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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers
Autoren: Jean M. Auel
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    Menschen versammelten sich auf dem Absatz der Kalkstein wand und blickten argwöhnisch auf sie hinunter. Keiner zeigte eine Willkommensgeste, und manche hielten Speere und schie nen sich, auch wenn sie nicht damit drohten, durchaus bereit zuhalten, sie auch zu schleudern. Die junge Frau konnte die nervöse Angst der Leute fast mit Händen greifen. Sie beobach tete unten vom Pfad aus, wie sich weitere Menschen auf den Felsabsatz drängten und auf sie herabstarrten. Es waren weit mehr, als sie erwartet hatte. Ihr Widerstreben, sie angemessen zu begrüßen, kannte sie bereits von anderen Menschen, denen sie und ihr Gefährte auf ihrer Reise begegnet waren. Das ist nichts Besonderes, sagte sie sich, am Anfang ist es immer so. Dennoch war ihr unbehaglich zumute.
    Der hoch gewachsene Mann sprang vom Rücken des jungen Hengstes herab. Er wirkte weder beklommen noch angespannt, zögerte aber einen Moment und ließ das Halfter des Pferdes nicht los. Er wandte sich um und sah, dass seine Begleiterin sich lieber im Hintergrund hielt. »Ayla, nimmst du bitte Ren ners Leine? Er scheint unruhig zu sein«, sagte er und blickte dann zum Felsvorsprung hinauf. »Ich glaube, die dort oben sind es auch.«
    Sie nickte, schwang das Bein über den Rücken ihrer Stute, ließ sich herabgleiten und ergriff die Leine. Der junge braune Hengst war nicht nur wegen der fremden Leute nervös, sondern auch immer noch brünstig. Auch wenn die Stute nicht mehr hitzig war, so verströmte sie doch nach wie vor die Gerüche von ihrer Begegnung mit dem Leithengst der Herde. Ayla hielt das Halfter des Braunen kurz, während sie der falben Stute viel Spiel gab und stellte sich zwischen die beiden. Sie hatte über legt, ob sie Winnie die Zügel schießen lassen sollte, denn mitt lerweile war die Stute mehr an große Gruppen von Fremden gewohnt und ließ sich meist nicht aus der Ruhe bringen. Jetzt aber schien auch sie beunruhigt zu sein. Diese Menschenmenge hätte jedes lebende Wesen nervös gemacht.
    Als die Menge den Wolf zu Gesicht bekam, drangen von dem Sims vor der Höhle aufgeregte und erschreckte Laute herab. Aber war das wirklich eine Höhle? Eine wie diese hatte Ayla nie gesehen. Wolf strich an ihrem Bein entlang und schob sich ein wenig vor sie, während er eine argwöhnische Verteidi gungshaltung einnahm. Sie konnte das Vibrieren seines leisen Knurrens spüren. Inzwischen war er gegenüber Fremden weit aus vorsichtiger als noch vor einem Jahr, als sie sich auf ihre lange Reise begaben, doch damals war er fast noch ein Welpe gewesen. Seitdem hatten einige gefahrvolle Erlebnisse seine Beschützerinstinkte gegenüber Ayla geweckt.
    Als der Mann den Abhang hinauf auf die angespannt warten de Menge zuschritt, war ihm keine Furcht anzumerken. Die Frau aber war froh, dass sie zurückbleiben und die Menschen weiterhin beobachten konnte, ehe es zur Begegnung kam. Sie hatte sich auf diesen Augenblick seit über einem Jahr vorberei tet und ihn gefürchtet. Der erste Eindruck war entscheidend, und zwar auf beiden Seiten.
    Eine junge Frau löste sich aus der Menge und eilte auf Jonda lar zu. Er erkannte seine kleine Schwester sofort wieder, ob gleich das hübsche Mädchen in den fünf Jahren seiner Abwe senheit zu einer schönen jungen Frau erblüht war.
    »Jondalar! Ich wusste, dass du es bist!«, rief sie und warf ihm die Arme um den Hals. »Endlich kommst du wieder nach Hau se!«
    Er drückte sie fest an sich, hob sie voller Freude hoch und drehte sich dabei mit ihr im Kreis. »Folara, ich bin so glück lich, dich zu sehen!« Er setzte sie wieder ab, hielt sie auf Ar meslänge von sich und betrachtete sie. »Aber du bist erwach sen geworden. Du warst noch ein Mädchen, als ich ging, und jetzt bist du eine schöne Frau - so, wie ich es immer erwartet habe.« Das Funkeln in seinen Augen verriet ein wenig mehr als nur brüderlichen Stolz.
    Sie lächelte ihn an, blickte in seine unglaublich lebendigen blauen Augen, deren Ausstrahlung sie sofort in ihren Bann zog. Sie merkte, wie sie errötete, nicht wegen des Kompliments das dachten die Umstehenden -, sondern weil sie den Mann, den sie lange Jahre nicht gesehen hatte, so anziehend fand, un geachtet dessen, dass er ihr Bruder war. Sie hatte Geschichten gehört über ihren gut aussehenden großen Bruder mit den au ßergewöhnlichen Augen, der jede Frau bezaubern konnte, doch in ihrer Erinnerung war er ein großer, liebevoller Spielkame rad, der bei allem mitgemacht hatte, was sie unternehmen woll te. Nun als
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