Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
Toren des Kreml waren es dreiundvierzig Kilometer, die Fahrgeschwindigkeit der Panzer betrug über sechzig Kilometer pro Stunde. Irgendwo vor ihnen näherte sich ein einsames Fahrzeug, doch als das Licht der Scheinwerfer auf die graue, herandonnernde Stahlmasse fiel, lenkte der Fahrer sein Auto direkt in den Wald.
    Zehn Kilometer vor Moskau traf die Kolonne auf den Milizposten, der die Stadtgrenze markierte. Vier Polizisten schielten in der Wellblechbaracke über das Fensterbrett, hockten sich rasch wieder hin und umarmten sich und ihre Wodkaflaschen, als die Vibrationen der Panzer ihre Hütte erzittern ließen.
    Andrejew war im Führungspanzer und sah die Blockadelaster als erster. Eine Reihe Privatwagen hatte sich im Laufe der Nacht der Sperre genähert, eine Weile gewartet und dann wieder kehrtgemacht. Die Kolonne hatte keine Zeit anzuhalten.
    »Feuer frei!« rief Andrejew.
    Sein Kanonier zielte und gab einen Schuß aus seiner 125-Millimeter-Kanone im Turm ab. Nach vierhundert Meter Entfernung hatte die Granate noch Mündungsgeschwindigkeit, als sie auf den Laster traf und ihn in Stücke riß. Andrejews Erster Offizier, der im Führungspanzer auf der Gegenfahrbahn saß, tat es seinem Vorgesetzten gleich und zerstörte den anderen Laster. Unmittelbar hinter der Straßensperre kam es zu vereinzeltem Gewehrfeuer aus dem Hinterhalt.
    In der Stahlkanzel auf dem Panzerdach saß Andrejews Kanonier und nahm seine Straßenseite mit seinem 12,7-Millimeter-Maschinengewehr unter Beschuß. Das Gewehrfeuer verstummte.
    Als die Kolonne vorbeidonnerte, starrten die Jungen Kämpfer ungläubig auf die Trümmer ihrer Straßensperre, dann verdrückten sie sich in die Nacht.
    Sechs Kilometer weiter verlangsamte Andrejew das Tempo seiner Kolonne auf dreißig Stundenkilometer und stellte zwei Kommandos zusammen. Fünf Panzer und zehn Panzerwagen schickte er nach rechts, um die auf dem Flugplatz Khodinka belagerte Garnison zu verstärken, und eine Ahnung veranlaßte ihn, weitere fünf Panzer und zehn Panzerwagen nach links zu schicken, damit sie im Nordosten Moskaus das Fernsehzentrum Ostankino sicherten.
    Auf der Gartenringstraße lenkte er seine übrigen sechzehn T-80 und einundzwanzig Panzerwagen nach rechts zum Kudrinskiplatz und dann nach links zum Verteidigungsministerium.
    Die Panzer fuhren nun wieder hintereinander und hatten ihr Tempo auf zwanzig Stundenkilometer reduziert; ihre Ketten rissen Löcher in den Teer, als sie sich in Reihe ordneten und Richtung Kreml fuhren.
    In der im Keller gelegenen Nachrichtenzentrale des Verteidigungsministeriums hörte der stellvertretende Verteidigungsminister Butow das Rumpeln über seinem Kopf und wußte, in einer kriegführenden Stadt kann ein solches Dröhnen nur eine Ursache haben.
    Die Kolonne donnerte über den Arbatplatz, am Ministerium vorbei und quer über den Borowitskiplatz auf die Mauern des Kreml zu. Keiner der Soldaten in den Panzern und Panzerwagen bemerkte den Mann in Steppjacke und Stiefeln, der aus einem der am Platz geparkten Wagen stieg und ihnen hinterherlief.
    Im Rosy O'Grady Pub sorgten die irischen Einwohner der russischen Hauptstadt dafür, daß das neue Jahr so richtig gefeiert wurde, wie immer auch mit einem ausgiebigen Feuerwerk, das im Kreml am Ende der Straße und auf der anderen Platzseite abgehalten wurde. Dann rollten die ersten T-80 an den Fenstern vorbei.
    Der irische Kulturattache wollte sein Guinness an die Lippen setzen, hob den Blick, sah nach draußen und sagte erstaunt zum Barkeeper. »Himmel, Pat, ich glaube, ich habe gerade einen verdammten Panzer gesehen.«
    Vor dem Borowitskitor stand ein BTR-80-Panzerwagen der Schwarzen Garde und deckte mit seinem Maschinengewehr die Mauerzinnen, hinter denen sich die letzten Männer der Präsidentengarde verschanzt hatten, mit einem Kugelhagel ein. Vier Stunden lang hatten diese Männer sich ihren Weg durch das Kremlgelände gekämpft, auf Verstärkung gewartet und nicht gewußt, daß General Korins Truppen am Stadtrand in einen Hinterhalt geraten waren.
    Um ein Uhr morgens hatte die Schwarze Garde alles besetzt bis auf die Zinnen der Mauer, die zweitausendzweihundertfünfunddreißig Meter lang und so breit war, daß fünf Mann nebeneinander marschieren konnten. Dicht zusammengedrängt hielten sich hier die letzten paar hundert Mann der Präsidentengarde, sicherten die schmalen Steinstufen von unten und verhinderten die endgültige Eroberung des Kreml durch Grischins Männer.
    Von Westen näherte sich Andrejew in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher