Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0586 - Gasthaus zur Hölle

0586 - Gasthaus zur Hölle

Titel: 0586 - Gasthaus zur Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Der Nebel umspielte die Grabsteine. Verschwommen sah man auch das Schild einer Gastwirtschaft. Die Einheimischen nannten sie Gasthaus zur Hölle. Sie meinten damit jedoch nicht den Teufel, sondern ein bestimmtes Gewerbe. Angeblich sollte das Haus ein Bordell sein, nur hatte man nie die Mädchen gesehen. Es lag stets still und wirkte jetzt, wo der Nebel wehte, irgendwie eingepackt.
    Tagsüber stoppten oft Wagen oder Busse mit Touristen, die diesem Haus einen Besuch abstatten wollten, dann brannte das Licht jedoch nicht.
    Gertrud Moser strampelte weiter. Sie wollte weder zu den Gräbern schauen und auch nicht nach links, wo das Gasthaus lag, sie mußte so schnell wie möglich dieses Gebiet hinter sich lassen.
    Die Frau lauschte dem Singen der Reifen. Nebel umspielte die Räder des Drahtesels. Manchmal kam es ihr vor, als würde sie fliegen.
    Sie trat kräftiger in die Pedalen. Da brach ihr der Schweiß aus.
    Zum Glück war es nicht mehr weit bis zur nächsten Bäckerei. Dort war sie in Sicherheit.
    Dann passierte es doch!
    Nicht daß Gertrud damit gerechnet hätte, sie war nur nicht sonderlich überrascht, als aus dem Nebel plötzlich eine Gestalt erschien, die im ersten Moment aussah wie eine auf den Weg gestellte Vogelscheuche. Nur bewegen sich Vogelscheuchen normalerweise nicht aus eigenem Antrieb. Diese hier tat es.
    Die Vogelscheuche breitete die Arme aus. Ein Zeichen für die Radlerin, stehenzubleiben. Dennoch dauerte es Sekunden, bis Gertrud Moser die Kraft fand, sich in den Rücktritt zu stemmen.
    Auf dem Boden rutschte sie ein Stück weiter, wie auf Schmierseife.
    Das Rad bekam einen Drall und kippte nach rechts. Gertrud segelte über die Straße und der wartenden Gestalt genau vor die Füße. Für einen Moment fielen ihr wieder die alten Geschichten ein, wo die Menschen erzählt hatten, daß es der Teufel gewesen war, der im Gasthaus seine Ruhe gefunden hatte, aber der Teufel sprach wohl nicht wie ein Mensch.
    »Warum so stürmisch, junge Frau?«
    Gertrud Moser war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. Sie holte Atem und schluchzte dabei auf, während sie gleichzeitig das Lachen hörte.
    Vor ihrem Gesicht erschien ein Arm. Aus dem dunklen Loch eines Ärmels ragte eine Hand. Die kam der Frau bleich wie eine Totenklaue vor und war so kalt, daß Gertrud sie gern abgeschüttelt hätte.
    Dazu ließ sie der Unbekannte nicht kommen, denn mit einem Ruck zerrte er sie auf die Füße.
    Der Ruck schleuderte sie nach vorn und beinahe hinein in die Arme des Mannes, der aber nur lachte und den Kopf schüttelte.
    »Weshalb diese Angst, junge Frau? Sie brauchen sich vor mir nicht zu fürchten, ich muß mich entschuldigen.«
    Obwohl Gertrud Moser dicht vor dem Mann stand, war es ihr kaum möglich, sein Gesicht zu erkennen. Es war total verschwommen.
    »Bitte«, sagte der Mann.
    »Nein, lassen Sie mich, ich will…«
    »Sie kommen erst einmal mit, damit Sie sich von dem Schrecken erholen können.«
    »Von welchem Schreck? Ich habe…«
    »Bitte sehr, gute Frau.« Der kalten Höflichkeit dieses Unbekannten hatte Gertrud nichts entgegenzusetzen. Seine Hand legte sich gegen ihren Rücken. Der sanfte Druck ließ sie erschaudern, aber sie stemmte sich auch nicht gegen ihn an.
    Wie eine Marionette ging sie vor und gleichzeitig weg von ihrem eigentlichen Ziel, der Bäckerei, die nur ein paar Schritte von dieser Stelle entfernt lag.
    Der Mann aber führte sie in eine andere Richtung. Quer über die Straße hinweg, wo das rote Licht wie ein geheimnisvolles Auge über dem Schild leuchtete.
    Gertrud Moser wäre am liebsten weggerannt. Sie brauchte sich nur nach links zu wenden und zu rennen.
    Das war ihr nicht möglich. Ihr Rücken stand unter Strom. Die Hand des Unbekannten führte sie dem Ziel entgegen, vor dem sich Gertrud Moser fürchtete.
    Niemals zuvor hatte sie das Haus betreten, nun würde sie hineingehen müssen. Sie sah die wallenden Nebeltücher, die lautlos an der Hauswand hochkrochen und die Fenster verbargen.
    Für einen Moment schloß sie die Augen. Es war ein Traum, es mußte ein Traum sein. Gleich würde sie in ihrem Bett aufwachen und auf das Kammerfenster schauen.
    »Bitte, gehen Sie weiter. Es hat keinen Sinn, sich zu sträuben, meine Liebe. Wir brauchen Sie…«
    Gertrud erwachte aus ihrem Lieblingstraum. Sie ging mit automatisch wirkenden Schritten vor. Die Lippen zitterten, auf dem Rücken lag eine Gänsehaut, und die Kälte kroch ihr unter die Haut.
    Ein knarrendes Geräusch war zu hören. Es entstand, als die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher