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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land
Autoren: Wolf Paul
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1.
    Es war ein seltsamer Wald, wie man ihn in der Düsterzone kein zweites Mal fand. Seine Bäume waren krumm und knorrig und wirkten wie abgestorben. Sie besaßen dicke, hohe Stämme und ihre Äste strebten alle nach oben, so daß sie kelchförmige Kronen bildeten. Und sie standen so weit auseinander, daß sich in den Zwischenräumen genügend Platz für die Yarls bot.
    Yirzahoo, die Wanderstadt der Rohnen, bestand aus fünfundzwanzig solcher Riesenschildechsen, auf deren gepanzerten Rücken die Gebäude und Wehren errichtet worden waren.
    Kaum waren die Yarls in diesen seltsamen Wald aus Kelchbäumen eingedrungen, da zogen sie ihre achtzehn Beinpaare und ihre Köpfe ein und rasteten. Den Yarlamen, wie die Rohnen die Yarl-Führer auch nannten, gelang es nicht, die Tiere zum Weitermarschieren zu bewegen. Sie schafften es gerade noch, sie zusammenzutreiben, damit Yirzahoo eine geschlossene Stadt bildete. So konnten sich die Rohnen wenigstens sicher fühlen.
    Bald jedoch schon erschien ein zwergenhaftes Geschöpf, das in einen kugeligen Pelz gehüllt war. Mit schriller Stimme forderte es die Eindringlinge auf, diesen Ort schleunigst wieder zu verlassen. Als die Yarlamen beteuerten, daß ihre Tiere eine längere Ruhepause benötigten, verlangte der pelzvermummte Zwerg: »Schafft euren Häuptling herbei. Sagt ihm, daß Vesperal ihn sprechen möchte, der Wächter im Garten Nowow.«
    Jercel, der Anführer der Rohnen, erschien daraufhin mit dem Schamanen Tombul und dessen Schüler Proscul. Jercel war eine stattliche Erscheinung, mit einem schlanken, aber kraftvollen Körper, einem energischen Gesicht und einer blassen, wie gebleichtes Leder wirkenden Haut. Sein dunkles Haar stand in krassem Gegensatz dazu; die Silberfäden, die seine Haarpracht durchzogen, hatte ihm nicht nur das Alter beschert, sondern auch das Zusammenleben mit seinem Weib Ejoba.
    Tombul, der Schamane der Rohnen, überragte das Oberhaupt des Stammes um Haupteslänge, war jedoch so schmal und feingliedrig, daß man fürchtete, der leiseste Windhauch könne ihn knicken. Doch der kunstvoll geschnitzte Zauberknochen und die Dunkelwurzel schienen ihn gegen alle Unbilden zu schützen.
    Sein Schüler Proscul war dagegen nur fünfeinhalb Fuß groß, von fast noch jugendlichem Alter und hatte zudem noch helles Haar, so daß er sich allein dadurch von anderen Stammesangehörigen unterschied. Er war ein Weißling, und allein deswegen zu Besonderem bestimmt.
    »Ist das wirklich der Garten Nowow?« erkundigte sich Tombul bei dem in Pelz gehüllten Zwerg. Er deutete mit Zauberknochen und. Dunkelwurzel auf die unansehnlichen und spärlich gesäten Bäume. »Und sollen das die flammenden Bäume sein? Ich sehe nur kahles, abgestorbenes Holz. Und du, willst du der Königstroll Vesperal sein, von dem die Legenden berichten, daß er der Gärtner ist, der über das Licht der flammenden Bäume wacht?«
    »Diese Bäume brennen nur einmal in einem Menschenalter«, sagte Vesperal. »Es wird bald wieder soweit sein – früher als euch lieb sein kann. Für euch wäre es aber gesünder, wenn ihr auf dieses Erlebnis verzichtet und schleunigst wieder weiterzieht. Denn wenn erst die Bäume zu brennen beginnen, dann ist es zu spät. Verschwindet von hier, bevor die Hölle über den Garten Nowow hereinbricht und euren Stamm ausrottet.«
    »Du machst uns keine Angst«, erklärte Tombul fest. »Wir tragen die Worte unseres Schutzpatrons Goolux in unseren Herzen. Goolux hat uns einst prophezeit, daß wir die flammenden Bäume von Nowow finden müssen, um in die Lichtwelt gelangen zu können und im Lichten Land Heluma eine neue Heimat zu finden.«
    »Da seid ihr aber schlecht beraten worden«, sagte der Troll. »Ihr seid Menschen der Düsterzone und solltet nicht nach dem Licht streben…«
    »Ketzer!« schrie Tombul und hob drohend den Zauberknochen gegen den Troll. Jercel fing den Schlag mit starkem Arm ab und stieß den Schamanen zurück. Dann wandte er sich an Vesperal und fragte:
    »Kannst du mir verraten, welche Gefahren uns hier drohen?«
    »Und ob ich das kann«, sagte der Troll und nickte bekräftigend mit seinem großen Kopf. »Seit ich hier Gärtner bin, haben die Bäume von Nowow schon sechsmal in Flammen gestanden. Und jedesmal hat ihr Lichtschein alle möglichen Bewohner der Düsterzone angelockt. Das Feuer macht sie rasend, sie stürzen sich in ganzen Rudeln darauf, zu Tausenden und aber Tausenden. Dabei finden sie den Tod. Dieses Schicksal steht auch euch bevor, wenn ihr
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