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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Flughafen von Boa Vista. Niemand war vorgewarnt worden, denn Bilac und Beja bewohnten statt ihrer Villen zwei kleine Zellen im Gefängnis von Brasilia. Der Flugverkehr mit Kleinflugzeugen, die sonst die Garimpeiros transportierten und die Camps im Dschungel versorgten, wurde eingestellt. Dreißig Flugzeuge wurden beschlagnahmt.
    Aktionen, die bei Kenntnis der Wirklichkeit lächerlich waren.
    Am 8. April 1989 inszenierte Präsident Sarney eine große Schau: Im Präsidentenpalast von Brasilia wurde das neue Programm Unsere Natur vorgestellt. José Sarney hielt dabei eine lange, flammende Rede.
    Sarneys Programm:
    Ein umfassender Schutz des Regenwaldes im Amazonasgebiet wird aufgebaut.
    Es werden Naturschutzgebiete und Lebensräume für alle Indianer Brasiliens errichtet.
    Eine Umweltstiftung wird gegründet, die alles kontrolliert. Nutzhölzer dürfen nicht mehr exportiert werden. Die Steuervorteile für Bauern, die den Regenwald abholzen und abbrennen, werden gestrichen. Diese Art von Landwirtschaft ist eine der Hauptursachen für die Zerstörung des Regenwaldes.
    Der Verkauf und Gebrauch von Quecksilber wird künftig von der Regierung kontrolliert, um zu vermeiden, daß durch das Goldwaschen die Flüsse im Amazonasgebiet vergiftet werden. Sondereinheiten der Polizei werden verhindern, daß Bauern und Viehzüchter den Regenwald weiterhin abbrennen, um Weideland zu bekommen.
    Teile des Amazonasgebiets werden in agro-ökologische Zonen verwandelt und kommerziell genutzt, ohne daß die Umwelt zerstört wird.
    Und dann rief Präsident Sarney den verblüfften Gästen der Veranstaltung Unsere Natur zu:
    »Unsere Natur wird von der Welternährungsorganisation – FAO – der Vereinigten Nationen unterstützt. Das Umweltschutzprogramm wird in den nächsten zwei Jahren 350 Millionen Dollar kosten. Ich lehne aber zugleich jede Bevormundung durch die reichen Länder ab, die uns vorwerfen, Brasilien zerstöre leichtfertig und aus reinen Profitgründen den für die gesamte Menschheit wichtigen Regenwald. Das sind grausame und ungerechte Beschuldigungen! Ferner lehne ich es ab, die 115 Milliarden Dollar Schulden, die Brasilien hat, bei den Gläubigerländern einzutauschen gegen Umweltschutzmaßnahmen. Das ist ein Versuch, aus Umweltschutz ein Geschäft zu machen. Brasilien ist bereit zu einer internationalen Zusammenarbeit zum Schutze des Tropenwaldes – aber ohne Vorbedingungen! Das fünf Millionen Quadratkilometer große Amazonasgebiet ist Brasiliens souveränes Erbteil – und das soll es bleiben!«
    Schöne, aber auch warnende Worte. Gebt uns die 350 Millionen Dollar für den Umweltschutz, aber redet uns nicht rein, wie wir sie verwenden.
    »Sarney ist verrückt und genial zugleich«, meinte denn auch Assis zu seinen Freunden. »Dieser Trick mit den agro-ökologischen Zonen ist unbezahlbar. Dieses Gesetz kann man dehnen wie einen Gummifaden. Liebe Freunde, Paulo und ich werden übermorgen nach Brasilia fliegen und uns um die ›Zonen‹ kümmern. Es gibt immer Wege aus dem Dschungel – auch aus dem Dschungel von Paragraphen und Gesetzen.«
    Es änderte sich nichts. Nur die Zahl der Garimpeiros. Man schätzte sie jetzt in ganz Roraima auf 150.000!
    Der Goldrausch war nicht aufzuhalten. Das Land der Yanomami war das neue El Dorado.
    Im März 1990 überflog Präsident Collor de Mello die Regionen Surucucu und Rio Parima. Neben ihm saß José A. Lutzenberger, sein neuer Umweltminister, und zeigte ihm auf der Karte und unter ihnen die unfaßbare Zerstörung des Landes, das Sterben des Regenwaldes, die Verseuchung der Flußläufe, die in den Urwald hineingeschlagenen heimlichen Pisten, auf denen der Nachschub und immer neue Glücksucher landeten.
    Mit versteinertem Gesicht sah Präsident Collor hinunter auf das Sterben der Natur. Lutzenberger hatte ihm viel davon erzählt, aber die Wirklichkeit übertraf alle Schilderungen, Berichte, Statistiken und Fotos.
    »Und das alles«, erklärte Lutzenberger, während sie von Surucucu zum Rio Parima flogen, »ist Indianerland, ist die Heimat von 10.000 Yanomami. Nach Berichten sind von ihnen in den beiden letzten Jahren über 15.000 bereits umgekommen, durch Tuberkulose, Malaria und Geschlechtskrankheiten, durch vergiftetes Wasser und die Verseuchung von Wild und Fischen. Es hält sich sogar hartnäckig das Gerücht, daß Coronel Bilac zwei Flugzeuge starten ließ, die Grippebazillen über die Indianerdörfer sprühten. Es ist ein Gerücht, und Bilac schweigt dazu.«
    »Es wird alles anders
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