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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis
Autoren: Hans Dominik
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die immer noch brennend und qualmend niederstürzten, auf die See aufschlugen, in den Fluten verschwanden.
    Mit dem jähen Absturz in den Ozean endete die Tragödie des Luftgeschwaders, ein anderes Schauspiel folgte ihr.
    Langsam begann die Flammenwolke, die in Alpenhöhe über dem Schacht stand, tiefer zu sinken, kleiner wurde sie, während das pfeifende Brausen nachließ. Ein einzelner schwacher Mensch meisterte den wilden Ausbruch der Naturkraft und legte dem Element wieder stählerne, unzerreißbare Fesseln an.
    Langsam und stetig drehte sich das große Rad des Treibstoffventils unter den Fäusten Dr. Wegeners, Zoll um Zoll sperrte das Ventil dem Treibstoff den Weg ins Freie. Immer geringer wurde die ausströmende Menge, aber immer tiefer senkte sich das feurige Gebilde, das in der Luft noch brannte, auf den Schacht herab. Würde es gelingen, ihn zu schließen, ohne daß das Feuer auch seinen Bändiger fraß?
    Hunderte von Gläsern waren von der Zerstörerflotte her auf den Mann gerichtet, der dicht neben der Schachtkuppel stand und das Spindelrad drehte. Nur noch hundert, jetzt nur noch fünfzig Meter stand die brennende, qualmende Flammenmasse über ihm. Schon mußte die strahlende Hitze des Feuers ihn treffen. Würde er aushalten oder die Rettung seines Werkes mit dem Leben bezahlen müssen?
    Noch schwebte die Frage auf tausend Lippen, da stand plötzlich eine zweite Gestalt neben dem Doktor. Roddington war ihm zu Hilfe gesprungen, gemeinsam griffen sie in die Speichen des Rades. Mit der letzten Aufbietung aller Kräfte ließen sie es in rasendem Spiel kreisen, die Leiber weit vorbeugend, die Köpfe gesenkt. Einen harten Ruck gab’s, als das Ventil sich schloß. Verschwunden war das Feuer. Schwarz und dunkel lag der Schacht wieder in der See.
    Keuchend richteten sie sich auf, standen einen Moment atemlos. Ein schneller Griff von Roddingtons Hand riß dem Doktor die Mütze vom Kopf; in weitem Bogen flog sie in die See, zog Streifen von Rauch und Qualm hinter sich her, bis sie aufs Wasser fiel.
    MacLane beobachtete diese Szene von der Brücke von A 17 aus durch sein Glas.
    »Gott sei gelobt! James ist heil davongekommen«, murmelte er vor sich hin.
    »Was meinten Sie, MacLane?« fragte der Kommandant.
    »Roddington und Doktor Wegener scheinen unverletzt zu sein, Kapitän Ferguson, aber … aber ich fürchte …«
    »Was fürchten Sie, MacLane?« fiel ihm Ferguson ungeduldig ins Wort.
    »Ich fürchte, Kapitän, der Doktor wird sich die Haare schneiden lassen müssen, sein Schopf ist hart mitgenommen.«
    Die Beobachtung MacLanes war richtig. Kopf und Rücken hatten die beiden auf der Plattform beim Schließen des Ventils der strahlenden Hitze der zum Schacht zurückkehrenden Flamme aussetzen müssen. Nur drei, höchstens vier Sekünden hatte das gedauert, aber die kurze Zeit hatte genügt.
    »Sie sind hübsch angesengt«, sagte Dr. Wegener und strich Roddington mit der Hand über den Rücken. Wie Zunder fiel der Stoff von dessen Rock unter der Berührung auseinander.
    »Bei Ihnen ist es nicht anders«, gab Roddington zurück, und machte den gleichen Versuch bei dem Doktor, »wir sehen beide nicht sehr gesellschaftsfähig aus, lassen Sie uns zur ›Blue Star‹ zurückfahren.«
    Die »Blue Star« hatte ein gutes Stück verholt. Sie mußten die Linie der Zerstörer kreuzen, um zu ihr zu gelangen. Dicht gedrängt standen die Besatzungen an den Relingen der Kriegsschiffe, donnernd brausten Hurrarufe auf, als die Barkasse sich näherte, und pflanzten sich von Bord zu Bord über den ganzen Ring der Zerstörer fort. Und dann – war’s eine Idee von MacLane, war’s ein Einfall von Kapitän Ferguson?
     
    A 17 dippte dreimal das Sternenbanner, als die Barkasse vorüberfuhr, und die anderen Schiffe folgten dem Beispiel. Zwei Männern, die in zerrissener Kleidung, verrußt und unansehnlieh in einem unscheinbaren Motorboot daherfuhren, bereitete die amerikanische Kriegsmarine durch diesen Gruß eine Ehrung, die in den Annalen ihrer Flotte nicht ihresgleichen hatte.
     
    Durch das Telegrafenbüro des Marineamtes wurde die folgende Nachricht an die Presse gegeben:
    »Zwei Uhr nachmittags, Ortszeit Manila, östlich von Mindanao geriet ein Flugzeuggeschwader unbekannter Nationalität innerhalb der amerikanischen Hoheitsgrenze in einen Wirbelstürm und stürzte ab. Amerikanische Schiffe, die zufällig in der Nähe waren, bemühten sich vergeblich um die Rettung. Die Flugzeugtrümmer versanken in der Tiefsee, bevor Hilfe zur
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