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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel
Autoren: Krystyna Kuhn
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hinten, wo sie sie hinter eine der Stellwände stieß und auf den Boden drückte.
    Julias Zähne klapperten laut und ihr ganzer Körper schüttelte sich. Ihr kam es vor, als verändere sich Katie. Von einer Sekunde zur anderen wurden ihre Augen noch schmaler, als sie sowieso schon waren. Die hohen Wangenknochen schienen sich zu verschieben, der Mund wurde breiter, bis Julia nur noch eine Grimasse entgegenstarrte.
    Jetzt hob sie die Hand und Julia schloss die Augen. Sie erwartete einen Schlag, der jedoch ausblieb. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, wie Katie neben ihr kauerte und den Finger vor die Lippen hielt.
    Eine Tür klappte.
    Und dann hörte sie Schritte.
    *
    Ein Jingle ertönte. Jemand fuhr das Windowsbetriebssystem an einem der Arbeitsplätze weiter vorn hoch.
    Das Geklapper von Tasten.
    Katie neben ihr rührte sich nicht. Hatte sie überhaupt den Stick abgezogen oder steckte er noch im PC?
    Wieder öffnete sich die Tür.
    »Musst du noch arbeiten?« Unverkennbar Debbie. Niemand sonst sprach in diesem Tonfall.
    Keine Reaktion.
    »Oder hattest du keine Lust auf den Film?«
    »Keine Lust«, lautete die knappe Antwort. Auch diese Stimme kannte Julia.
    »Hey, ich genauso wenig. Was will ich von Orlando Bloom, wenn ich dich habe?« Debbie lachte dieses schrille Lachen, das typisch für sie war.
    Katie bewegte sich neben Julia in der Hocke ein Stück nach vorne, um hinter der Stellwand hervorzuspähen. Julia nutzte die Gelegenheit, aus ihrer unbequemen Position herauszukommen. Augenblicklich packte Katie wieder ihren Arm, funkelte sie böse an und legte den Finger auf den Mund.
    Was lief hier ab? Julia kapierte immer noch nicht, was das alles sollte. Was führte Katie im Schild?
    »Ich hab dich übrigens gesucht«, sagte Debbie.
    »Ach ja?«, knurrte es.
    »Ich wollte mit dir über Angela sprechen.«
    Keine Antwort.
    »Sie hat dir geholfen, oder?«, fuhr Debbie fort. »Na ja, sie war schlau, ziemlich schlau, aber glaub mir, damit war sie nicht die Einzige.«
    »Warum siehst du dir nicht einfach wie alle anderen den Film an?«
    »Ich konnte Fantasy noch nie leiden.« Debbie verfiel in ihren üblichen, nur scheinbar harmlos wirkenden Plauderton. »Und meine Geschichten erfinde ich lieber selbst.« Sie kicherte. »Aber zurück zum Thema: Du weißt, wer mein Dad ist, oder nicht? Er hat ziemlich gute Beziehungen. Er kann dir vielleicht helfen.«
    In Julias dröhnendem Kopf drehte sich alles. Was sollte dieses Gequatsche von guten Beziehungen? Und wieso hielt Katie sie noch immer fest?
    »Warum haust du nicht einfach ab?«, hörte sie von weiter vorn. »Ich brauche weder irgendwelche Beziehungen von deinem Vater noch dein blödsinniges Gequatsche über Angela. Und wenn du keine Lust auf den Film hast, geh doch einfach ins Bett.«
    »Alleine?« Debbies Stimme sollte vermutlich verführerisch wirken, aber sie klang wie aus einem schlechten Film. »Das meinst du doch nicht im Ernst. Du weißt doch, wie sehr ich dich mag.«
    »He, was machst du denn da? Lass mich los!«
    »Ich weiß, dass du mich magst. Ich spüre es ganz deutlich!«
    »Spinnst du?«
    »Aber du hast doch am See gesagt, ich kann jederzeit zu dir kommen.«
    »Weil du gejammert hast, du schaffst das mit dem Studium nicht.«
    Unwillkürlich schoss Julia durch den Kopf, dass Debbie sich vermutlich in der nächsten Sekunde die Kleider vom Leib reißen würde. Und prompt hörte sie im nächsten Augenblick einen wütenden Aufschrei.
    »Lass das!«
    »Du willst das doch auch«, jammerte Debbie. »Oder warum hast du dich neulich Nacht um mich gekümmert?«
    »Spinnst du? Eher würde ich Ike vögeln als einen Fettkloß wie dich!« Ein Lachen folgte und aus Debbies Kehle drang ein Laut, den Julia nicht identifizieren konnte. Etwas zwischen Schluchzen und Knurren.
    »Du bist gemein!«, flüsterte Debbie. »Einfach nur gemein!«
    Ein Geräusch, als ob ein Stuhl rollte. Etwas stieß gegen einen Tisch.
    »Ich würde alles für dich tun.« Kurze Pause und dann wieder dieser Tonfall, der nicht nach Debbie klang. »So wie Angela!«
    Stille. Katie neben Julia rührte sich nicht. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
    »Ich liebe dich, verstehst du das denn nicht?«, schrie Debbie. »Ich liebe dich wirklich!«
    Wieder ein Stühlerücken, dann erneut die Stimme. Nüchtern. Kalt. Eiskalt, wie Julia sie noch nie gehört hatte. »Hau einfach ab, Debbie. Mir reicht’s jetzt. Hab einen schönen Abend, hab ein schönes Leben – aber ohne mich!«
    Mit einem Mal waren jedes
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