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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis
Autoren: Hans Dominik
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große Werk noch gar nicht völlig vollendet sei. In seinem starken, gegen jeden Angriff gesicherten Rohrstrang mußte der Treibstoff von dem Schacht noch bis zur Küste hingeleitet werden, wenn das Ganze sich wirklich so zum Nutzen der Wehrmacht auswirken sollte, wie Roddington und Dr. Wegener es von Anfang an erhofft und geplant hatten. Die Stunden verstrichen darüber, licht wurde es im Osten. Ein neuer Tag brach an und brachte neue Arbeit und neue Sorgen für die beiden.
     
    Kurz nach Tagesanbruch stieg in Tainan auf Formosa ein Geschwader von zehn japanischen Flugzeugen auf. Ernst und entschlossen war die Stimmung der Besatzung, denn sie wußten alle, daß es einen Flug auf Leben und Tod galt, von dem wohl manche Maschine nicht zurückkehren würde. In einem kühnen überraschenden Überfall sollten sie das Werk Roddingtons zerstören, bevor es sich zur Stärkung amerikanischer Macht auszuwirken vermochte.
    Die Führung des Geschwaders hatte Major Kyushu. Nach so vielen vergeblichen Versuchen, den Bau des gefährlichen Schachtes zu verhindern, setzte er seine Ehre und sein Leben jetzt für diesen letzten Schlag ein. Mißlang auch der, dann hatte das Leben für ihn keinen Wert mehr. Zusammen mit ihm befand sich Oburu, der darauf bestanden hatte, das gefährliche Unternehmen mitzumachen.
    »Es muß uns gelingen, Oburu«, sagte Kyushu, während das Geschwader auf Kurs Südsüdwest in fünftausend Meter Höhe dahinstürmte.
    »In den ersten Nachmittagsstunden können wir an Ort und Stelle sein. Dann im Sturzflug hinunter. So tief wie möglieh hinunter, mögen die amerikanischen Zerstörer auch feuern, was ihre Rohre hergeben. Ganz dicht an den Schacht müssen die Wasserbomben fallen …«
    »… und Roddingtons Schacht zerschmettern, Kyushu. Unseren neuen Bomben widersteht sein Stahlrohr nicht, wenn sie in einer Wassertiefe von zweitausend Meter detonieren.«
    Kyushu nickte. »Dafür haben wir Gewißheit, Oburu. Es war gut, daß Itomo in Trenton die Rohre kaufte. So konnten unsere Techniker die Wirkung genau studieren.« Die verschlossenen Mienen Kyushus hellten sich auf, während er weitersprach.
    »Ich habe die Rohre gesehen, als sie nach den Bombenabwürfen wieder aus zweitausend Meter Tiefe emporgehißt wurden. Alle zehn waren zerfetzt und zerrissen wie dünnes Blech. Erreicht auch nur eine einzige unserer Bomben ihr Ziel, dann ist der Schacht erledigt.«
    »Erledigt, Kyushu. In zweitausend Meter Seetiefe können die Yankees das zerrissene Rohr nicht flicken. Sie müßten einen neuen Schacht bauen.«
    »Wir werden ihnen keine Zeit dazu lassen, Oburu. Die Stunde des Handelns ist gekommen. Schnell und vernichtend muß der Schlag jetzt geführt werden, komme danach, was kommen mag.«
    Für eine längere Zeit ruhte das Gespräch zwischen den beiden. Durch den Funker ließ Kyushu in verschlüsseltem Text genaue Weisungen für die bevorstehende Aktion an die Piloten des Geschwaders geben. Nach Erreichung des zehnten Grades nördlicher Breite sollte das Geschwader sich in Kiellinie formieren und auf achttausend Meter steigen. So bestand die Möglichkeit, das Ziel ungehört und ungesehen anzufliegen. Auf ein gegebenes Signal sollte es dann dem im Sturzflug niedergehenden Leitflugzeug dicht aufgeschlossen folgen und gleich nach ihm die Bomben abwerfen.
    Kyushu ließ sich den Empfang seiner Weisungen von den einzelnen Flugzeugen bestätigen, bevor er sich wieder seinein Gefährten zuwandte.
    »Wenn uns das Feuer ihrer Zerstörer nicht während der wenigen Minuten des Sturzfluges packt, muß unser Unternehmen gelingen.«
    Was sich während der nächsten Minuten ereignete, sollte außer mancherlei anderen Folgen auch die von Mr. Collins gänzlich unerwartete nach sich ziehen, daß ihm der größte Teil seiner Gefängnisstrafe erlassen wurde. Während die einzelnen Piloten des Geschwaders noch dabei waren, den Funksprach Kyushus zu bestätigen, lag dessen Text schon auf dem Schreibtisch von Kapitän Bancroft, und eifrig war er dabei, den Befehl zu entschlüsseln. Ein Großalarm des Marineamtes in Washington war die nächste Folge, und dann flog der Funkspruch Kyushus, diesmal nach einem amerikanischen Schlüssel chiffriert, über den Pazifik zurück zu den Antennen der Zerstörerflotte.
    Da gab es auch hier Alarm. Signale schrillten, die Mannschaften traten auf Deck an, die Munitionsaufzüge begannen zu arbeiten. Wie Teleskope spielten die langen Rohre der Flakgeschütze nach allen Seiten, zu hohen Stapeln häuften sich
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