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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens
Autoren: Harlan Coben
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Tür aufschließen, als er das Zischen hörte. Wie eine Schlange. Oder - eher noch - wie Luft, die aus einem Reifen strömte. Das Geräusch kam von seinem rechten Hinterreifen. Ein kurzer Blick zeigte Myron, dass jemand ein Loch hineingestochen hatte.
    »Hi, Myron.«
    Er fuhr herum. Zwei M änner grinsten ihm ins Gesicht. Einer war so groß wie ein kleiner Drittweltstaat. Myron war groß -über einsneunzig und fast 100 Kilo schwer - aber er schätzte, dass dieser Kerl an die zwei Meter ging und 140 Kilo wog. Ein Gewichtheber - Superschwergewicht. Sein ganzer Körper war aufgeblasen. Er sah aus, als trüge er eine Schwimmweste unter seiner Kleidung. Der andere Mann war mittelgroß. Er trug einen Fedorahut.
    Der gro ße Mann stapfte mit steif schwingenden Armen auf Myrons Wagen zu. Er hielt den Kopf schief, ein wenig abgeknickt an jenem K örperteil, das man bei normal gebauten Menschen als Hals bezeichnen würde.
    »Ärger mit dem Wagen?«, fragte er glucksend.
    »Platter Reifen«, sagte Myron. »Im Kofferraum ist ein Reserverad. Wechseln Sie's.«
    »Wohl kaum, Bolitar. Das war nur eine kleine Warnung.«
    »Oh?«
    Der Berg von einem Mann griff nach dem Revers von Myrons Jackett. »Lass die Finger von Chaz Landreaux. Er ist schon unter Vertrag.«
    »Erst wechseln Sie meinen Reifen.«
    Das Grinsen wurde breiter. Es war ein dummes, grausames Grinsen. »Beim nächsten Mal bin ich nicht mehr so freundlich.« Er zog Myron zu sich. Das Jackett und die Krawatte verrutschten in seinem Griff. »Verstanden?«
    »Ihnen ist sicher bewusst, dass durch die Einnahme von Anabolika Ihre Eier schrumpfen.«
    Das Gesicht des Mannes lief rot an. » Ach ja? Vielleicht sollte ich dir die Fresse einschlagen, was? Vielleicht sollte ich dich zu Haferbrei schlagen.«
    »Haferbrei?«
    »Yeah.«
    »Hübsches Bild, wirklich.«
    »Halt's Maul.«
    Myron seufzte. Im selben Moment schien sein ganzer K örper schlagartig in Bewegung zu geraten. Zuerst versetzte er dem großen Mann einen Kopfstoß auf die Nase. Es knirschte, als träte man auf einen Käfer. Blut strömte heraus.
    »Du Arsch -«
    Myron griff um den Kopf den gro ßen Mannes herum und nutzte den Hebel, um ihm den Ellbogen mit solcher Wucht in den Adamsapfel zu sto ßen, dass die Luftröhre fast völlig eingedrückt wurde. Der große Mann röchelte kurz. Dann war nichts mehr zu hören. Myron verpasste dem Mann noch einen Handkantenschlag direkt unter dem Schädelknochen ins Genick.
    Der gro ße Mann sank zusammen wie ein nasser Sack.
    »Okay, das reicht!«
    Der Mann mit der Fedora hatte eine Pistole auf Myrons Brust gerichtet und trat einen Schritt vor.
    »Gehen Sie weg von ihm. Sofort!«
    Myron warf ihm einen kurzen Blick zu. »Ist das wirklich eine echte Fedora?«
    »Sie sollen von ihm weggehen!«
    »Okay, okay, ich geh ja schon.«
    »Das wäre überhaupt nicht nötig gewesen«, sagte der kleinere Mann, beleidigt wie ein Kind. »Er hat doch nur seine Arbeit gemacht.«
    »Ein armer missverstandener Jugendlicher«, sagte Myron. »Ich fühle mich wirklich schrecklich.«
    »Lassen Sie einfach die Finger von Chaz Landreaux, okay?«
    »Nein, nicht okay. Sagen Sie Roy O'Connor, ich habe gesagt, dass es nicht okay ist.«
    »Hey, eine Antwort ist nicht im Preis inbegriffen. Ich werde nur dafür bezahlt, eine Nachricht zu überbringen.«
    Schweigend half der Mann mit der Fedora seinem gefallenen Kumpel auf die Beine. Auf dem Weg zum Wagen hielt der Schl äger sich mit einer Hand die Nase und massierte sich mit der anderen die Luftröhre. Die Nase war gebrochen, aber noch mehr schmerzte seine Kehle, besonders beim Schlucken.
    Sie stiegen ein und fuhren davon. Sie dachten nicht daran, Myrons Reifen zu wechseln.

2
    Myron w ählte Chaz Landreauxs Nummer auf seinem Autotelefon.
    Mangels handwerklicher F ähigkeiten hatte Myron eine halbe Stunde gebraucht, um den Reifen zu wechseln. Die ersten paar Kilometer war er langsam gefahren, da er gefürchtet hatte, das Rad könnte nach seiner Bastelei Fluchtgedanken hegen. Erst langsam hatte er aufgehört, sich Sorgen zu machen, Gas gegeben und sich auf den Weg zu Christian gemacht. Als Chaz ans Telefon ging, erzählte er ihm kurz, was geschehen war.
    »Waren schon hier«, antwortete Chaz. Es war sehr laut im Hintergrund. Ein Kind schrie. Irgendetwas fiel herunter und zerbrach. Kinder lachten. Chaz brüllte, dass sie ruhig sein sollten.
    »Wann?«, fragte Myron.
    »Vor 'ner Stunde. Drei Männer.«
    »Bist du verletzt?«
    »Nee. Haben mich nur festgehalten und
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