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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Erklärung der Menschenrechte‹ – unterzeichnet auch von Brasilien – werden die Yanomami immer noch massakriert, als handle es sich nicht um menschliche Wesen. Angesichts dieser dramatischen Situation bringt die Kirche ihre Mißbilligung zum Ausdruck. Sie ruft ihre Gläubigen zusammen, wendet sich an alle Personen, die guten Willens sind, und appelliert an die gesamte Gesellschaft, daß sich dieser Zustand verändere. Zur Verteidigung der Yanomami besteht sie hierbei auf folgenden Forderungen:


Aufhebung des Interministeriellen Erlasses Nr. 250 vom 18. November 1988, da dieser verfassungswidrig ist und sich zerstörend auf die physische und kulturelle Integrität der Yanomami auswirkt.

Unverzügliche Demarkation der von den Yanomami traditionell besiedelten Gebiete gemäß den Bestimmungen der gegenwärtigen Verfassung, mit einem Grenzverlauf, wie ihn der Erlaß der FUNAI Nr. 1.817 vom 18. Januar 1985 festlegt.

Sofortiger und endgültiger Abzug aller Goldsucher, wobei diesen Alternativen für ein würdiges Leben außerhalb der indianischen Gebiete angeboten werden sollen.

Strafrechtliche Verfolgung all derjenigen, die sich an diesem Völkermord beteiligt haben, indem sie ihn stimulierten, förderten oder unterstützten bzw. es unterließen, vorkehrende Maßnahmen zu seiner Verhinderung zutreffen.

    Die Entwicklung und Sicherheit unseres Landes kann nicht auf Leichen der Yanomami aufgebaut werden. Brasilien kann sich nicht an Auflösung und Mord indianischer Populationen beteiligen.
    Die Kirche hat den Auftrag des Evangeliums, den Yanomami ihre Würde als Kinder Gottes zuzuerkennen. Die Kirche stimmt in das Wehklagen der Yanomami ein und verbindet sich in der Verbindung der Rechte indianischer Völker, die unseren vollen Respekt und unsere ganze Solidarität verdienen, mit anderen gesellschaftlichen Gruppen.
    Brasilia, den 15. Dezember 1988
    Unterzeichnet vom Vorstand und Mitgliedern der Bischöflichen Pastoralkommission der Nationalen Bischofskonferenz Brasiliens ( CNBB )
    (Übersetzung aus dem Portugiesischen: Sigrid Gareis und Moriçá Santos de Souza Torres)
    »Darüber kann man nicht stillschweigend hinwegsehen«, sagte Pater Vincence, als er den Aufruf in den Händen hielt. »Darauf muß es eine Antwort geben!«
    Er irrte sich.
    Es gab eine Antwort – aber anders, als es jeder erwartet hatte.
    * * *
    Seit jenem Tag, als das Kopfgeld von 100.000 Dollar auf Julio Maputo ausgesetzt worden war, hatte er sich geweigert, in irgendeinem Versteck Zuflucht zu finden. Gegen den Rat all seiner Freunde war er auch nicht geflohen, sondern hatte sogar seine Tätigkeit verstärkt. Er reiste im Land umher, hielt Vorträge und sprach auf Massenversammlungen, gewann überall neue Mitglieder für seine Bewegung ›Rettet Wald und Mensch‹ und mißachtete selbst das oberste Gebot, das er seinen Companheiros, seinen Mitkämpfern, immer wieder vorgehalten hatte: »Als Tote sind wir nutzlos! Nur als Lebende können wir etwas erreichen. Paßt auf euch auf, nehmt jede Drohung ernst. Bekommt ihr eine Anuncio, begreift es als ein Todesurteil. Wer ein Anunciado ist, kann flüchten, wohin er will – die Pistoleiros bekommen ihn doch. Ich bin Anunciado. Ich weiß, daß ich nur noch wenig Zeit habe, aber diese Zeit soll unserem Kampf um Gerechtigkeit und Wahrheit dienen!«
    Es half auch nichts, daß Catarina, seine Frau, und die beiden Kinder ihn anflehten, sich zu verstecken. »Wir alle lieben dich, Julio. Die Kinder, deine Freunde, deine Verwandten und besonders ich. Wir alle wollen, daß du lebst. Was sollte ich ohne dich auf dieser Welt?«
    »Mit meinen Freunden mein Werk fortsetzen. Du bist meine Frau. Ich werde durch deinen Mund weitersprechen. Und später wird es mein Sohn tun – wenn es dann noch möglich ist, wenn dann nicht alles zu spät ist, wenn dann nicht schon Amazonien eine leergebrannte Wüste ist.«
    Selbst für 100.000 Dollar war bisher niemand bereit gewesen, Maputos Stimme zum Schweigen zu bringen. Das Kopfgeld galt nach wie vor, aber in der Stille begann Miguel Assis, den Mörder in einem anderen Kreis zu suchen. In den Versammlungen des ›Rates Neues Brasilien‹ malte er das Bild der Zukunft so düster, daß die Mitglieder des Rates, Großgrundbesitzer, Fabrikanten, Spekulanten, Bankdirektoren, Politiker und Investoren, immer unruhiger wurden. »Es hat keinen Sinn, noch länger zu warten«, sagte Assis beschwörend zu seinen Freunden. »Es geht um Milliarden Dollar, amigos. Um die industrielle
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