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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die anderen hinein. »Wartet nur ab. Denkt in fünf Tagen an meine Worte. Es passiert was, das sage ich euch. Ich habe da was flüstern hören.«
    Und dann spielten sie weiter Karten, und Dr. Sergio Mota vergaß die dummen Worte.
    Sieben Häuser hinter Maputos Haus, an der Straße, an der noch weiter hinten die Wache der Zivilpolizei lag, kaum 100 Meter von Maputos Haus entfernt und nur 150 Meter von der großen Baracke der Militärpolizei wohnte in einem rotgestrichenen Holzhaus Mariana, die Hure. Sie gehörte zu der Siedlung wie der Kolonialwarenladen und die kleine Kirche, die vier Kneipen und der Spielsalon mit den ratternden ›einarmigen Banditen‹. In einer Siedlung, in der über tausend Seringueiros lebten, die meisten unverheiratet und deshalb ständig gierig nach Weibern, war Mariana durchaus am Platz. Sie hatte ihre Stammkundschaft, und es ging ihr gut. Da auch die Polizisten und die Militärpolizisten zu ihrer Kundschaft gehörten, kam sie manchmal in die Diensträume und erfuhr den täglichen Klatsch, den es auch hier gab.
    Heute allerdings war sie es, die eine Neuigkeit zur Zivilpolizei brachte.
    »Jungs«, sagte sie. »Da stimmt was nicht. Ich sehe das jetzt seit ein paar Tagen. Immer, wenn es dunkel wird, fährt ein kleines Auto an den Rand des Dickichts, ein oder manchmal auch zwei Männer steigen aus, verschwinden im Dschungel, und das Auto fährt schnell weiter. Das geht jetzt Abend für Abend so. Das ist doch nicht normal.«
    Die Polizisten sahen sich an und lachten dann.
    »Mariana«, antwortete einer und kniff sie in den Hintern. »Du kommst schon mit dem Zählen nicht mehr mit. Das werden wohl neue Kunden von dir sein.«
    »Ihr Idioten!« rief sie und verließ wütend die Polizeiwache.
    Ein wichtiger Hinweis wurde nicht ernst genommen. Oder wollte man gar nicht wissen, was in der Umgebung von Maputos Haus geschah?
    Nach seiner so fröhlichen Geburtstagsfeier begann Maputo sofort wieder mit seinen Rundreisen und Vorträgen. Wo er auftrat, wurde er mit donnerndem Applaus, Hochrufen und Parolen empfangen, die sich vor allem gegen die Großgrundbesitzer und Ausbeuter der Armen richteten. Und immer wieder rief Maputo in die erregte Menge hinein:
    »Freunde, wir müssen uns zusammenschließen zu einer starken Macht, einer Macht, die einmal stärker sein wird als das Kapital, das heute alles regiert. Ein Viertel aller Brasilianer lebt heute in Elendsvierteln und Slums, arbeitet bis zum Umfallen und hungert dennoch! Großgrundbesitzer, Spekulanten, Fabrikanten und reiche Viehzüchter vertreiben uns Seringueiros, vernichten unsere Wälder, bringen die Indianer um, bestechen die Behörden, bekommen Darlehen und Steuererleichterungen, weil sie die Wälder roden und auf dem Boden, der in drei Jahren wertlos ist, ein paar Neliore-Rinder weiden lassen. Und sie bekommen diese Steuererleichterungen auch noch, wenn das Land längst verlassen und Wüste geworden ist, denn niemand kontrolliert sie – aus Faulheit oder durch Bestechung. Seht euch doch die Viehzuchtbetriebe am Amazonas an! Eine blühende Wirtschaft im ehemals nutzlosen Land, brüsten sich die Politiker, und wer die Wahrheit nicht kennt, glaubt ihnen. Die Wahrheit aber ist: Nur 16 Prozent der Planungen wurden erreicht. Die ehemaligen Regenwaldböden haben nur eine dünne Humusschicht, die wenigen Nährstoffe sind schnell ausgelaugt. Der Regen wäscht das letzte aus, zurück bleibt rote, tote Erde. Aber die großen Viehzüchter kassieren ihre Subventionen – jährlich bis zu 1,27 Millionen Dollar! Damit sie Fleisch produzieren und unsere hungernde Bevölkerung ernähren. Dr. Lutzenberger, der auf unserer Seite steht und mehr über all diese Dinge weiß als ich, hat es gesagt: ›Sie – die Viehzüchter – behaupten immer noch, unsere hungrige Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Aber das ist reiner Zynismus, denn das bißchen Fleisch, das sie produzieren, geht in den Export!‹ Wir werden Tag um Tag, Stunde um Stunde betrogen. Sollen wir uns das ewig gefallen lassen?!«
    Und jedesmal brandete ihm der hundertfache Schrei entgegen: »Nein! Nein! Nein! Julio! Julio!«
    Natürlich hatten Assis und Lobos bei allen Veranstaltungen Maputos ihre Spitzel in den Sälen sitzen. Sie kannten jeden, der sprach, erfuhren alle Reaktionen auf Maputos Reden. Sie wußten, daß das Volk »Julio!« jubelte und ihm vertraute, ein besseres Brasilien zu schaffen, und sei es mit einer Revolution, wenn auch die neue Regierung 1990 versagen sollte. Maputo war
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