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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest
Autoren: Frederick Forsyth
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seinem Führungspanzer über den Borowitskiplatz, sah den BTR und jagte ihn mit einem einzigen Schuß in die Luft. Als die Panzer über die Trümmer fuhren, waren die Reste kaum größer als Radkappen, die von den Ketten zur Seite geschleudert wurden.
    Um vier Minuten nach eins raste General Andrejews T-80 über die baumbestandene Zufahrt zu Turm und Tor, fuhr durch den Torbogen mit der zerschmetterten Tür und dem gesprengten Gitter und rollte in den Kreml.
    Wie sein Onkel haßte es Andrejew, unter dem geschlossenen Panzerturm zu hocken und durch das Periskop zu starren. Seine Luke war aufgeklappt, Kopf und Oberkörper ragten hinaus in die Kälte, der Helm war wattiert, das Gesicht durch eine Schutzbrille maskiert.
    Einer nach dem anderen rollten die T-80 vorbei am großen Kremlpalast, der pockennarbigen Erzengel-Michael- und der Uspenskij-Kathedrale und zogen an der Zarenglocke vorbei auf den Iwanowskiplatz, auf dem einstmals die Erlasse des Zaren ausgerufen wurden.
    Zwei Panzerwagen der Schwarzen Garde versuchten, es mit ihnen aufzunehmen. Beide wurden in heiße Metallsplitter zerfetzt.
    Neben Andrejew ratterte pausenlos das 7.62-Millimeter-Maschinengewehr und seine behäbigere Schwester, die 12.7-Millimeter-Kanone, während die Scheinwerfer des Panzers sich die rennenden Gestalten der Putschisten aus dem Dunkel suchten.
    Noch immer durchkämmten dreitausend kampferprobte Schwarzgardisten die dreiundsiebzig Morgen des Kreml, so daß es für Andrejews Mannschaft gefährlich gewesen wäre, die Panzerwagen zu verlassen. Seine knapp zweihundert Mann hätten zu Fuß gegen diese Armee nur verlieren können, doch solange sie in ihren gepanzerten Fahrzeugen blieben, standen ihre Chancen gut.
    Mit gepanzerten Fahrzeugen hatte Grischin nicht gerechnet; also hatten seine Leute auch keine Panzerabwehrwaffen dabei. Die Panzerwagen der Tamanskaja waren wendig und flink und konnten auch in die engen Gassen vordringen, die für Panzer unpassierbar waren. Draußen im Freien aber warteten mit ihren Maschinengewehren die Panzer, denen Gewehrfeuer nichts anhaben konnte.
    Doch ihre stärkste Wirkung war psychologischer Natur. Für den Infanteristen ist der Panzer ein wahres Ungeheuer, dessen Mannschaft ihn ungesehen durch gepanzertes Glas anstarrt und dessen Maschinengewehrrüssel unermüdlich auf der Suche nach weiteren hilflosen Opfern herumwirbelt.
    In fünfzig Minuten brach die Abwehr der Schwarzen Garde zusammen, ihre Soldaten stürmten ins Freie und suchten Schutz in den Kirchen, Palästen und Kathedralen des Kreml. Manche schafften es, andere wurden vom Feuer der BTR oder den Maschinengewehrkugeln der Panzer erfaßt.
    Die einzelnen Kämpfe innerhalb der Stadt befanden sich in den unterschiedlichsten Stadien. Das Kommando Alpha stand kurz davor, die OMON-Kaserne am Innenministerium zu stürmen, als ein Soldat per Funk den Schrei eines entsetzten Schwarzgardisten aus dem Kreml auffing, der um Hilfe rief. Er beging den Fehler, die T-80 zu erwähnen. Die Nachricht von den Panzern verbreitete sich in Windeseile, und das Kommando Alpha entschied, daß es jetzt genug sei. Die ganze Geschichte war anders gelaufen, als Grischin es ihnen versprochen hatte. Er hatte ihnen Überrumpelung des Feindes, überlegene Feuerkraft und einen hilflosen Gegner garantiert. Nichts davon traf zu. Also zog sich das Kommando zurück und versuchte, wenigstens die eigene Haut zu retten.
    Am Rathaus waren die Schlägerbanden der Bewegung Neues Rußland bereits von den Tschetschenen aufgerieben worden.
    Am Starajaplatz trieben die OMON-Truppen mit Hilfe von General Petrowskis SOBR-Männern die Söldner der »Sicherheitsfirmen« der Dolgoruki-Mafia aus dem Amtssitz der Regierung.
    Am Flughafen Khodinka wendete sich das Blatt. Fünf Panzer und zehn Panzerwagen hatten das Kommando Wimpel auf der Flanke angegriffen und trieben die nur leicht bewaffnete Truppe durch das Gewirr von Hangars und Lagerhäusern, aus denen dieser Stützpunkt bestand.
    Die restlichen Angehörigen der »Sicherheitsfirmen« hielten die Duma zwar noch besetzt, wußten aber nicht, wohin, und konnten nichts anderes tun, als die Entwicklungen draußen über Funk zu verfolgen. Sie fingen ebenfalls den Hilferuf aus dem Kreml auf, ahnten, welche Wirkung die Panzer haben würden, und machten sich einer nach dem anderen aus dem Staub, doch redete sich jeder von ihnen ein, daß man seinen Namen mit etwas Glück schließlich niemals erfahren würde.
    Ostankino war immer noch in Grischins Hand, die
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