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Unter rauschenden Palmen

Unter rauschenden Palmen

Titel: Unter rauschenden Palmen
Autoren: Lindsay Armstrong
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1. KAPITEL
    "Wie bitte?"
    "Um ganz sicher zu sein, müssten wir natürlich eine Blutuntersuchung machen. Aber der Test ist positiv ausgefallen, und das, was du mir an Symptomen geschildert hast, bestätigt das Ergebnis. Herzlichen Glückwunsch, Clarissa."
    Clarissa Montrose sah ihre Ärztin und Freundin so fassungslos an, dass dieser das strahlende Lächeln verging. Bestürzt blickte sie ihre Patientin an.
    "Clarissa, war das nicht geplant?" fragte Valerie Martin, eine energische Frau Ende dreißig.
    "Nein." Clarissa schluckte mühsam. "Ist auf den Test wirklich Verlass? Ich habe die Pille kein einziges Mal vergessen."
    "Das mag sein, aber du nimmst eine so genannte Minipille. Wie ich dir erklärt habe, gibt es gewisse Umstände, die deren Wirkung verhindern."
    Clarissa, die schon etwas entgegnen wollte, fasste sich plötzlich an die Stirn. "Nein! Das darf doch nicht wahr sein! Darauf wäre ich nie gekommen!"
    "Sprich dich aus", forderte Valerie sie auf.
    "Vor etlichen Wochen hatte ich einen Magen-Darm-Katarrh, aber nur zwei Tage. Kann es das gewesen sein?"
    "Wenig wahrscheinlich, aber immerhin möglich. Hattest du denn überhaupt keinen Verdacht?
    Meine Diagnose scheint dich ja wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen zu haben."
    Clarissa zuckte hilflos mit den Schultern. "Ich bin zu dir gekommen, weil in letzter Zeit mein Zyklus total verrückt spielt. Aber das ist für mich nichts Neues, mit dem Problem hatte ich schon öfter zu kämpfen." Sie lehnte sich zurück. "Wie weit bin ich denn?"
    "Ich würde sagen, sechste bis achte Woche."
    Clarissa zog ihren Kalender aus der Handtasche, blätterte darin und runzelte die Stirn. "Acht Wochen kommt hin. Aber warum habe ich denn absolut nichts, noch nicht einmal Übelkeit, gespürt?"
    "Nicht alle werdenden Mütter leiden unter morgendlicher Übelkeit. Vielleicht gehörst du zu den glücklichen Frauen, die davon verschont bleiben. Trotzdem wirst du schon bald einige Veränderungen feststellen. Entweder wirst du unwahrscheinlichen Heißhunger oder überhaupt keinen Appetit haben, du wirst schrecklich müde sein ..."
    "Und nur noch Marmelade oder saure Gurken essen wollen", ergänzte Clarissa und blickte düster vor sich hin. "Wie konnte mir nur so etwas passieren? Aus gerechnet mir?"
    "Clarissa." Valerie Martin betrachtete sie gedankenverloren. Valerie kannte Clarissa gut, denn beide hatten sie ihre Praxisräume in diesem Haus in Lennox Head, einem Ferienort an der australischen Küste. Clarissa war Rechtsanwältin, ruhig, zurückhaltend und begabt. Sie hatte aus dem kleinen Büro, das sie vor ein paar Jahren übernommen hatte, eine anerkannte Kanzlei gemacht und war eine der gefragtesten Juristinnen weit und breit.
    Valerie war es ein Rätsel, wie eine abgeklärte und kompetente Karrierefrau mit solch herzergreifender Naivität in eine Schwangerschaft stolpern konnte. "Clarissa, ich möchte nicht neugierig sein, aber der Vater ist doch wohl Jerome, oder?"
    Clarissa sah auf und errötete. Ihre Augen waren von einem hellen, beinahe grünlichen Blau, ihr lockiges Haar war dagegen sehr dunkel. Sie trug es kinnlang und an der Seite gescheitelt.
    Valerie lächelte amüsiert. "In unserem kleinen Ort kannst du nichts geheim halten - einen Mann wie Jerome Hewitt schon längst nicht. Schließlich stammt er aus einer alteingesessenen, angesehenen Familie und ist hier einer der größten Grundbesitzer. Ich hatte außerdem nie den Eindruck, dass ihr eure Beziehung der Umwelt verheimlichen wolltet."
    "Nein, warum auch? Seit Jerome geschieden ist, sind wir zwei freie Menschen, die niemandem Rechenschaft schuldig sind. Wir wollten unsere Affäre aber auch nie an die große Glocke hängen."
    "Das habt ihr ja auch nicht. Aber zwei Persönlichkeiten wie Jerome und du stehen nun einmal im Brennpunkt des öffentlichen Interesses, ob sie es nun wollen oder nicht. Die Schwangerschaft war also nicht geplant?"
    "Nein", antwortete Clarissa bedrückt.
    "Dir als Juristin brauche ich ja nicht zu erklären, dass es noch eine andere Lösung gibt", begann Valerie vorsichtig.
    Clarissa atmete tief ein und sah ihre Freundin und Ärztin groß an. "Nein, das könnte ich nie tun", sagte sie und schüttelte den Kopf. "Für mich gibt es nur eine Möglichkeit."
    "Das freut mich zu hören, denn der Meinung bin ich persönlich auch." Valerie blickte auf die vor ihr liegende Karteikarte. "Du bist jetzt siebenundzwanzig, längst noch nicht zu alt, um ein Kind zu bekommen. Du wirst jedoch nicht jünger, und selbst
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