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Das stählerne Geheimnis

Titel: Das stählerne Geheimnis
Autoren: Hans Dominik
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Feuerstrom schoß in den Himmel, blitzartig zuckte es in schwindelnder Höhe meilenweit über das Firmament. In einer einzigen fürchterlichen Explosion entluden sich die riesigen Mengen von Knallgas, die sich in jener Höhenschicht gebildet hatten. Dunstig grau lag der eben noch strahlende Himmel über der See. Wie ausgelöscht, wie weggewischt war das feindliche Geschwader. Senkrecht über dem Schacht stand in fünftausend Meter Höhe frei in der Luft ein lodernder, qualmender Riesenbrand. Dort fraß das Feuer die Treib-stoffmengen, die der Schacht ihm unaufhörlich entgegenschleuderte … Wasserhell und klar stand der Strahl bis zu dieser Stelle hin. Schneller ging er bis dorthin nach oben, als die Flamme sich an ihm nach unten fressen konnte.
     
    In der Kanzel des Leitflugzeuges saß Kyushu, die Sauerstoffmaske vor dem Gesicht. Seine Blicke gingen hin und her zwischen dem Höhenzeiger, der achttausend Meter wies, und der amerikanischen Zerstörerflotte, deren Schiffe immer deutlicher und größer wurden. Er nahm ein Glas zu Hilfe, suchte die See ab, sah den Schacht, die schwarze Stahlkuppel, die gelbe Plattform ringsherum. Sah zwei schwarze Punkte auf der Plattform sich bewegen, die nur Menschen sein konnten.
    Roddington und der Doktor! schoß es ihm durch den Kopf. Sie werden den Untergang ihres Werkes nicht überleben.
    Einen Augenblick empfand er Mitleid mit den beiden Männern, die dort auf einem verlorenen Posten standen und die nach menschlichem Ermessen in Kürze ein schauriges Ende in den Flammen finden würden. Eine Veränderung ließ ihn schärfer hinblicken. Verschwunden war plötzlich der Schacht, nur eine weiße, wirbelnde Wolke dort, wo er eben noch stand.
    Ein Dröhnen und Brausen kam plötzlich auf, hier oben in der verdünnten Luft bei weitem nicht mehr so stark wie unten unmittelbar am Schacht, doch immer noch stark genug, um den Propellerlärm des Geschwaders zu übertönen.
    Dann war die weiße Wolke verschwunden, und senkrecht wie ein Baum stand der Treibstoffstrahl in der Luft. Wie ein Baum breitete er eine mächtige Krone aus, genau in der Höhe des anfliegenden Geschwaders.
    Unwillkürlich machte Major Kyushu beim Anblick des unheimlichen Schauspiels eine Bewegung. Einer der Zerstörer geriet dadurch in das Blickfeld seines Glases. Flakgeschütze sah er drohend auf sein Geschwader gerichtet, Granaten danebenliegen, die Mannschaften bei den Kanonen. Er erkannte, daß sein Unternehmen verraten war, daß das Abwehrfeuer der Gegner im nächsten Augenblick einsetzen könnte, daß ihm nur noch Sekunden für die Durchführung seines Planes blieben.
    Im Sturzflug schoß seine Maschine nach unten, im gleichen Moment, in dem die Hand Dr. Wegeners zum Strahl hin zuckte. Es war, als ob das Flugzeug gegen einen massiven Fels anrannte, der es jäh in seinem Lauf aufhielt. Für einen Augenblick stand es in den detonierenden Gaswolken still. Von allen Seiten preßte der Explosionsdruck den Körper des großen Vogels zusammen. Ein Gewirr von zerbrochenem, zerfetztem Metall war es nur noch, das abstürzte.
    Major Kyushu sah nichts mehr davon. Der erste Zusammenprall der Maschine mit den explodierenden Gasmassen hatte ihn mit unwiderstehlicher Gewalt gegen das Instrumentenbrett geschleudert. Mit gebrochenem Genick lag er da, über ihm die Leiche Oburus, während das Wrack des Flugzeuges in die Tiefe wirbelte. Neun andere Trümmerstücke folgten ihm. Das ganze Geschwader war in Bruchteilen einer Sekunde von der ungeheuren Explosion vernichtet worden.
     
    Auf den Zerstörern wollten die Geschützführer noch letzte Richtungsbefehle geben. Die Ausführung verzögerte sich, weil das schrille Pfeifen des ausströmenden Treibstoffes die Verständigung fast unmöglich machte. Da trat schon die Katastrophe ein, die Riesenflamme, die Explosion. Verschwunden war das Ziel, nach dem sie die Rohre richten wollten. Noch standen Offiziere und Mannschaften wie erstarrt bei den Geschützen und spähten vergeblich nach dem feindlichen Geschwader, als grollender, rollender Donner vom Firmament auf die See brach. So stark traf die aus der Höhe kommende Explosionswelle noch das Meer, daß es weithin aufschäumte und im Augenblick von tausend kämmenden Wogen bedeckt war.
    »Packt eure Granaten wieder ein. Roddingtons Schacht schützt sich selbst«, brüllte MacLane dem Kommandanten Ferguson ins Ohr. Der hörte es, ohne den Sinn der Worte zu fassen. Seine Blicke und die von dreitausend Matrosen folgten den Trümmerstücken,
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