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Das schwarze Manifest

Das schwarze Manifest

Titel: Das schwarze Manifest
Autoren: Frederick Forsyth
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Schritt vor.
    Monks Kugel traf den Schaft der AK mit solcher Wucht, daß er dem Oberst aus der Hand gerissen wurde. Die Waffe fiel auf das Pflaster und schlitterte außer Reichweite. Dann hörte Monk hastige Schritte auf den Bodenfliesen, und nur Sekunden später hatte er den Feuerschein des brennenden Panzerwagens hinter sich gelassen und kauerte in der pechschwarzen Finsternis des Eingangs zur Rüstkammer.
    Das Museum erstreckt sich über zwei Stockwerke und enthält neun große Säle mit fünfundfünfzig Schaukästen. In ihnen liegen historische Artefakte, die buchstäblich mehrere Milliarden Dollar wert sind, denn der Reichtum und die Macht Rußlands waren einst so groß gewesen, daß alles, was die Zaren besessen hatten – ihre Kronen, Throne, Waffen, Kleider, selbst das Zaumzeug ihrer Pferde – mit Silber und Gold ausgelegt und mit Diamanten, Smaragden, Rubinen, Saphiren und Perlen besetzt war.
    Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte Monk vor sich die fahle Kontur der Treppe zum oberen Stockwerk erkennen. Zu seiner Linken führte ein Torbogen zu den vier ebenerdigen Sälen. Von innen hörte er ein leises Scheppern, als sei jemand an einen der Schaukästen gestoßen.
    Monk holte tief Luft, warf sich in einer Flugrolle durch den Torbogen und rollte immer weiter durch die Dunkelheit, bis er gegen eine Wand prallte. Als er an der Tür vorbeikam, sah er blauweißes Mündungsfeuer aufblitzen, und Glassplitter regneten auf ihn herab, als ein Schaukasten von einer Kugel getroffen wurde.
    Monk konnte den Saal nicht sehen, der sich lang und schmal vor ihm ausdehnte und dessen Seiten langgezogene Schaukästen säumten. In der Mitte stand ebenfalls eine Glasvitrine. Unschätzbare russische, türkische und persische Krönungsroben der rurischen Prinzen und der Romanow-Zaren warteten hier auf gleißendes elektrisches Licht und gaffende Touristen. Wenige Zentimeter von einem dieser Gewänder und den darauf applizierten Juwelen konnten einen Arbeiter auf Jahre hinaus ernähren.
    Kaum war das Klirren der Glasscherben verhallt, spitzte Monk die Ohren und hörte schließlich ein unterdrücktes Keuchen, als würde jemand nach Luft schnappen, der seinen Atem lange unterdrückt hatte. Monk nahm einen Glassplitter und schleuderte ihn durch die Dunkelheit auf dieses Geräusch zu.
    Glas prallte auf Glas, und wieder zerriß ein zielloser Feuerstoß die Stille, doch war zwischen den Schüssen das Echo hastiger Schritte zu hören. Monk lief gebückt in den Saal und versteckte sich hinter der Vitrine in der Mitte, bis er begriff, daß Grischin sich bereits in den nächsten Saal geflüchtet hatte und dort auf ihn wartete.
    Monk schlich zum Torbogen, der die Säle trennte, einen zweiten Glassplitter in der Hand. Als er dort war, schleuderte er den Splitter in den Raum, sprang dann durch das Tor, lief zur Seite und versteckte sich hinter einem Schaukasten. Diesmal wurde kein Schuß abgefeuert.
    Sein Blick gewöhnte sich allmählich an die Dunkelheit, und er sah, daß er sich in einer kleineren Halle befand, die mit Juwelen und Elfenbein geschmückte Thronsitze enthielt. Er wußte nicht, daß der Thron von Iwan dem Schrecklichen wenige Schritte links von ihm stand und sich gleich dahinter der Thron von Boris Godunow befand.
    Der Mann vor ihm war offensichtlich längere Zeit gerannt, denn während Monks Atem nach der Wartezeit unter den Bäumen ruhig und gleichmäßig ging, konnte er irgendwo vor sich Grischins mühsam unterdrücktes Keuchen hören.
    Monk schlug mit dem Lauf seiner Automatik auf die Glasabdeckung des Schaukastens und zog seine Hand rasch wieder nach unten. Gleich darauf sah er das Mündungsfeuer in der Dunkelheit und schoß sofort zurück. Wieder zerplatzte Glas über seinem Kopf, und Grischins Kugel ließ Brillanten aus dem Diamantenthron Zar Alexeis regnen.
    Monk hatte Grischin offenbar nur knapp verfehlt, denn Grischin wandte sich um und rannte in die nächste Halle, die, was Monk nicht wußte und Grischin offenbar vergessen hatte, der letzte Raum war, eine Sackgasse, der Saal der alten Kutschen.
    Als er vor sich die hastigen Schritte hörte, rannte Monk rasch hinterher, um seine Stellung zu wechseln, ehe Grischin eine neue Schußposition finden konnte.
    Dann war er im letzten Saal und duckte sich hinter eine prunkvolle, vierrädrige Kutsche aus dem siebzehnten Jahrhundert, die mit goldenen Fruchtemblemen verziert war. Zwar boten die Kutschen halbwegs sicheren Schutz, aber sie waren auch eine
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