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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens
Autoren: Harlan Coben
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gedroht. Haben gesagt, dass sie mir die Beine brechen, wenn ich den Vertrag nicht einhalte.«
    Die Beine brechen, dachte Myron. Wie originell.
    Chaz Landreaux war Basketballspieler im letzten Studienjahr an der Georgia-State-University und w ürde wahrscheinlich schon in der ersten Runde von einem Profi-Team der NBA gedraftet werden. Er war auf den Straßen von Philadelphia aufgewachsen und wohnte mit seiner Mutter, sechs Brüdern, zwei Schwestern und ohne Vater in einem Viertel, das man - wenn man kräftig in die Infrastruktur investierte - in einigen Jahren vielleicht als »einkommensschwaches Getto« würde bezeichnen können.
    W ährend Chaz' erstem Studienjahr war ein Handlanger von Roy O'Connor, einer gro ßen Nummer unter den Sportagenten, an ihn herangetreten - vier Jahre bevor Chaz berechtigt war, mit einem Agenten in Kontakt zu treten. Der Mann hatte Chaz einen »Vorschuss« von 5000 Dollar und monatliche Zahlungen von 250 Dollar angeboten, wenn er einen Vertrag unterzeichnete, in dem stand, dass er O'Connor zu seinem Agenten machen würde, sobald er Profi wurde.
    Chaz war ziemlich durcheinander. Er wusste, dass es ihm nach den Regeln der NCAA verboten war, etwas zu unterschreiben, solange er noch in der Ausbildung war. Man w ürde den Vertrag für null und nichtig erklären. Doch Roys Mann versicherte ihm, dass das kein Problem sei. Sie würden den Vertrag einfach vordatieren, sodass es so aussähe, als hätte Chaz ihn nach seinem letzten Jahr an der Universität unterzeichnet. Das Schriftstück bliebe bis dahin unter Verschluss. Da käme nie einer hinter.
    Chaz war unsicher. Er wusste, dass es illegal war, wusste aber auch, was so viel Geld f ür seine Mom und seine acht Geschwister in ihrem Zwei-Zimmer-Drecksloch bedeutete. Roy O'Connor war persönlich auf den Plan getreten und hatte den letzten Anstoß gegeben: Wenn Chaz es sich irgendwann anders überlegte, könnte er das Geld zurückzahlen und den Vertrag zerreißen.
    Vier Jahre sp äter überlegte Chaz es sich anders. Er versprach, jeden Cent zurückzuzahlen. Ist nicht drin, sagte Roy O'Connor. Du stehst bei uns unter Vertrag. Du bleibst hier.
    Das war k ein ungew öhnlicher Vorgang. Viele Agenten machten das so. Norby Walters und Lloyd Bloom, zwei der bekanntesten Spielervermittler, hatte man dafür verurteilt. Drohungen waren an der Tagesordnung. Normalerweise war bei Drohungen dann aber auch Schluss. Kein Agent wollte das Risiko eingehen aufzufliegen. Wenn der Junge standhaft blieb, zog sich der Agent zurück.
    Roy O'Connor war anders. Roy O'Connor lie ß die Muskeln spielen. Myron war überrascht.
    »Ich möchte, dass du für eine Weile die Stadt verlässt«, fuhr Myron fort. »Hast du was, wohin du dich ein paar Tage verziehen kannst?«
    »Yeah. Ich penn bei einem Freund in Washington. Aber wie geht's dann weiter?«
    »Ich kümmere mich darum. Lass dich einfach erst mal nicht blicken.«
    »Okay, yeah, geht klar. Ach, Myron, da ist noch was.«
    »Und?«
    »Einer von den Typen, die mich festgehalten haben, hat gesagt, erkennt dich. 'n echtes Monster. Riesengroß. Finsterer Motherfucker.«
    »Hat er gesagt, wie er heißt?«
    »Aaron. Er hat gesagt, ich soll Grüße von Aaron ausrichten.«
    Myrons Schultern sanken herab. Aaron. Ein Name aus seiner Vergangenheit. Und kein angenehmer Name. Bisher lie ß Roy O'Connor wirklich nur die Muskeln spielen - wenn er es drauf anlegte, konnte er es richtig krachen lassen.
    Drei Stunden nachdem er sein B üro verlassen hatte schob Myron den Vorfall in der Tiefgarage beiseite und klopfte an Christians Tür. Obwohl er vor zwei Monaten sein Examen gemacht hatte, wohnte Christian noch in dem Wohnheim, in dem er auch während seines letzten Studienjahrs gelebt hatte, und arbeitete als Berater für das Football-Sommercamp der Reston University. Übermorgen jedoch fing das Mini-Trainingscamp der Titans an, und Christian würde dabei sein. Myron hatte nicht die Absicht, Christian hinzuhalten.
    Christian öffnete sofort. Bevor Myron die Gelegenheit hatte, sich f ür seine Verspätung zu entschuldigen, sagte Christian: »Danke, dass Sie so schnell gekommen sind.«
    »Äh, klar, kein Problem.«
    Aus Christians Gesicht war auch der letzte Rest gesunder Gesichtsfarbe gewichen. Keine rosigen Wangen mehr, in denen sich Gr übchen bildeten, wenn er lächelte. Kein breites, offenes, Ach-was-solls-Grinsen, das die Kommilitoninnen ins Schwärmen brachte. Selbst die berühmten ruhigen Hände zitterten sichtlich.
    »Kommen Sie
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