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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder
Autoren: Lois McMaster Bujold
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KAPITEL 1
    Sein Kampflandeshuttle kauerte still und stumm im Reparaturdock
    – feindselig, für Miles' voreingenommenen Blick. Die Außenfläche aus Metall und Fiberplastik war verkratzt, eingedellt und angebrannt. Im Neuzustand war das Shuttle stolz, glänzend und effizient erschienen. Vielleicht hatte es aufgrund seiner Traumata eine psychotische Persönlichkeitsveränderung durchlaufen. Noch vor nur wenigen Monaten war es neu gewesen …
    Miles rieb sich müde das Gesicht und stieß den Atem aus.
    Wenn hier eine beginnende Psychose herumschwebte, dann war
    sie nicht der Maschinerie entsprungen, sondern in Wirklichkeit dem Auge des Betrachters. Er nahm den gestiefelten Fuß von der Bank, auf der er sich niedergelassen hatte, und richtete sich auf, wenigstens so weit es sein krummes Rückgrat zuließ. Kommandantin Quinn, die auf jede seiner Bewegungen achtete, tat es ihm gleich.
    »Da«, Miles humpelte am Rumpf des Shuttles entlang und
    zeigte auf die Backbordschleuse, »ist der Konstruktionsfehler, der mir hauptsächlich Sorgen macht.« Er winkte den Vertriebsingenieur der Kaymer Orbital Werft näher heran. »Die Rampe dieser Schleuse fährt automatisch aus und zurück und kann auch manuell bedient werden – so weit, so gut. Aber ihre Versenknische ist im Innern der Luke, was bedeutet, daß die Tür nicht geschlossen werden kann, wenn aus irgendeinem Grund die Rampe hängenbleibt. Ich hoffe, Sie können sich vorstellen, was das für Konsequenzen haben kann.« Miles brauchte sie sich nicht vorzustellen; sie hatten sich für die letzten drei Monate seinem Gedächtnis eingebrannt. Als ständiges Replay, das man nicht abschalten konnte.
    »Haben Sie das beim Einsatz auf Dagoola IV herausgefunden,
    Admiral Naismith?«, fragte der Ingenieur in einem Ton echten Interesses.
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    »Ja. Wir haben … Leute verloren. Auch jemanden, dem ich
    sehr nahestand.«
    »Ich verstehe«, sagte der Ingenieur respektvoll. Aber seine Augenbrauen zuckten.
    Wagen Sie ja nicht, das amüsant zu finden … Zum Glück für seine Gesundheit lächelte der Ingenieur nicht. Er war ein magerer Mann von leicht überdurchschnittlicher Größe und reichte an der Seitenwand des Shuttles so weit hoch, daß er mit der Hand an der fraglichen Versenknische entlangfahren konnte. Er zog sich hoch, bis er mit dem Kinn auf Höhe der Spalte war und spähte hinein, dann murmelte er Anmerkungen in seinen Recorder. Miles unterdrückte den Impuls, wie ein Frosch auf und ab zu springen und dabei zu versuchen, das zu sehen, was der Ingenieur anschaute.
    Das hätte würdelos gewirkt. Da seine Augenhöhe nur bis zum
    Brustkorb des Ingenieurs reichte, hätte Miles eine Trittleiter von etwa einem Meter gebraucht, um die Nischenspalte der Rampe
    überhaupt auf Zehenspitzen zu erreichen. Und jetzt war er, verdammt noch mal, einfach zu müde für gymnastische Übungen, und er hatte auch keine Lust, Elli Quinn zu bitten, sie solle ihn hochheben. Er reckte das Kinn hoch – der alte unwillkürliche, nervöse Tick – und wartete, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, in einer Rührt-euch-Stellung, die seiner Uniform angemessen war.
    Der Ingenieur sprang mit einem Plumps wieder auf den Boden
    der Andockbucht herunter. »Ja, Admiral, ich glaube, Kaymer kann das für Sie durchaus übernehmen. Was sagten Sie noch mal, wie viele dieser Landeshuttles Sie haben?«
    »Zwölf.« Vierzehn minus zwei war zwölf. Außer in der Mathematik der Freien Dendarii-Söldnerflotte, wo vierzehn Shuttles minus zwei 207 Tote bedeutet hatte. Schluß damit, sagte Miles entschlossen zu der höhnischen Stimme, die in seinem Hinterkopf solche Rechnungen durchführte. Das nützt jetzt niemandem mehr.
    »Zwölf.« Der Ingenieur machte sich eine Notiz. »Was sonst
    noch?« Er beäugte das ramponierte Shuttle.
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    »Meine eigenen Ingenieure werden die kleineren Reparaturen
    erledigen, jetzt, wo es so aussieht, als würden wir eine Weile an einem Ort bleiben. Um dieses Rampenproblem wollte ich mich
    persönlich kümmern, aber mein Stellvertreter, Kommodore Jesek, ist der Chefingenieur meiner Flotte und möchte mit Ihren Spezialisten für Wurmlochsprungtechnik über die Neukalibrierung einiger unser Necklin-Stäbe sprechen. Ich habe einen Sprungpiloten mit einer Kopfverletzung, aber wie ich hörte, ist die Mikroneurochirurgie zur Implantation von Sprungsteuermodulen keine Spezialität von Kaymer. Und Waffensysteme auch nicht?«
    »Nein, in der Tat nicht«, bestätigte der Ingenieur schnell. Er berührte
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