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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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1. Kapitel
    Was wäre, wenn …
    Kein Versprechen – eine Idee
    »Tausend Euro für jeden – das ist ein konkretes Versprechen, das jeder sofort versteht«, sagte der Verlagsleiter bei der gemeinsamen Suche nach einem Titel für unser Buch und schaute fragend in die Runde. Ist das so? Würden wirklich alle sofort verstehen, um was es geht? Würden sich Frauen gleichermaßen wie Männer angesprochen fühlen?
    Tausend Euro für jeden, für alle, ob reich oder arm, ob alt oder jung. Wollten wir uns wirklich auf diese Zahl festnageln lassen? Würden wir vermitteln können, dass es sich bei ihr zuallererst um eine Denkgröße handelt, und würde auch klar, dass es bei der Idee des Grundeinkommens um sehr viel mehr geht als um Geld? Würde der Untertitel deutlich genug machen, dass es um die Annäherung an einen Menschheitstraum geht, vielleicht um den Traum schlechthin? Um ein Leben ohne Existenzangst und um die Freiheit, tun zu können, was man will, statt tun zu müssen, was man nicht will? Um eine veränderte Gesellschaft, in der jede Person nach ihren Fähigkeiten und Neigungen tätig sein könnte?
    Der Wunsch, in einer besseren Welt zu leben, findet bereits in den Schriften der monotheistischen Religionen, Judentum, Christentumund Islam, seinen Niederschlag. Diese greifen alte Überlieferungen aus dem Zweistromland auf – als Folge des frühzeitlichen Klimawandels war diese Region an der Wende vom 12. zum 11. Jahrtausend vor Chr. plötzlich ausgetrocknet. Hatte man im ganzjährig milden Klima die Früchte zuvor einfach von den Bäumen pflücken können, musste die Ernte nun mühsam und mit Hilfe schwerer Werkzeuge eingebracht werden. Die stetig wachsende Bevölkerung litt unter zunehmender Knappheit. Streit und Zwietracht waren die Folge und wurden später in den dramatischen Geschichten über den Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies und den Brudermord Kains an Abel verarbeitet.
    In den darauffolgenden 13 000 Jahren Menschheitsgeschichte waren Mangel, Hunger und Kriege die Regel, das Paradies rückte in immer weitere Ferne – und wurde als Sehnsuchtsort doch nie vergessen. Heute scheint es unerreichbar, betreiben wir unfassbaren Raubbau an der Natur, schlägt diese mit Erdbeben und Tsunamis zurück, führen wir Kriege und manövrieren wir unser Welthandelssystem an den Rand des Abgrunds.
    Wer angesichts solcher Zustände über die Verwirklichung eines Menschheitstraums redet, läuft Gefahr, als realitätsfremd angesehen zu werden. Und wer dieser Tage das Postulat »Tausend Euro für jeden« aufstellt, wird zunächst einmal kritisch beäugt.
    Tausend Euro für jeden. Das ist kein Versprechen. Wir wollen und können nichts versprechen. Wir wollen nicht einmal gewählt werden. Aber wir wollen, dass die Menschen die Wahl haben, ob und wie sie die Gesellschaft mitgestalten – dass ihnen Alternativen aufgezeigt werden. Das bedingungslose Grundeinkommen ist so eine Alternative, die im Nachdenkenüber eine gerechte Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt. Es ist der Dreh- und Angelpunkt für eine notwendige gesellschaftliche Weiterentwicklung, die unabdingbar ist: Für Götz Werner ist das bedingungslose Grundeinkommen der »archimedische Punkt«, der mit seiner gewaltigen Hebelwirkung des unbefangenen Denkens die Welt zu einer besseren machen könnte.
    Tausend Euro für jeden. Für alle. Das ist eine Idee, die, im Sinne des Philosophen Friedrich Schelling, sich erst im Gebiet des Wissens realisiert haben muss, ehe sie sich in der Geschichte realisieren kann. Dazu wollen wir einladen und dabei die Hoffnungen genauso wie die Herausforderungen, die sich mit einem bedingungslosen Grundeinkommen verknüpfen, benennen und diskutieren.
    Kurz: Wir wollen einen gesellschaftlichen Denkprozess aufgreifen und begleiten, anstoßen und weitertreiben, der schon seit geraumer Zeit in Gang ist und der sich in den letzten Jahren und vor allem seit dem Crash von Lehman Brothers unglaublich beschleunigt und intensiviert hat.
    Im Zwischenraum von
»Nicht mehr und noch nicht«
    Im Jahr 2006 hatten wir fast zeitgleich unsere ersten Bücher veröffentlicht – und darin beide schon das Grundeinkommen thematisiert:
    Die eine von uns beiden, Adrienne Goehler, hatte in ihrem Buch Verflüssigungen den Aufbruch in eine Kulturgesellschaft skizziert,wie er an den Rändern unseres Sozialstaates schon seit geraumer Zeit zu erkennen ist. Sie spürt den Verunsicherungen der »flüssigen Moderne« (Zygmunt Bauman) nach, die keine
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