schicksal auf leichtsinnigste Weise heraus.
    Ellis war nicht leichtsinnig. Er war auf der Flucht, und sein Verfolger hatte ihm keine Wahl gelassen. Er hatte ihn auf das sumpfige Gebiet, auf diese tödliche Sperrzone zugetrieben, und nun befand er sich mittendrin und konnte nur hoffen, daß er dem Sumpf und seinem Verfolger entkam.
    Ellis’ Fußspitze stieß gegen ein Hindernis. Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Fuß. Er stöhnte auf und verlor das Gleichgewicht.
    In vollem Lauf stürzte er in ein verfilztes Gestrüpp, und die Dornen bohrten sich in sein Gesicht. Er riß die Arme hoch, um die Augen zu schützen, knallte hart auf den Boden, und der heftige Aufprall preßte ihm die Luft aus den Lungen, Er blieb nicht liegen. Das Knurren trieb ihn weiter. Auf allen vieren durchkroch er das Gestrüpp, und dann setzte er die Flucht fort.
    Zum Teufel, was war das, was da hinter ihm her war? Ein Tier? Ein Hund? Ein Wolf? Ein Werwolf etwa?
    Ellis hatte noch nie einen Werwolf gesehen, aber er war felsenfest davon überzeugt, daß es diese mordlüsternen Monster gab. Doch es war nicht Vollmond! Hieß es nicht, daß sich manche Menschen in Vollmondnächten in Wölfe verwandeln?
    Der Boden gab plötzlich nach, trug ihn nicht mehr.
    Das Moor!
    Panik erfaßte Robert Ellis. Er wollte zurückspringen, schaffte es jedoch nicht. Wie nasse, saugende Lippen hatte sich der tödliche Brei um seinen Fuß gelegt. Er sank nicht nur ein - er wurde auch festgehalten und in die Tiefe gezogen. Auch sein zweiter Fuß fand keinen Halt. Er drehte sich um, griff nach strohtrockenem Geäst und wollte sich daran aus dem Gefahrenbereich ziehen, doch es brach knisternd und knackend.
    Ellis sah niemanden. Dennoch wußte er, daß der Feind da war und sich an diesem tragischen Schauspiel ergötzte. Der Verfolger hatte erreicht, was er wollte.
    EIlis kämpfte verzweifelt um sein Leben. Es war zwecklos, aber er wollte es nicht wahrhaben. Immer lauter schrie er seine Angst heraus, immer wilder schlug er um sich, Wenn er einen Fuß aus dem Sumpf zu ziehen versuchte, sank er mit dem anderen doppelt so tief ein. Was er auch anstellte, um sich zu retten, trug nur dazu bei, daß er noch schneller unterging.
    Wie ein schleimiges Ungeheuer kroch der zähe Morast an ihm hoch. Was das Moor einmal in seinen breiigen Klauen hatte, gab es nicht mehr her.
    Ich werde hier ersticken! schrie es in Robert Ellis. Und niemand weiß davon.
    Nur er!
    Im niedrigen Nebel leuchteten zwei gelbe Punkte! Augen! Kalt und gefühllos starrten sie den Todeskandidaten an. Ellis sah keinen Kopf und keinen Körper, nur diese furchterregenden Augen, die sich seinen Todeskampf nicht entgehen ließen.
    »Hilfe!« brüllte Ellis.
    Seine Panik uferte immer mehr aus. Der Sumpf reichte ihm schon bis an die Hüften.
    Obwohl ihm klar war, daß niemand seine Hilfeschreie hören würde, brüllte er weiter, immer lauter, immer verzweifelter.
    Das gelbe Äugenpaar rührte sich nicht von der Stelle. Ellis’ Augen befanden sich mit ihm schon fast auf gleicher Höhe. Der naßkalte Nebel umwallte ihn und erschwerte jeden Atemzug.
    Ich… kann… nicht… mehr! Ellis verzweifelte. Ich bin
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